4. September 2025
«DER WEG INS JENSEITS»
Ausstellung im Museum der Kulturen Basel, vom 5. September 2025 bis am 26. April 2026

Bild: Dia einer Beerdigungsfeier aus Bali mit Kremationsturm, von 1972/73 – Alle Fotos: © Museum der Kulturen Basel 2025

Bild: Die Seelenreinigung auf Bali ist ein Prozess, der sich über Monate hinziehen kann

Bild: Kremationsturm aus Süd-Bali von 2001, der Unter-, Mittel- und Oberwelt symbolisiert – Alle Fotos: © Museum der Kulturen Basel 2025
Die neue Ausstellung im Museum der Kulturen Basel zeigt, wie sich Gesellschaften den Weg vom Diesseits ins Jenseits vorstellen und was dafür gebraucht wird.
Alles beginnt mit dem Tod und der Beerdigung. Die Ausstellung «Der Weg ins Jenseits» im Museum der Kulturen Basel (MKB) ist dementsprechend aufgebaut. Die Atmosphäre ist gedämpft, aber nicht todernst und immer wieder gibt es heitere Noten.
Kurator Richard Kunz nimmt die Besucher:innen mit auf faszinierende Wege ins Jenseits. Jede Gesellschaft, Religion und jeder Mensch hat eigene Vorstellungen dazu, wie sich vorzubereiten, welchen Weg einzuschlagen und was es dafür braucht.

Bild: Blick auf den «Weg ins Jenseits» mit Sarg der Ga aus Ghana – Alle Fotos: © Museum der Kulturen Basel 2025

Bild: Der Künstler Don Abilio (Pedro Abilio Gonzales Flores) aus Peru hat Modelle des Sterbezyklus hergestellt

Bild: Masken aus der Demokratischen Republik Kongo, die zu Beerdigungen getragen werden – Alle Fotos: © Museum der Kulturen Basel 2025
Diese Vielfalt spiegelt sich in den rund 250 Exponaten aus aller Welt aus der MKB-Sammlung. Eigentlich beginnt der Weg noch vor dem Tod: Mithilfe von Objekten können sich Menschen auf das Sterben und das Jenseits vorbereiten. Ein Buddha oder ein Bildnis des Heiligen Josef, des Patrons des guten Todes, sorgen für ein friedliches Ende.
Danach liegt es an den Hinterbliebenen, die Verstorbenen mit Öl aus speziellen Gefässen, mit Rotholzpaste eingerieben, mit Tüchern bedeckt, auf Totenbahren, -brettern oder in speziellen Särgen auf den Weg zu schicken. Wohlgemerkt auf den richtigen Weg. Wegweiser wie in der Ausstellung gibt es nicht. Dafür Begleitung: etwa Vögel und Musikinstrumente. Mit Fächern, Masken und Amuletten werden die Seelen richtig geleitet.
Unterwegs sind sie in Sänften und Schiffen, wie Rollbilder respektive Textilien zeigen. In der peruanischen Region Huancayo werden die Toten in einem festgelegten Ablauf ritueller Handlungen ins Jenseits geleitet. Künstler Pedro Abilio Gonzales Flores lässt in figurenreichen Szenerien aus Gips und Holz fünf Abschnitte des Sterbezyklus lebendig werden.
Auf Bali ist die Seelenbefreiung und -reinigung ein zentraler Prozess, der sich über Monate erstreckt. Die dafür benötigten eindrücklichen Objekte wie ein Kremationsturm, Effigien und ein Verbrennungssarg bilden den Mittelpunkt der Ausstellung.

Bild: Wicca-Altar und Tisch, auf dem das Mahl der Ahn:innen für drei Personen hergerichtet ist – Alle Fotos: © Museum der Kulturen Basel 2025

Bild: Manuskript des Bardo Thödol, tibetisches Totenbuch aus dem 19. Jahrhundert, das auf die ersten 49 Tage nach dem Tod vorbereitet

Bild: Seidene Leichendecke aus Tibet aus dem 19. Jahrhundert, vermutlich für einen hohen Geistlichen – Alle Fotos: © Museum der Kulturen Basel 2025
Ankommen und Erinnern
Bei den Ngaju auf Borneo gibt es zwei Bestattungen. Eine erste kurz nach dem Hinschied; die Sekundärbestattung, das grosse Totenfest Jahre danach, dauert 33 Tage.
Zeichnungen und ein Opferpfahl geben die Vorstellungen des Weges in Jenseits anschaulich wieder. Das tibetische Totenbuch Bardo Thödol beschreibt einen 49 Tage langen Transformationsprozess nach dem Tod. Dabei begegnen die Verstorbenen guten und zornigen Gottheiten. Ein Ziel des Weges gibt es nicht.
Die letzte Ausstellungsstation ist deshalb mit «Ankommen und Erinnern» betitelt. Ein grosses iranisches Textil zeigt das Jüngste Gericht. Ahnenfiguren begleiten die Hinterbliebenen – und sind Teil des grossen Wandgemäldes «See you on the other side» von Eddie Hara.
Stupa, Lichthaus und Jahreskerzen sind Dinge, mit denen der Toten gedacht wird. In China verbrennen die Hinterbliebenen Gegenstände aus Papier, die die Verstorbenen mochten: Designertaschen, Schmuck, Geld, Zigaretten, Elektronika oder Süsses.
Am mexikanischen Día de Muertos und zum neuheidnischen Samhain werden die Verstorbenen eingeladen, die Lebenden zu besuchen. Dabei sind Altäre zentral. Der mexikanische Künstler Pepe Villegas hat für die Ausstellung einen Totenaltar kreiert, der neben einem Altar der Wicca Einblick in die lebensbejahenden Festivitäten gibt. Wiederkehrende allerdings gibt es nur wenige: Bhima aus dem indischen Mahabharata-Epos sowie sibirische Schamaninnen.
mkb
Kontakt:
https://www.mkb.ch/de/ausstellungen/2025/der-weg-ins-jenseits.html

Bild: Nashornvogel, der auf Borneo die Seelen begleitet, ca. 1930 – Alle Fotos: © Museum der Kulturen Basel 2025

Bild: Holzmaske eines Totenbegleiters der Dayak aus Borneo, vor 1934
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Kommentare von Daniel Leutenegger