3. Januar 2025
«ILONA KESERÜ: FLOW»
Ausstellung im Muzeum Susch, bis am 26. Oktober 2025
Bild: © Ilona Keserü / Muzeum Susch / Art Stations Foundation – Foto: Federico Sette, https://www.federicosette.com/about
Die vom Muzeum Susch ausgerichtete Retrospektive «Ilona Keserü: Flow» präsentiert Werke einer der bedeutendsten abstrakten Künstlerinnen Ungarns, in einer Ausstellung, die die wiederkehrenden Motive und Themen erforscht, die Keserüs unverwechselbaren Zugang zur Kunst seit mehr als 70 Jahren prägen.
In Keserüs Œuvre treffen markante Entwicklungslinien der modernen europäischen Kunst auf Referenzen zu barocker Architektur und ungarischer Volkskultur. Unter den Künstler:innen, die ihr Denken nachhaltig beeinflusst haben, hebt Keserü besonders Maria Jarema, Alberto Burri, Lucio Fontana und Cy Twombly heraus. Ihre künstlerische Inspiration bezieht sie auch aus folkloristischen Motiven und Textilien, insbesondere den rustikalen Unterröcken, die sie auf dem Markt ihrer Heimatstadt Pécs erwarb.
Ein einjähriger Aufenthalt in Italien (1962) weckte ihre Faszination für die italienische Architektur, was zur Entstehung von Keserüs ersten wichtigen Gemälden führte. Diese Werke, die als Einstieg in die reife Phase der Künstlerin gelten, lehnten figürliche Bilddarstellungen zugunsten der Abstraktion ab. 1967 entdeckte die Künstlerin die herzförmigen spätbarocken Grabsteine auf dem Friedhof von Balatonudvari und erkannte in ihnen das «Bild ihrer instinktivsten Handbewegung». Dieser Moment der Inspiration und Klarheit führte zu einem Wellenmotiv, das mit einem Bogen durchzogen ist und zentral für Keserüs künstlerische Praxis wurde. Ein weiteres wiederkehrendes Motiv ist das «Knäuel», das ebenfalls als eine der zentralen Metaphern ihres Œuvres betrachtet werden kann.
Die späten 1960er-Jahre waren für Keserü eine Zeit intensiver Experimente, in denen sie begann, verschiedene Materialien und Techniken zu erkunden. In dieser Phase – unabhängig von der zeitgleich aufkommenden «zweiten Welle» des Feminismus – traten die Themen weiblicher Identität in ihrer Kunst hervor. Sie gehörte zu den Ersten ihrer Generation, die das Nähen nicht als reines Handwerk, sondern als grundlegendes Mittel ihres künstlerischen Ausdrucks nutzten. Für ihre Textilreliefs entwickelte Keserü die Technik der Leinwandprägung, die zu ihrem Markenzeichen werden sollte.
Farben spielten traditionell eine zentrale Rolle in Keserüs Schaffen. Tatsächlich basierte ihr Einsatz leuchtender, lebendiger Farbtöne auf ihren Studien über die Beziehung zwischen den Farben der menschlichen Haut und den Farben des Regenbogens. Sie hat auch andere Aspekte der Regenbogenfarben ausgearbeitet, manchmal in Kombination mit sprachlichen Elementen oder in Bezug auf die Anwesenheit von Teilnehmenden.
1987 brachte Keserüs Interesse am «Möbiusband» sie dazu, eine unendliche Farbfolge mit räumlichen Formen zu verbinden. Ein weiterer Wendepunkt in ihrer jahrzehntelangen Farbforschung kam 2001, als sie nach ihrem zweiten Aufenthalt in Rom von der Renaissancetechnik des Cangiante angezogen wurde, die sie für die Umschreibung von musikalischem Klang in visuelle Formen nutzte.
Im Jahr 2024 feierte Ilona Keserü ihren 91. Geburtstag und sie arbeitet weiterhin mit unverminderter Kraft. Der letzte Raum der Ausstellung zeigt die neuesten Werke der Künstlerin, die eine eindrucksvolle Perspektive auf die Retrospektive als Ganzes bieten.
Kuratorin: Mónika Zsikla
Forschungsbegleitung der Ausstellung: Agata Jakubowska
ms
Kontakt:
https://www.muzeumsusch.ch/de/2045/Ilona-Keseru-Flow
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Video:
«lona Keserü: Flow» at Muzeum Susch | Exhibition Trailer
Kommentare von Daniel Leutenegger