12. April 2011
impressum und syndicom zu den Gewinnen bei Tamedia und Edipresse
Die beiden Stellungnahmen im Wortlaut:

Bild: TAM
impressum:
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Gewinne bei
Tamedia und Edipresse: Jetzt Medienvielfalt und Qualitätsjournalismus fördern,
Entlassene wiedereinstellen, Kapazitäten auf Redaktionen erhöhen und
erfolgreiche Sozialpartnerschaft ausdehnen!
impressum appelliert an Tamedia und Edipresse, den
Gewinnsprung nachhaltig zu nutzen, um die Medienvielfalt zu erhalten, den
Qualitätsjournalismus zu fördern, krisenbedingt entlassene Mitarbeitende wieder
einzustellen und die Überbelastung der Redaktionsmitarbeitenden abzubauen.
impressum vertraut auf die Zusicherung, dass
elektronische Medien nur mit langfristiger Perspektive für Mitarbeitende
verkauft werden. Die Sozialpartnerschaft mit impressum
mit GAV in der Romandie hat den Unternehmenserfolg gefördert; impressum
hofft auf Weiterführung und Ausdehnung auf Deutschschweiz.
impressum, der grösste Schweizer Verband von JournalistInnen,
ist erfreut über die positive wirtschaftliche Entwicklung bei Tamedia. impressum
appelliert an die medienpolitische und soziale Verantwortung von Tamedia und
Edipresse und fordert, dass der Gewinnsprung nachhaltig genutzt werde.
Eine gemeinsame Unternehmensstrategie von Tamedia und Edipresse soll den Erhalt
der Medienvielfalt und des Qualitätsjournalismus zum Ziel haben. Die neuen
finanziellen Möglichkeiten können genutzt werden, Medienschaffende, die in der
Krise entlassen wurden, wieder als fest angestellte oder freie Mitarbeitdende
zu beschäftigen. Dies hilft, die derzeitige chronische Überbelastung vieler
Redaktionsmitarbeitender abzubauen und ihren Gesundheitsschutz zu
gewährleisten.
Erhalt elektronischer Qualitätsmedien sichern und Arbeitsplätze
erhalten
Sollte der angekündigte Verkauf der elektronischen Medien Tatsache werden,
appelliert impressum an die soziale und medienpolitische Verantwortung von
Tamedia. Die Medienvielfalt muss auch hier erhalten bleiben, und auch die
elektronischen Medien müssen die publizistische Qualität in den Mittelpunkt
stellen. impressum vertraut ausserdem auf die
Zusicherung von Tamedia, dass die Stellen der Mitarbeitenden nicht gefährdet
werden. Käufer müssen langfristig auf diese Ziele verpflichtet werden.
CCT mit impressum förderte
Unternehmenserfolg – Zeit für den Deutschschweizer GAV
Der Gewinn von Edipresse, der letzten Freitag bekannt gegeben wurde, zeigt, dass die ununterbrochene, lebendige Sozialpartnerschaft mit Gesamtarbeitsvertrag (CCT / GAV) sowie dem ergänzenden Edipresse-Unternehmens-GAV auch dem Unternehmenserfolg zuträglich ist. Dank den stetigen Gesprächen unter den Sozialpartnern impressum und Presse Suisse sowie Edipresse bestand eine nachhaltige Vertrauensbasis, die auch konstruktive und akzeptierte Lösungen in der Krise ermöglichte. impressum hofft, dass das nunmehr in beiden Landesteilen starke Unternehmen die erfolgreiche Sozialpartnerschaft in der Romandie weiterführt und das gute Beispiel auf die Deutschschweiz ausdehnt.
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Kontakt:
http://www.impressum.ch/impressum/de/service/Presse/tamediaedipressegewinne.html
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syndicom:
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Auch Tamedia scheffelt Gewinne – auf Kosten des Personals
syndicom nimmt die Erfolgsrechnung 2010 der Tamedia AG sehr kritisch zur Kenntnis: Ein Gewinnsprung auf 111 Mio. Franken ist der unanständige Lohn für äusserst harte Umstrukturierungsmassnahmen, die auf dem Rücken der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter umgesetzt wurden. syndicom verlangt deshalb, dass Tamedia von weiteren Entlassungen absieht und auch nach der frühzeitigen Übernahme von Edipresse Schweiz die Weiterführung aller Medientitel und damit die Medienvielfalt garantiert. Tamedia/Edipresse soll zudem die Löhne aller Angestellten unverzüglich um 200 Franken pro Monat erhöhen.
Nachdem in der vergangenen Woche die Ringier AG und die Tamedia-Tochter Edipresse Schweiz AG ihre hervorragenden Jahresrechnungen 2010 präsentierten, zieht die Tamedia AG heute nach und übertrumpft alle mit einem gegenüber 2009 mehr als verdoppelten Gewinn von 111 Mio. Franken.
Die riesigen Gewinne sind eine Ohrfeige für all jene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des florierenden Unternehmens, die im vergangenen Jahr – und in den beiden vorangegangenen Jahren – den massiven Sparprogrammen und Umstrukturierungen zum Opfer gefallen sind. Eine Nachbesserung der Sozialpläne wäre mehr als nur angebracht. Erinnern wir uns: Im Schacher um die Zürcher Landzeitungen gingen zahlreiche Stellen auf den Redaktionen verloren, vor zwei Wochen erst wurde die rentable (!) Druckerei in Oetwil am See geschlossen, und es ist noch keine 20 Monate her, dass das Verlagshaus «aus wirtschaftlichen Gründen» einen Viertel der Tages-Anzeiger-Redaktion – rund 100 Journalistinnen und Journalisten – aus dem Stammhaus auf die Strasse gestellt hat.
Lohnerhöhung von 200 Franken
Von den 111 Mio. Franken Gewinn reserviert Tamedia bescheidene 4,2 Mio. für eine Ausschüttung an das Personal – dies, nachdem die aktuelle Lohnrunde für die Tamedia-Angestellten mit ca. 1% schon weit unter den finanziellen Möglichkeiten des Unternehmens liegt. syndicom verlangt eine sofortige generelle Lohnerhöhung von 200 Franken pro Monat für alle Beschäftigten von Tamedia/Edipresse, die mit ihrer Arbeit diese Gewinne ermöglichten. Im Weiteren wäre es skandalös, wenn Tamedia/Edipresse weitere Stellen streichen würde, um die Gewinnmarge von 13,9% auf die von CEO Martin Kall geforderten 15 bis 20% zu steigern. syndicom wird sich gegen alle Abbauvorhaben vehement zur Wehr setzen.
Medien als Manövriermasse
Statt sich zu überlegen, weshalb die zahlenden AbonnentInnen in Scharen davonlaufen, und in die Qualität der Produkte zu investieren, wird fleissig weiter geschachert und gescheffelt: Fast zwei Jahre früher als geplant ist man bereit, die hochrentablen Geschäfte von Edipresse Schweiz zu übernehmen und als Nächstes überlegt man, das Radio- und Fernsehgeschäft gewinnbringend abzustossen. syndicom fordert deshalb bereits jetzt, dass angesichts der massiven Gewinne die Interessen des Personals für einmal über die Möglichkeiten der Gewinnmaximierung gestellt werden. Auch die Transparenz über eine eventuelle Käuferschaft muss natürlich garantiert sein. Medien sichern die demokratische Meinungsbildung und müssen mehr denn je davor geschützt werden, als wirtschaftliche Manövriermasse und Manipulationsmittel der Mächtigen missbraucht zu werden.
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Kontakt:
http://www.syndicom.ch/2011/04/auch-tamedia-scheffelt-gewinne-–-auf-kosten-des-personals/
Kommentare von Daniel Leutenegger