5. Februar 2015
Vision Award von Locarno geht an Walter Murch, Schnitt- und Tonmeister von Hollywood
Der Filmeditor, Sound Designer und dreifache Oskar-Preisträger Walter Murch (Bild) wird am 68. Festival del film Locarno mit dem Vision Award - Nescens ausgezeichnet.
Foto: © Festival del film Locarno 2015
Mit dem Vision Award – Nescens ehrt das Festival auch dieses Jahr eine Persönlichkeit, die dank ihrer Intuition und ihrem Wissen Filmgeschichte geschrieben hat.
Die Auszeichnung wird am 68. Festival del film Locarno dem Filmeditor und Sound Designer Walter Murch verliehen – der Mann, der für seine Arbeit den Begriff «Sound Designer» erfand. Diese Preisverleihung ist die Krönung einer dreifachen Hommage, die das Festivals grossen US-amerikanischen Kreativen widmet – nach dem Meister der Special Effects Douglas Trumbull und dem Kameramann Garrett Brown, der Mitte der 1970er Jahre die Steadycam® entwickelte.
Walter Murch arbeitete zuerst als Tontechniker, dann als Sound Mixer und Cutter. Er entwickelte im Laufe seiner Karriere das Konzept der audio-visuellen Komposition als einheitliche Entität.
Sein Name ist eng verbunden mit amerikanischen Kultregisseuren, die in den Siebzigerjahren aufstrebten – darunter George Lucas (THX 1138, 1971; American Graffiti, 1973) und Francis Ford Coppola (Liebe niemals einen Fremden, 1969; Der Pate, 1972; Der Pate – Teil II, 1974).
1980 gewann Murch für seine überragende Leistung als Sound Mixer bei Apocalypse Now (1979) von Coppola seinen ersten Oscar. 1985 debütierte er als Regisseur mit dem Film Oz – Eine phantastische Welt. 1997 gewann er zwei weitere Oscars, und zwar für den Filmschnitt und den Sound von Anthony Minghellas Der englische Patient (1996).
Er bleibt bis heute der Einzige, der in diesen beiden Kategorien für denselben Film mit je einem Oskar ausgezeichnet wurde – wobei er schon 1975 für den Schnitt und den Sound von Coppolas Der Dialog (1974) zwei BAFTA Film Awards gewonnen hatte.
Als Filmeditor leistete Murch Pionierarbeit. Bei jedem Systemwechsel experimentierte und entwickelte er neue Verfahren, die den Übergang von Analog auf Digital ermöglichten.
2001 publizierte Walter Murch das Sachbuch Ein Lidschlag, ein Schnitt. Die Kunst der Filmmontage – ein zentrales Werk in diesem Fachbereich. Über Murch sind lediglich zwei Publikationen erschienen: Die Kunst des Filmschnitts – Gespräche mit Walter Murch (Michael Ondaatje) und Behind the Seen (Charles Koppelman).
Carlo Chatrian, der künstlerische Leiter des Festivals: «Murchs Anwesenheit in Locarno ist eine grosse Ehre für uns und verleiht dem Preis, der vor drei Jahren eingeführt wurde, noch mehr Perspektive. Walter Murch ist (um es nach den Worten von Francis F. Coppola zu fassen) ein Pionier: «Er ist ein Mensch, dem man aufmerksam und mit Freude zuhören sollte.« Seine Arbeit übersteigt das Konzept von Zusammenarbeit. Was er in Der Pate – Teil II und Apocalypse Now gemacht hat ist der Beweis, dass grosse Filme fast immer aus einer tiefen Komplizenschaft zwischen grossen Kreativen entspringen. Einer dieser Kreativen – einer der diskretesten und einflussreichsten – will das Filmfestival von Locarno dieses Jahr gebührend würdigen.»
Während dem Festival haben das Publikum und die Gäste die Möglichkeit, Walter Murch persönlich zu treffen und anlässlich einer Master Class die Geheimnisse seiner Arbeit zu erfahren.
Das 68. Festival del film Locarno findet vom 5. bis 15. August 2015 statt.
ffl
Kontakt:
Kommentare von Daniel Leutenegger