5. Dezember 2008
Wellness für Bücher
Die Schweizerische Nationalbibliothek hat 1 Million Dokumente entsäuert. Schlechtes Papier zersetzt sich mit dem Alter. Ein chemisches Verfahren namens Papierentsäuerung kann diesen Prozess aufhalten. Die Schweizerische Nationalbibliothek hat dieses Jahr ihr millionstes Buch entsäuert.
Man traut seinen Augen kaum: Bücher in Gitterkörben werden in eine Röhre eingefahren, die aussieht wie eine riesige Waschmaschine. Dann wird die Röhre geflutet, das Papier ist vollkommen mit Flüssigkeit bedeckt. Was auf den ersten Blick wie der sichere Tod für die Dokumente aussieht, ist in Wirklichkeit deren Rettung. Die Flüssigkeit ist nicht Wasser, sondern eine chemische Verbindung aus Titan- und Magnesiumalkoholaten. Diese verlängert das Leben der Dokumente um mindestens das Vierfache.
Praktisch alle Papierdokumente aus den Jahren 1850 bis 1970 müssen behandelt werden, wenn sie auch in Zukunft lesbar sein sollen. Denn in dieser Zeit enthielt das Papier viel Säure. Die Folge: Es zersetzt sich selbst.
Seit dem Jahr 2000 behandelt die Schweizerische Nationalbibliothek (NB) ihre auf Papier gedruckten Bestände nach diesem Verfahren mit dem Namen «papersave swiss»: Bücher, Zeitungen und Zeitschriften, Schriften von Vereinen. Dieses Jahr hat sie ihr millionstes Dokument entsäuert. Insgesamt wurden in den letzten acht Jahren 300 Tonnen schriftliches Kulturgut der NB vor dem Verfall gerettet. Weiteren 150 Tonnen – rund 0.4 Millionen Dokumenten – steht die Wellnesskur noch bevor.
Möglich wurde diese grosse Rettungsaktion dank Sonderkrediten des Bundes. Für rund 13,5 Millionen Franken wurde die Entsäuerungsanlage zwischen 1998 und 2000 errichtet, auf dem Gelände der Firma Nitrochemie Wimmis AG, die sie auch betreibt. 120 Tonnen Papier pro Jahr kann sie behandeln. Hauptkunden sind mit rund je 40 Tonnen pro Jahr die Schweizerische Nationalbibliothek und das Schweizerische Bundesarchiv. Jeder Institution stehen bis ins Jahr 2010 jährlich 1 Million Franken für die Papierentsäuerung zur Verfügung.
Hans-Dieter Amstutz
Kontakt:
Hans-Dieter Amstutz
Leiter Marketing und Kommunikation
Eidgenössisches Departement des Innern EDI
Bundesamt für Kultur BAK
Schweizerische Nationalbibliothek NB
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Kommentare von Daniel Leutenegger