23. September 2011
Schenkung und Aufarbeitung des Schwarzenbach-Archivs
In einem auf zwei Jahre angelegten Projekt arbeiten die Zentralbibliothek Zürich (ZB) und das Schweizerische Nationalmuseum (SNM) Quellencorpus und Textilarchiv der wohl bekanntesten zürcherischen Seidenfirma auf. Sie sichern damit wertvolle Informationen zur Wirtschafts-, Sozial- und Textilgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts.
Bild: Die wertvollen Musterbücher, Hängemuster und Referenzmusterschachteln aus dem Textilarchiv Schwarzenbach werden für den Transport ins Sammlungszentrum des Schweizerischen Nationalmuseums bereit gemacht. Foto: Nationalmuseum (zur Vergrösserung anklickbar)
Die Familie Schwarzenbach hat die Zentralbibliothek und das Schweizerische Nationalmuseum mit einer grosszügigen Schenkung bedacht: dem Archiv der Seidenfirma Firma Robt. Schwarzenbach & Co. AG.
Das Archiv in Thalwil birgt eine Vielzahl von Schätzen: Neben umfangreicher Geschäftskorrespondenz und persönlichen Nachlässen der Familie Schwarzenbach finden sich dort auch besondere Einzelstücke wie beispielsweise die einzig erhaltene Mitschrift einer Rede, die Adolf Hitler im August 1923 in Zürich gehalten hat.
Den Kern des Textilarchivs bilden Musterbücher, Hängemuster, Referenzmusterschachteln sowie Jacquard-Patronen. Das Schwarzenbach-Archiv ist somit eine äusserst wichtige Quelle zur Erforschung der Geschichte der zürcherischen Seidenindustrie.
Während zwei Jahren werden die ZB und das SNM eigens für dieses Projekt Mitarbeitende einsetzen, um die 50 Laufmeter an Archivalien sowie das Textilarchiv – momentan in 35 Paletttürmen untergebracht – zu sichten, zu konservieren, zu katalogisieren und optimal zu lagern. Die beiden Institutionen arbeiten sehr eng zusammen. Die Zürcherische Seidenindustrie-Gesellschaft finanziert die Aufarbeitung mit einem Betrag von CHF 600’000.-. Zusätzlich haben sich die Baugarten-Stiftung und die Georg und Bertha Schwyzer-Winiker- Stiftung mit einem erheblichen Betrag beteiligt.
1829 gründeten Jakob Näf-Schwarzenbach und Johannes Schwarzenbach-Landis ein Seidenhaus in Thalwil. Daraus ging in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Firma Robt. Schwarzenbach & Co. hervor, die bereits um die Jahrhundertwende Tochterfirmen in den USA und mehreren europäischen Ländern besass. 1928 war die Firma Schwarzenbach das grösste Textilunternehmen der Welt, mit eigenem Hochhaus in Manhattan, 28’000 Angestellten und einem Umsatz von 267 Millionen Schweizer Franken. Während der Weltwirtschaftskrise arg gebeutelt, verzeichnete das Unternehmen im Zuge des generellen Niederganges der schweizerischen Textilindustrie ab den 1970er-Jahren einen stetigen Geschäftsrückgang. 1981 wurde die Produktion eingestellt; die Firma besteht heute aber nach wie vor, allerdings nur noch als Immobilienfirma.
nm
Kontakt:
PD Dr. Anett Lütteken, Zentralbibliothek Zürich, Leiterin Handschriftenabteilung, Zähringerstrasse 6, 8001 Zürich, Tel. +41 (0) 44 268 31 70 (direkt)
Sigrid Pallmert, lic. phil., Textilkuratorin Schweizerisches Nationalmuseum, Landesmuseum Zürich, Museumstrasse 2, 8001 Zürich, Tel. +41 (0) 44 218 65 14 (direkt)
http://www.nationalmuseum.ch/d/zuerich/presse/medienmitteilungen.php?we_objectID=6362
Kommentare von Daniel Leutenegger