10. März 2011
Die kulturelle Bedeutung des Fantastischen
Zum SNF-Projekt «Übergänge und Entgrenzungen. Welt, Wissen und Identität in fantastischer (Kinder- und Jugend-)Literatur und ihren Verfilmungen»

Projektleitung: Ingrid Tomkowiak (Bild), in Kooperation des Instituts
für Populäre Kulturen mit dem SIKJM
Projektmitarbeiterinnen: Christine Lötscher, Petra Schrackmann, Aleta-Amirée
von Holzen
Beginn der Förderung: 1. März 2011
Virulente kulturelle und gesellschaftliche Diskurse werden auch in populären Kinder- und Jugendmedien geführt. Insbesondere die derzeit generationenübergreifend boomende fantastische Kinder- und Jugendliteratur und ihre Verfilmungen sind Schauplatz von Verhandlungen. Übergänge und Entgrenzungen in Bezug auf Welt, Wissen und Identität spielen dabei auf verschiedenen Ebenen und in vielfältiger wechselseitiger Beeinflussung eine zentrale Rolle.
Inszeniert werden Übergänge zwischen naturgesetzlich-«realistischen» Welten und fantastischen Universen, die sich bis zur Entgrenzung in Multiversen steigern können. Die Grenzen zwischen Buch- und Erfahrungswissen, Schul- und sozialem Wissen, Herrschafts- und okkultem Wissen werden unterlaufen und aufgelöst.
Übergänge und Grenzauflösungen lassen sich auch bei der Identitätskonstruktion, -findung und Entwicklung von Figuren beobachten. Die fiktionalen Welten, das Wissen, das in diesen und über diese Welten vermittelt und erfahren wird, und die Figuren, die sich in diesen Welten bewegen und dafür das genannte Wissen benötigen, verschränken sich in vielfältiger Weise. Entworfen werden hybride Zonen der Autonomie, die gelesen werden können als Gegenentwürfe zum herkömmlich vermittelten Verständnis von Welt, von Wissen und von Identität. Die fantastischen Elemente dienen dabei der Sichtbarmachung gesellschaftlicher Diskurse und der Ausgestaltung komplexer physischer und psychischer Prozesse sowie abstrakter Denkfiguren.
Die Thematisierung und Gestaltung von Weltentwürfen und Weltenwechseln, der Topos des magischen Buchs im Buch sowie Heldenfiguren, die durch eine Maske eine multiple Identität erhalten, bilden die drei Fokussierungspunkte des Projekts.
- Petra Schrackmann: Realisierungen des Unmöglichen: Das Fantastische in Verfilmungen von Kinder- und Jugendliteratur seit 2001
- Christine Lötscher: «Alles da drin kann lebendig werden»: Bücher, Medien und Wissen in der fantastischen Kinder- und Jugendliteratur seit den 1970er-Jahren
- Aleta-Amirée von Holzen: Maskerade und Identität: Der Figurentypus des «maskierten Helden»
Projektziele
Das Projekt leistet einen Beitrag zur Bestimmung der kulturellen Bedeutung des Fantastischen. Es soll herausarbeiten, wie fantastische Geschichten (als Roman, Fantasyfilm und Comic) Bilder des 20. und begonnenen 21. Jahrhunderts von Welt und Subjekt, Realität und Fiktion thematisieren, Identitätsdiskurse narrativ umsetzen und wie sie sich zum Medienwandel stellen.
Die Entwicklung und Identitätsfindung von Protagonist/innen der fantastischen Kinder- und Jugendliteratur sollen in einen theoretischen und historischen Zusammenhang gestellt werden, der neue Schlüsse auf die Funktion des Fantastischen zulässt.
Das Projekt stellt ein Instrumentarium für die weitere Analyse fantastischer Geschichten in verschiedenen Medien und Ansatzpunkte für deren kontextualisierende Interpretation bereit, die in Lehre und Forschung genutzt werden können.
ipk
Weitere Informationen:
Institut für Populäre Kulturen, Universität Zürich, Schwerpunkt Kinder- und Jugendmedien
Kommentare von Daniel Leutenegger