14. April 2015
Schweizer Grand Prix Design 2015 für Lora Lamm, Luc Chessex und Team’77
Das Bundesamt für Kultur (BAK) zeichnet die Grafikerin Lora Lamm, den Fotografen Luc Chessex sowie die Typographen André Gürtler, Christian Mengelt und Erich Gschwind des Team'77 mit dem diesjährigen Schweizer Grand Prix Design aus. Die Preisträgerin und die Preisträger werden am Dienstag, 16. Juni 2015 geehrt, anlässlich der Ausstellung der «Swiss Design Awards 2015», zusammen mit den diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträgern der Schweizer Designpreise 2015. Filmische und fotografische Portraits der Preisträgerin und der Preisträger werden im Rahmen der Ausstellung «Swiss Design Awards 2015» vom 16. – 21. Juni 2015 parallel zur Art Basel und Design Miami gezeigt.
Die Eidgenössische Designkommission
unterstreicht mit ihrer Wahl «die herausragende und pionierhafte Bedeutung der
Lebenswerke der Preisträgerin und der Preisträger, welche entscheidende Impulse für
das Kulturschaffen in der Schweiz gesetzt haben: Ob durch die Entwicklung der
legendären Schrift Haas Unica als einem epochalen Beitrag des Team’77 zur
Schriftgestaltung in der Schweiz, oder durch Lora Lamms innovative Revolte
innerhalb der Mailänder und männerdominierten Designwelt der 1950er- und
1960er-Jahre, oder durch Luc Chessex› Hinterfragung der Macht und Wahrheit von
Bildern mitsamt einer der grössten Fotosammlungen zur kubanischen Revolution.»
Seit 2007 hebt der Schweizer Grand Prix Design, dotiert mit jeweils 40’000
Schweizer Franken, das Werk von namhaften Designerinnen und Designern hervor,
«welches im nationalen und internationalen Kontext die Qualität und Relevanz
Schweizer Designpraxis repräsentiert».
Die Preisverleihung der Schweizer Grand Prix Design und der Schweizer Designpreise 2015 findet am Dienstag, 16. Juni 2015 anlässlich der Ausstellung der «Swiss Design Awards 2015» statt.
Die Preisträger
- Lora Lamm, *1928 in Arosa, Grafikerin, Zürich
Lora Lamm studierte von 1946 bis 1951 Grafik unter anderen bei Johannes Itten, Ernst Keller und Ernst Gubler an der Kunstgewerbeschule Zürich. Nach dem Studium und ersten Anstellungen zog es sie ins wirtschaftlich boomende Mailand der Nachkriegszeit. Dort begann sie zunächst im Studio Boggeri, in dem auch andere renommierte Schweizer Designer arbeiteten, dann als Verpackungsgestalterin der Firma Panettone Motta Milano. 1954 wechselte sie auf Empfehlung des Schweizer Grafikers Max Huber in die Werbeabteilung des Warenhauses La Rinascente und übernahm wenig später als Vertretung des Chefgrafikers die Gestaltung und Produktion der Hauszeitschrift Cronache. Innerhalb des renommierten Mailänder Hauses setzte sie schnell ihre eigenen gestalterischen Visionen durch und eroberte ein neues weibliches Publikum für La Rinascente.
Durch ihren originellen Einsatz von Fotografie, Illustration und Typografie – unter anderem inspiriert von grafischen Beispielen internationaler Kaufhäuser in New York oder Tokio – definierte sie bis heute in der Modewelt gültige Bildideen. Ab 1958 arbeitete Lamm als freie Mitarbeiterin für La Rinascente und das dazugehörige, im unteren Preissektor agierende Kaufhaus Upim. Dies erlaubte ihr, selbständig auch für andere Kunden wie Pirelli, Elizabeth Arden, Niggi oder Latte Milano zu arbeiten.
1963 kehrte Lamm nach Zürich zurück und trat wenig später als Partnerin in die Werbeagentur Frank C. Thiessing ein.
Lora Lamm © BAK / Gina Folly
- Luc Chessex, *1936 in Lausanne, Fotograf, Lausanne
Mit 25, nach dem Studium an der Ecole de photographie in Vevey, ging Luc Chessex nach Kuba. Er plante, ein Jahr zu bleiben, um die Revolution mit seinen Fotos zu unterstützen; er blieb 14 Jahre und es entstand eine bedeutende Sammlung von Fotos über den damaligen kubanischen Alltag. Von 1961 bis 1968 arbeitete er für das Ministerium für Kultur und fotografierte namentlich Fidel Castro und Che Guevara.
Höhepunkt seiner Karriere war die Tätigkeit als Art Director der Zeitschrift «Cuba internacional». Als Korrespondent der kubanischen Presseagentur Prensa Latina bereiste Chessex mehr als vier Jahre lang den ganzen südamerikanischen Kontinent. Seine grosse Ausstellung von 1977 «Quand il n’y a plus d’Eldorado» basiert auf der enormen Fotosammlung und ist der erste Teil einer Trilogie, die zusätzlich aus einem Film und einem Buch besteht.
1975 nach Lausanne zurückgekehrt, arbeitete Chessex als selbstständiger Fotograf und entschied, seine Kamera in Richtung Schweiz zu schwenken. Aus diesem Blickwinkel entstanden 1987 die Ausstellung und Publikation «Swiss Life». Chessex setzte sich für humanitäre Ziele auf Kriegsschauplätzen ein oder für Entwicklungshilfeprojekte im Auftrag des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes oder der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA. Zehn Jahre Reisen in Afrika, Asien, Australien, Lateinamerika und den Vereinigten Staaten führten 1999 zum monumentalen Projekt «Around the World» mitAusstellung und Buch. Zwischen 1981 und 1989 unterrichtete Chessex an verschiedenen Schulen für Fotografie. Er begann eine vertiefte Untersuchung des Multikulturalismus in der Region Lausanne, die 2012 in eine Ausstellung mit Publikation mündete: «De toutes les couleurs».
Luc Chessex © BAK / Gina Folly
- Team’77
André Gürtler und Christian Mengelt gründeten 1974 das Letterform Research
& Design Team und in der Folge 1977, zusammen mit Erich Gschwind, das
Team’77, Letterform Research & Design, als freie Arbeitsgemeinschaft für
Projekte der Schriftgestaltung. Das Team’77 erarbeitete die folgenden
Druckschriften mit und für die folgenden Unternehmen: Die Cyrillic Gothic
(1974) und die Alpin Gothic (1974) für die Compugraphic Corporation (USA). Die
Media (1976) und die Signa (1978) für Bobst Graphic (Lausanne) und Autologic
(USA); sowie die Avant Garde Gothic, Oblique (1977) für die ITC, International
Typeface Corporation (USA). Im Jahr 1980 entwickelte das Team’77 die legendäre
Haas Unica für die Haas’sche Schriftgiesserei (Münchenstein).
André Gürtler, *1936 in Basel
Typograf, Schriftgestalter und Lehrer,
Therwil
Nach der Ausbildung als Schriftsetzer liess sich André Gürtler zum
Typografischen Gestalter an der Schule für Gestaltung Basel unter Emil Ruder
ausbilden. Danach arbeitete er unter anderem für die Monotype Corporation in
Salfords in England und das Atelier Adrian Frutiger in Paris. Von 1965 bis 2000
lehrte er Schriftgestaltung an der Schule für Gestaltung Basel. Gürtler war
Gastdozent an verschiedenen Designschulen und Universitäten in Europa, den USA
und Mexiko. Er ist Autor zahlreicher Publikationen in verschiedenen
Fachzeitschriften und war Redaktionsmitglied der Fachzeitschrift Typografische
Monatsblätter.
Christian Mengelt, *1938 in St. Gallen
Grafiker, Schriftgestalter und Lehrer, Blauen
Christian Mengelt erhielt nach seiner Ausbildung als Schriftenmaler die
Zweitausbildung zum Grafiker an der Schule für Gestaltung Basel unter Armin
Hofmann. Mit seinem eigenen Atelier in Basel begann er Zusammenarbeiten mit
verschiedenen Design- und Werbeagenturen, unter anderem mit GGK (Basel) und
Mendel und Oberer in München. Von 1972 bis 2001 lehrte er Schriftgestaltung an
der Schule für Gestaltung Basel. Er war Gastdozent an verschiedenen Designschulen
und Universitäten in Europa, den USA und Mexiko und ist Autor zahlreicher
Publikationen in Fachzeitschriften.
Erich Gschwind, *1947 in Hofstetten
Typograf und Schriftgestalter, Metzerlen
Erich Gschwind bildete sich nach der Ausbildung als Schriftsetzer zum Typografischen Gestalter in der Fachklasse für Buchdruck und der Fachklasse für Typografie an der Schule für Gestaltung Basel ebenfalls unter Emil Ruder weiter. Danach arbeitete er als typografischer Gestalter in verschiedenen Druckereien und war verantwortlich für das Corporate Design beim medizinisch-wissenschaftlichen Verlag S. Karger AG in Basel, für den er zahlreiche wissenschaftliche Publikationen gestaltete.
Team 77 © BAK / Gina
Folly
Ausstellung «Swiss Design Awards 2015»
Eröffnung: Montag 15. Juni, 19 – 22 Uhr
Ausstellung: 16. – 21. Juni 2015, Halle 4.0, Messe Basel, 10 – 19 Uhr, freier
Eintritt
Preisverleihung Schweizer Designpreise & Schweizer Grand Prix Design:
Dienstag 16. Juni, 18 – 22 Uhr
Design Day: Mittwoch 17.
Juni, von 14 – 18 Uhr
Mehr Informationen im www.swissdesignawardsblog.ch
Bildmaterial zu den Preisträgern: http://www.bak.admin.ch/gpd
bak
Kontakt:
Adresse für Rückfragen:
Fragen zur Preispolitik des Bundes:
Danielle Nanchen, Sektion Kulturschaffen, Bundesamt für Kultur, Tel. +41 (0)58
432 9823, danielle.nanchen@bak.admin.ch
Fragen zu den Schweizer Designpreisen: Patrizia Crivelli, Designförderung,
Sektion Kultur-schaffen, Bundesamt für Kultur, Tel: +41 (0)58 462 92 77,
patrizia.crivelli@bak.admin.ch
Bundesamt für Kultur
Kommentare von Daniel Leutenegger