30. April 2025
DIE SCHWEIZER KARIKATURISTIN ANNA REGULA HARTMANN (ANNA) IST GESTORBEN
Die am 19. Februar 1941 in Bern geborene Schweizer Karikaturistin und Malerin ANNA (Anna Regula Hartmann-Allgöwer) ist am 29. April 2025 gestorben.

Bild: Selbstporträt von ANNA. In «Lachfalten» (1997), Zytglogge-Verlag
Abschiedsbrief
Liebe Freundinnen und Freunde,
am liebsten würde ich jedem von euch einen persönlichen Abschiedsbrief schreiben und für eure Freundschaft danken. Doch ich kann das nicht mehr, denn ich leide seit etwa 12-14 Jahren unter Parkinson, einer Krankheit, die keine Heilung kennt, ein böses Ende nimmt und mich immer stärker in ihren eisernen Griff. Im Einverständnis mit meiner Familie und Freunden habe ich mich deshalb für eine Freitodbegleitung entschieden.
Ich bitte euch um Verständnis und danke euch für eure Freundschaft. Von Herzen wünsche ich euch Gesundheit und alles Gute.
Anna Regula
Anna-Regula Hartmann-Allgöwer ANNA studierte Medizin und Kunst in Basel. Ihr Interesse für Medizin hatte sie als 14-Jährige entdeckt, als sie neben dem Gymnasium Zeichenkurse an der Gewerbeschule in Basel besuchte. Dort nahm sie auch an Akt-Zeichenkursen teil, die sie mit der menschlichen Anatomie vertraut machten.
ANNA schloss ihr Medizinstudium mit einer zum grössten Teil gezeichneten Dissertation über das Thema der Wundheilung ab. Sie übte den Medizinberuf nie aus, weil sie ahnte, dass ihr Ziel nicht in der Medizin, sondern im Zeichnen liegen würde. Neben ihrem Medizinstudium besuchte ANNA Kurse an der Kunstakademie in Basel. Ihr Medizinpraktikum absolvierte ANNA in Paris, um an der Kunstakademie La Grande-Chaumière studieren zu können.
Nach dem Staatsexamen arbeitete ANNA als Grafikerin bei Hoffmann-La Roche, wo sie in Film und Prints medizinische Themen illustrierte. Nach dem Studium, am Anfang der 1970er-Jahre, begann ANNA mit dem Filmemachen, wobei der Inhalt ihrer Arbeit noch immer vorwiegend die Medizin war. Im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit realisierte sie unter den Titeln «Wie man keine Kinder macht!» und «Pubertät ist, wenn die Eltern schwierig werden» zwei Filme über Verhütung, insbesondere im Zusammenhang mit dem HI-Virus, das sich zu dieser Zeit stark verbreitete.
In der Folge unterstützte ANNA mit einer eigenen Live-Zeichnungstechnik medizinische Sendungen des Schweizer Fernsehens (mit Mäni Weber, Moderation). In den 1970er-Jahren bekam ANNA mit ihrem Mann innerhalb von dreieinhalb Jahren vier Kinder, und daraufhin versuchte sie Arbeit und Privatleben besser zu verbinden, d. h., sie verlegte ihre Aktivität auf illustrative Arbeit, die sie von zu Hause aus machen konnte: «Innere Kinder», «Fading Portraits», «25 Dienstjahre», «Andere Bilder» und Objekte und Karikaturen.

Bild: ANNAs Karikatur «Von Vorn beginnen». In «Wechseljahre» (1996), Zytglogge-Verlag
ANNA wohnte mit ihrem Ehemann in Basel und war siebenfache Grossmutter. Sie war ehemaliges Vorstandsmitglied sowohl von «Exit» wie auch von «Dignitas».
ANNA ist schweizweit als Karikaturistin bekannt. Ihr Zeichenstil ist unverkennbar. Ihre von einer klaren Linie umrissenen Karikaturen bestehen oft aus einem einzigen, durchgehenden Strich. Es ist eine Reduktion auf das Wesentliche, eine gedankliche Herausforderung, um prägnant den Sinn einer Sache zu treffen.
Im Zentrum ihrer Karikaturen und Malerei steht der Mensch, mit dessen Geschichte und Lebensphasen sie sich auseinandersetzt. Ziel ihrer Kunst war es immer, das Liebenswerte am unvollkommenen, kranken oder alten Menschen aufzuzeigen.
ANNA warf einen kritischen Blick auf verschiedene Themen, die medizinisch, gesellschaftlich und politisch geprägt sind und scheute keine Tabus. Sie karikierte gesellschaftliche Umstände und Missstände, was auch immer wieder zu Kritik führte. Zu ihren bevorzugten Themen gehörten die Darstellung von menschlichen Schwächen und Sehnsüchten, vor allem in den Bereichen der Medizin, der Politik und der Psychologie. Aber auch gesellschaftliche Ungerechtigkeiten, Lieblosigkeit, Altersdiskriminierung, Frauen- und Teilzeitarbeit im medizinischen Kontext, Religion, Sexualität, die Ärzteschaft, das Spannungsfeld zwischen Arzt und Patient:in und der/die Patient:in als Konsument:in und die Überkonsumation von Alternativmedizin waren typische Themen. ANNA arbeitete viel mit Wortspielen, Bilderrätseln und Doppeldeutigkeiten.
ANNA gestaltete seit vielen Jahren im Auftrag der Schweizerischen Ärztezeitung die letzte Seite, zeichnete aber auch Porträts und Illustrationen für verschiedene Auftraggeber:innen, Ihre Karikaturen erschienen in vielen Zeitschriften und Zeitungen, unter anderem in der «NZZ», der «BAZ» und der «FAZ».

Bild: ANNAs Karikatur In «Wechseljahre» (1996), Zytglogge-Verlag
Ihr erstes Karikaturen-Buch «Wechseljahre» veröffentlichte ANNA im Frühjahr 1996. Darin geht es um Übergangssituationen bei Männern und Frauen, in freundschaftlicher, familiärer und beruflicher Hinsicht und um Gesundheit und Krankheit, insbesondere auch um das Thema der Wechseljahre.
«Cordialement l’autre» (1997) handelt von den Beziehungen zwischen Männern und Frauen, Jungen und Alten und den Patienten und Patientinnen und den Pfleger und Pflegerinnen. Um die Beziehung von Patienten und Patientinnen mit Ärzten und Ärztinnen geht es auch in «1x täglich» (1997). Weitere Bücher sind: «Inside Outlandish» (1997), «Lachfalten» (1999), «ANNAtomy» (2001), «ANNAlyse» (2001), «Reibungswärme» (2013) und «Windeljahre»(2015).
Für ihre Bücher «Böse Blumen» (2006) und «Für die Liebe ist es nie zu spät» (2003) zeichnete ANNA Portraits von drogenabhängigen Menschen bzw. Altersheimbewohner:innen. Sie zeugen vom Leben mit Abhängigkeit, enttäuschten Hoffnungen, gescheiterten Vorhaben, Misstrauen, Sehnsucht, aber auch von Selbstbehauptung, neuem Lebensmut, Liebe, Freundschaft und Heiterkeit.
Zu ANNAs Malereien gehört die Serie zu den «inneren Kindern», bei der sie malerisch das Kind darstellte, das sie einst war, dessen Erwartungen, Ängste und seine inneren Möglichkeiten. Mit dem Thema der verblassenden Erinnerung setzte sich ANNA in «Fading Portraits» auseinander. Weitere Serien waren «25 Dienstjahre» und «andere Bilder und Objekte».
Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/ANNA
https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de
Am 30.04.2025 leicht der Aktualität angepasst von dlb
Video:
ANNA (Anna Hartmann) im «Gezeichnet»-Portrait
Anna Regula Hartmann-Allgöwer, Dr. med., bekannt als Karikaturistin ANNA
Mehr:
https://www.hommages.ch/de/traueranzeige/anna-regula-hartmann-allgower
http://www.mitspitzerfeder.de/project/anna-anna-regula-hartmann-allgoewer/
https://www.zytglogge.ch/windeljahre-978-3-7296-0908-2
https://www.komische-kunst.ch/April2017/index.html
https://ch-cultura.ch/cartoon-comix-karikatur/gezeichnet-2022-krisen-krieg-und-karikaturen/
https://de.wikipedia.org/wiki/ANNA

Bild: © https://www.komische-kunst.ch/April2017/index.html
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Kommentare von Daniel Leutenegger