20. Februar 2011
Bernhard Luginbühl ist gestorben
Bernhard Luginbühl ist gestern Samstag gestorben, kurz nach seinem 82. Geburtstag, den er letzten Mittwoch feiern konnte. Die Schweiz hat einen ihrer grössten und vielseitigsten Künstler verloren. Einen kleinen Einblick in das immense Universum Luginbühl vermittelt derzeit eine Ausstellung just an einer Stätte, die zur Würdigung und Erinnerung an einen anderen, einst erst noch eng befreundeten feinfühligen Koloss der Schweizer Kunst geschaffen wurde: Das «Espace Jean Tinguely-Niki de Saint Phalle» in Freiburg zeigt noch bis zum 27. März 2011 eine Auswahl von Bernhard Luginbühls grafischem Werk und etliche seiner Eisenskulpturen.


Zur Ausstellungs-Eröffnung im November 2010 in Freiburg – Bild: http://bernout2.ch/fotos/2010LugFri/index4.html
«Luginbühls Werk ist wie eine monströse Berner Schlachtplatte: üppig bestückt, überaus sinnlich und tonnenschwer. In seinem industriellen Zoo tummeln sich Fabelwesen wie ‹Stier›, ‹Sisyphus›, ‹Zyklop›, ‹Elefant›, ‹Giraffe›, ‹Atlas› oder ‹Skarabäus› und erzählen mit unheimlicher Wucht urweltliche Geschichten», schreibt die Schweizerische Depeschenagentur sda in einer ersten Würdigung treffend.
Seit 1947 hat Luginbühl über 1’500 Skulpturen geschaffen. Populär machten ihn aber auch seine spektakulären Verbrennungsaktionen. Unendlich breit ist sein grafisches und zeichnerisches Schaffen, hinzu kommen seine viel zu wenig bekannten kraftvollen Texte, seine kulinarische Urbegabung und, und, und …
An seinem Wohnort Mötschwil machte Luginbühl 1998 in einem Park 59 seiner Eisenskulpturen der Öffentlichkeit zugänglich.
Dankbar und sehr beeindruckt hat der Schreibende mehr als einmal erleben dürfen, wie Luginbühl den guten Worten starke Taten folgen liess, so z.B. anlässlich des «WWF-Fescht für ds Läbe» in Bern, von dem untenstehende Fotografien Zeugnis ablegen, wie Kunst und Umwelt-Engagement sich bei Luginbühl mit grossartigem Effekt verbanden:

1978, Zorn 2 WALzerTRAUM von Bernhard Luginbühl – Bilder: Edouard Rieben
Mit ihm befreundet zu sein, sei nicht immer einfach gewesen, sagte der Fotograf Leonardo Bezzola vor zwei Jahren gegenüber der Berner Zeitung BZ: «Er ist ein wilder Siech.» Einmal habe Luginbühl vor den Augen Bezzolas mit einem verlotterten Revolver herumgespielt, bis ein Schuss losgegangen sei – zum Glück aber nur zum Fenster hinaus. «Das war sehr impulsiv», so Bezzola.
div/ dlb

Bild: ETHZ
Mehr:
http://www.luginbuehlstiftung.ch/
http://www.fr.ch/mahf/fr/pub/espace_jean_tinguely/expos_temporaires/actuel.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Bernhard_Luginbühl
http://www.g26.ch/art_luginbuehl.html
http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/kunst/Bildhauer-Bernhard-Luginbuehl-ist-tot/story/26596978
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Kuenstler-Bernhard-Luginbuehl-tot/story/23424083
Audio-Beiträge:
Radio DRS 3, «Focus» vom 8.10.1994
Bernhard Luginbühl im Gespräch
1994 war Bernhard Luginbühl Gast in der Sendung Focus auf DRS 3. Er erzählt im Gespräch über seine Jugend und wie er in einer Metzgerfamilie aufwuchs, seine Beziehung zu Jeannot Tinguely und seine Kunstform.
Radio DRS 1, Collage mit Aussagen von Bernhard Luginbühl (Peter Maurer, 16.2.2009):
Radio DRS 1, Zu Gast bei Bernhard Luginbühl (Jörg André, 15.2.2009):
Video-Beiträge:
SF 1:
Ein Porträt (10vor10 vom 22.11.10)
http://www.videoportal.sf.tv/video?id=61f6ad61-27af-4d23-947d-5e301d793bf8
http://www.videoportal.sf.tv/video?id=aa2a275e-a98d-442a-9161-87b44de0760c
BLUEdigitalTV:
http://www.bluedigital.ch/bluedigital/index.php/eventvideos/126-exposition-bernhard-luginbuehl-fr
Nachträge vom 21.2.11:
NZZ Online, 21.2.11:
Bilderstrecke Bernhard Luginbühl
Der Bund, 21.2.11:
Artikel von Konrad Tobler:
http://www.derbund.ch/kultur/kunst/Ich-baue-mir-ein-Monster-/story/18331498
Radio DRS, 21.2.11
Luginbühl und seine Werke (Diashow)
Radio DRS 2, «Reflexe», 21.2.11, 11.03 Uhr
Bernhard Luginbühl, der beliebte Bürgerschreck
In den 1950er Jahren gehörte Bernhard Luginbühl mit seinen Eisenplastiken zur künstlerischen Avantgarde. Zusammen mit seinem Freund Jean Tinguely teilte er die Liebe zum Schrott. Er gefiel sich in der Pose des Bürgerschrecks und sprengte mit seiner Kunst die Grenzen des sogenannt guten Geschmacks.
Radio DRS 2, «DRS 2 aktuell», 21.2.2011, 12.03 Uhr
Die fragilen Seiten des Eisenplastikers Luginbühl
Bernhard Luginbühl war ein Patriarch mit ungemeiner Präsenz. Sein Markenzeichen: riesige Eisenplastiken und Holzskulpturen, die er gerne auch öffentlich in pyrotechnischen Aktionen abfackelte. Der Zürcher Kunsthistoriker Jochen Hesse hat Luginbühls Werk jahrelang intensiv verfolgt – und dabei auch die subtile und fragile Seite des Künstlers entdeckt.
Radio DRS 1, Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 21.2.11, 18.00 Uhr, Elisa Hänni:
Kulturjournalist Fred Zaugg über Bernhard Luginbühl
Der Berner Journalist Fred Zaugg kannte den Künstler Bernhard Luginbühl persönlich. Dieser sei durchaus nicht nur ein Mann fürs Grobe, sondern auch fürs Feine und Poetische gewesen, sagt Zaugg. Und ein Kämpfer gegen Ungerechtigkeiten.

Signal auf dem Mont Vully – Bild: Luginbühl-Stiftung
Auf dieser Webseite erschienen:
Tinguelys langjähriger Freund zu Gast -> https://www.ch-cultura.ch/museum-ausstellung-galerie/tinguelys-langjaehriger-freund-zu-gast

Kommentare von Daniel Leutenegger