14. März 2025
«EVA AEPPLI IM DIALOG – PETER AERSCHMANN, NICI JOST, AUGUSTIN REBETEZ UND ANA VUJIC»
Kunsthaus Zofingen: Ausstellung zum 100. Geburtstag und 10jährigen Todestag von Eva Aeppli, vom 15. März bis am 15. Juni 2025 - Vernissage am 15. März um 16 Uhr

Bild: Eva Aeppli, Soleil noir, 1975 – 1976, Seide, Kapok, Watte, Samt, Metallstab, 215 cm hoch (stehend) (Privatbesitz), Foto: Martin P. Bühler
Eva Aeppli (*1925 in Zofingen; † 2015 in Honfleur, Frankreich) war eine Schweizer Materialkünstlerin. 2025 jährt sich der Geburtstag dieser herausragenden Künstlerin zum 100. Mal. Und ihr Todestag jährt sich zum 10. Mal. Dies ist eine besondere Gelegenheit, der Künstlerin in ihrer Geburtsstadt Zofingen eine Ausstellung zu widmen.
In den Ausstellungsräumen des Kunsthauses Zofingen werden zentrale Werke aus den 1960er- bis in die 1990er-Jahre von Aeppli in Gegenüberstellung mit Kunstwerken von zeitgenössischen Künstler:innen gezeigt. Sie eröffnen einen interessanten künstlerischen Dialog: Die vier Kunstschaffenden Peter Aerschmann (1969 in Fribourg-Freiburg, lebt und arbeitet in Bern), Nici Jost (1984 in Banff, Kanada, lebt und arbeitet in Arni, AG), Augustin Rebetez (1986 in Delémont, lebt und arbeitet in Mervelier JU) und Ana Vujic (1981 in Pozarevac, Serbien, lebt und arbeitet in Basel) setzen in Gegenüberstellung mit Aeppli neue visuelle Impulse und zeigen in raumgreifenden Installationen, Videoarbeiten, Skulpturen, Objekten, Malerei und Zeichnung die Relevanz und die Bedeutung Eva Aepplis für die heutige Kunstszene.
Ohne Zweifel gehört Eva Aeppli zu den interessanteren Schweizer Positionen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Doch ihr Werk zu kategorisieren oder zu verorten bleibt eine Herausforderung; sie scheute weder die Figuration noch christliche Ikonografie oder die Astrologie und bewegte sich somit abseits zeitgenössischer Kunstströmungen.
Erschwerend kommt hinzu, dass sie sich kaum über ihr Werk äusserte. Gerade deshalb ist eine Gegenüberstellung mit zeitgenössischen Kunstwerken ein interessanter Ansatz. Wie ordnen Künstler:innen der Gegenwart das Werk von Eva Aeppli ein?

Bild: Peter Aerschmann, MARIONETTEN 1, 2025, HD video, 10 min loop, no sound, Edition: 5 + 1 AP
Peter Aerschmann arbeitet in den Bereichen Foto und Video. Aerschmann entwickelt für die Ausstellung eine raumgreifende Videoinstallation, die auf die lebensgrosse Puppe «Soleil Noir» von Eva Aeppli reagiert und diese in das Hier und Jetzt transportiert. Im barocken Kronleuchtersaal im Obergeschoss wird «Soleil Noir» auf einem Podest monumental inszeniert; die Puppe entstand 1975/76 und zeigt einen schematisierten, lebensgrossen, in ein dunkles Samtgewand gehüllten Körper, mit aus Seide handgenähten, mit Kapok gefüllten Händen und Kopf.
Peter Aerschmann zeigt in seiner neu für die Ausstellung im Kunsthaus Zofingen erstellten Videoanimation «Marionetten» digital animierte Puppen, die sich sowohl visuell als auch inhaltlich direkt auf «Soleil Noir» beziehen.
Die gesamte Ostwand des Saals wird mit dem grossflächig projizierten Video «Marionetten» bespielt und macht so die Verschränkung von realen und digitalen Sphären bildhaft. Die Gegenüberstellung zwischen der dunklen, statischen Puppe aus den 1970er-Jahren und einer zeitgenössischen digitalen Animation erlaubt ein ganzheitliches Erlebnis.
In den anderen Räumen wird Peter Aerschmann zwei weitere Videos auf Monitoren zeigen, die inhaltliche Bezüge zur Bildsprache Aepplis aufweisen.

Bild: Nici Jost, Pink Collection, 2019, Installation, Masse variabel
Die künstlerische Praxis der Aargauer Künstlerin Nici Jost wird von einer anhaltenden Faszination für die Farbe Pink geleitet. Diese Wahl ist nicht nur eine ästhetische Vorliebe, sondern eine bewusste Auseinandersetzung mit einem Farbton, der die konventionellen Grenzen von Kunst und kulturellen Narrativen überschreitet.
Im Kunsthaus Zofingen wird Nici Jost auf die beiden rosafarbenen Puppen «Les cinq Roses» mit einer Rauminstallation reagieren. Dazu bestimmt die Künstlerin die Farbtöne der Zwillingspuppen «Les cinq Roses» präzise und übersetzt diese in eine raumgreifende Installation mit Objekten,
Fotografien und Videos.
Die feinen Farbnuancen der rosa Puppen werden durch den Einsatz multimedialer Elemente, von Fotografie und Videoinstallationen bis hin zu immersiven Umgebungen, in ein multisensorisches Erlebnis übersetzt. Anders gesagt, wird die Skulptur «Les cinq Roses» inmitten der Installation von Nici Jost eingebettet und geht in die rosa Farbwelt der Künstlerin ein.

Bild: Augustin Rebetez, Ohne Titel, 2020, Fotografie, 40 x 60 cm, Edition 6 + 1AP
Augustin Rebetez wird im Kunsthaus Zofingen eine zuweilen humoristische Gegenüberstellung mit Figuren, Gemälden, Fotografien und Objekten zu Eva Aeppli inszenieren. Rebetez ist spartenübergreifend tätig in den Bereichen Malerei, Skulptur, Fotografie, Installation, Video, Musik und Theater.
Er schafft poetische und zugleich wilde Installationen, die von Gemälden, Skulpturen und vibrierenden Videos durchzogen sind. Seine Gemälde im Kunsthaus Zofingen und seine Objekte aus Fundgegenständen und aus Gips nehmen die Formen von Eva Aeppli auf und übersetzen sie in seine ganz eigene Bildsprache. Rebetez arbeitet mit Formen und Figuren, die an sogenannt primitive Kunst denken lassen und subtil und poetisch auf die Bildwelt von Eva Aeppli Bezug nehmen.
Mehrere Bronze-Köpfe von Eva Aeppli, die aus Abgüssen von aus Seide und Kapok handgenähten Köpfen hergestellt sind, werden im Erdgeschoss vor den grossen Rundbogenfenstern gezeigt. Sie haben archaische Züge und stehen im Zwiegespräch mit Vögeln, Herzen, Masken und den menschlichen Wesen von Rebetez.
Augustin Rebetez’ Objekte und Gemälde zeichnen sich durch eine rohe Ästhetik und den Einsatz von rudimentären Werkzeugen und Materialien wie Holz, Pappe, Kohle oder Gips aus.
-> https://augustinrebetez.com/

Bild: Ana Vujić, Just another fear, Kohle auf Papier, 2025
Ana Vujić passt mit ihren grossformatigen Kohlezeichnungen in Schwarz-Weiss und ihren Darstellungen von Frauenfiguren, die die menschliche Lebensweise in Frage stellen, bestens zu den Arbeiten von Eva Aeppli. Bei Eva Aeppli stand ein karges, asketisches Menschenbild von zeichenhafter Figürlichkeit im Zentrum. Ihre reduzierte Formensprache und eine schwarz-weiss dominierte Farbskala kennzeichneten die grossformatigen, flächig-raumlosen Gemälde. Die düsteren Motive mit dürren Figuren und oft übereinandergeschichteten Skeletten und Totenschädeln und die dunkle Farbpalette trugen Eva Aeppli das Etikett «Malerin des Todes» ein.
Ana Vujić wird im Kunsthaus Zofingen grossformatige Zeichnungen in Kohle ausstellen, die die Arbeit von Eva Aeppli aufnehmen und in die Gegenwart transportieren. Genderthemen und gesellschaftliche Abgründe spielen eine wichtige Rolle in ihrem Werk. Vergangenheit, Traum und zukünftige Wünsche erscheinen stets als in einander verwobene Knotenpunkte.
Ihre grossformatigen Kohlezeichnungen werden als Rauminstallation erlebbar gemacht, so dass Besucher:innen in das Dargestellte eintauchen können.
Vermittlung / Publikation
Die Ausstellung nimmt mit umfassenden Saaltexten zu Eva Aeppli und zu den zeitgenössischen Werken Vermittlungsarbeit auf. Eine Publikation zur Ausstellung entsteht in Zusammenarbeit mit dem Verlag Edition Valnød in Basel. Den Faden der Kuratorin Eva Bigler aufnehmend, zeigt die Publikation den Zusammenhang zwischen Eva Aepplis Werk, das zwischen 1960 und 1990 entstanden ist, und aktuellen, zeitgenössischen Positionen, die von der Künstlerischen Leiterin des Kunsthauses Zofingen dazu ausgesucht wurden.
khz
Kontakt:
Im Kunstmuseum Solothurn findet dieses Jahr ebenfalls eine Ausstellung zu Eva Aeppl statt:
«À suivre: Eva Aeppli in der Sammlung des Kunstmuseum Solothurn»,
vom 13. April bis am 31. August 2025
Auf ch-cultura.ch u.a. erschienen:
2017
2015
2012
Diverses
https://ch-cultura.ch/?s=eva+aeppli
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Kommentare von Daniel Leutenegger