29. Oktober 2013
Die Kunstmalerin und Bildhauerin Gertrud Guyer Wyrsch ist gestorben
Gertrud Guyer Wyrsch wurde am 12. März 1920 in Gersau (SZ) geboren. Sie bildete sich in Bern und Paris zur Malerin aus. Am 22. Oktober 2013 ist die Künstlerin gestorben.
Foto: http://www.schwyzkultur.ch/nachrichten/kanton-kauft-werkgruppe-von-guyer-wyrsch-60.html
Bekannt wurde die Künstlerin vor allem mit ihrem Spätwerk: Türme, Knäuel, Tücher und jüngst Eisenstelen.
Dass Gertrud Guyer Wyrsch abstrakte Flächen und Stillleben gemalt hat, ist jedoch selten bekannt. Ihre Werke werden erst seit 25 Jahren rezipiert, frühere Arbeiten wurden in der Zentralschweiz nie ausgestellt. Dabei hat sich Gertrud Guyer Wyrsch in den 1970er-Jahren ihres künstlerischen Schaffens an verschiedenen Stilrichtungen orientiert und mit unterschiedlichen Materialien experimentiert.
Geboren wird Gertrud Guyer Wyrsch 1920 in Gersau SZ und verbringt ihre Kindheit und Schulzeit in München. Ihre Ausbildung zur Malerin erhält sie bei Max von Mühlenen in Bern und bei Gustave Singier in Paris. Bis in die 1950er-Jahre pflegt Gertrud Guyer eine weitgehend französisch geprägte, nachimpressionistische Malweise, wie sie damals in der Schweiz weit verbreitet war.
Um 1955 bricht das Ungegenständliche definitiv Bahn. Gertrud Guyer reagiert damit auf die breite Umwälzung der Kunst in der Schweiz hin zur Abstraktion. Ihrem Naturell entsprechend entstehen die Arbeiten einer eher erfühlten als konzipierten Vorstellung entsprechend und nicht aufgrund definierter Skizzen. Das gibt den Werken jenes zeitlebens Charakteristische im Schaffen von Gertrud Guyer: Die Spontaneität des direkt im Schaffensprozess Ertasteten, sich einer Vorstellung Annähernden, mitsamt der Gefahr, dass einmal etwas nicht gelingt.
Nicht zuletzt dieses intuitive, sich immer wieder neu auf die Entwicklung einer Bildformation Konzentrierende, bringt es mit sich, dass auch das ungegenständliche Werk Gertrud Guyers nicht im engeren Sinn eine Einheit bildet.
1956 ist sie in der ersten Schweizer Informel-Übersicht im Museum Neuenburg vertreten, als jüngste der fünf Künstlerinnen unter den insgesamt 68 Ausstellenden von Max Bill über Claude Loewer bis Rolf Iseli.
Die Heirat und die Geburt von Tochter Anna (1960) bilden eine Zäsur. Es folgen mehrere Wohnortswechsel, 1970 zieht die Familie nach Kilchberg bei Zürich. Erstmals hat sie wieder ein Atelier. Das beflügelt. Die neue Lust manifestiert sich im Material. Sie besorgt sich Holz und kauft eine Stichsäge.
Formal orientiert sich Gertrud Guyer an Zürich, wo um 1970 die «konkrete Kunst» der zweiten Generation in Hochblüte steht. Der Schritt ist nach den ungegenständlichen Arbeiten der 1950er/60er-Jahre nicht weit, öffnet diese quasi in den Raum. Aus vielfach quadratischen Sperrholzplatten sägt sie einzelne Formelemente, die sie so anschleift, dass beim wieder Zusammenfügen der rund und eckig kombinierenden Teile Abstände entstehen, die sie überdies durch Höhenunterschiede akzentuiert. So entstehen Reliefgestaltungen in Holz und Mobiles aus Schwemmholz.
Ihre künstlerische Blüte entwickelt sie jedoch mit ca. 60 Jahren. Ab 1990 entstehen dreidimensionale Objekte in Sperrholz. Zuerst «Türme», dann Säulen und später Stelen. Neben dem Aufstrebenden wendet sich die Künstlerin dem in sich Geschlossenen zu: 2003 versucht sie die ersten Knäuel und Knoten.
Schliesslich besucht sie mit 88 Jahren einen Schweisskurs und wendet sich neuem Material zu. Der Stahl erlaubt nun gebogene Flächen, was eine architektonische Dimension sichtbar macht.
Aus Anlass des 90. Geburtstags zeigte das Nidwaldner Museum vom 7. März bis 16. Mai 2010 im Winkelriedhaus Stans einen Querschnitt durch ihr Lebenswerk.
Quelle:
Mehr:
http://www.sikart.ch/KuenstlerInnen.aspx?id=4002345
http://www.kunst-forum.ch/index.php?id=12&tx_artbase[artist]=109
http://www.schwyzkultur.ch/nachrichten/kanton-kauft-werkgruppe-von-guyer-wyrsch-60.html
http://www.c2f.ch/en/works/gertrud-guyer-wyrsch
http://www.stans.ch/dl.php/de/0cwev-11fzuu/Guyer_Wyrsch_Gertrud.pdf
Bild: Gertrud Guyer Wyrsch | Knäuel, oder Endlos – Schleife | Kirschbaumholz | Höhe, Breite, Tiefe: 50-54 cm, 2011/2012
Videos:
gertrud guyer – wachsen und durchdringen (trailer)
http://www.youtube.com/watch?v=8dS98NQ6pUQ
Wachsen und Durchdringen Stefan Hugentobler (2007, 50′): http://www.artfilm.ch/wachsen-und-durchdringen-trailer
Kommentare von Daniel Leutenegger