27. November 2010
«Verantwortung beim Konsumenten»
An der Universität Freiburg haben Verleger und Chefredaktoren über die Medien und den Staat gesprochen. Der Staat, welcher ohne Medien nicht funktionieren könne, soll Rahmenbedingungen für die Medien schaffen - dies das Fazit.
Von Nicole Jegerlehner
«Medien sollen in unserem demokratischen Staat mit Informationen und Meinungsvielfalt die Menschen befähigen, sich für eine eigene Meinung zu entscheiden»: So sieht Hans-Jürg Fehr die Aufgabe der Medien im Staat. Der sozialdemokratische Nationalrat und Verwaltungsratspräsident des Verlags der Schaffhauser AZ sprach gestern an einer Podiumsdiskussion an der Universität Freiburg; dies im Rahmen des Forums «Staat und Medien in der Demokratie», organisiert vom Institut für Föderalismus sowie vom Departement für Medien- und Kommunikationswissenschaft der Universität Freiburg und von Impressum, dem Berufsverband der Schweizer Journalistinnen und Journalisten.
«Jeder entscheidet selber»
Norbert Neininger, Verleger und Chefredaktor der Schaffhauser Nachrichten, meinte zu Fehrs Votum: «Da geht wie so oft vergessen, dass die Hauptverantwortung beim Medienkonsumenten liegt.» Nur dieser entschiede über die Inhalte der Zeitungen: «Jeder entscheidet selber, ob er ein dummes Medium kauft oder ein gescheites, und dafür auch bezahlt.»
Daniel Pillard, Direktor von Ringier Romandie, lobte die Gratisblätter «20 Minuten» und «Blick am Abend»: «Sie liefern die Basisversorgung an Informationen.» Worauf Peter Studer, Publizist, Dozent und ehemaliger Präsident des Presserats, einwarf: «Wir sind überbenachrichtigt und unterinformiert.» Aufgabe der Medien sei es eben gerade, nicht nur Nachrichten zu transportieren, sondern diese auch zu erklären und in einen Kontext einzubetten.
Journalisten mit Gedächtnis
In einer zweiten Diskussionsrunde äusserten sich Politikerinnen und Politiker zur Frage der Meinungsvielfalt in den Medien. «In der Schweiz, wo alle drei Monate Abstimmungen stattfinden, ist es wichtig, dass die Medien verschiedene Meinungen abbilden», sagte der Freiburger SP-Ständerat Alain Berset. Der Staat müsse Rahmenbedingungen schaffen, damit dies möglich werde – beispielsweise indem die Zustellung der Zeitungen durch die Post weiterhin verbilligt werde.
Die Runde befand aber auch, dass die Medien selber dafür sorgen müssten, dass die Qualität der Berichterstattung nicht abnehme. So sagte Martine Brunschwig Graf, Genfer FDP-Nationalrätin mit Freiburger Wurzeln: «Wir brauchen gute Journalistinnen und Journalisten, die wissen, was vor zehn Jahren passiert ist, und wie sich das auf die Ereignisse von heute auswirkt.» Und Martin Baltisser, Generalsekretär der SVP Schweiz, doppelte nach: «Journalisten brauchen Erfahrung und Routine.» Dies fehle aber oft: «Das ist das Problem der Branche.» Der Staat könne da nichts machen.
Quelle: http://www.freiburger-nachrichten.ch/index.php?option=com_wrapper&Itemid=113
Auf dieser Webseite bereits erschienen:
https://www.ch-cultura.ch/journalismus/forum-staat-und-medien-2010
Kommentare von Daniel Leutenegger