29. Oktober 2013
Die Schriftstellerin, Journalistin, Künstlerin, Kulturförderin und -vermittlerin Katharina von Arx ist gestorben
Die am 5. April 1928 geborene Katharina von Arx (Bild) ist am 25. Oktober 2013 gestorben.

Foto: http://www.neptunart.ch/editionerpfbeineptun/katharinavonarx/index.php
Katharina von Arx, offiziell Edith Katharina Drilhon-von Arx, wurde am 5. April 1928 in Niedergösgen (Kt.SO) geboren. Ab 1933 lebte die Familie in Zürich, wo von Arx die Schulen besuchte und nach der erfolgreichen Töchterhandelsschule 1947 ihr Diplom entgegen nehmen konnte.
1952/53 war Katharina von Arx in der Zeichenklasse an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, ehe sie allein und nur mit wenig Geld zu einer Weltreise aufbrach. Während der Reise fertigte sie Bilder und Zeichnungen an und schrieb zahlreiche Artikel. Die Texte hat sie nach ihrer Rückkehr zu Büchern für Jugendliche und auch für Erwachsene zusammengestellt.
Von 1956 bis 1958 besuchte von Arx die pazifische Inselwelt. Auch diese Reiseerfahrungen hat sie in Reportagen und Büchern festgehalten.
In den 1960er-Jahren kaufte die Journalistin und freie Autorin sich in Romainmôtier eine Ruine, die sie während mehr als dreissig Jahren restauriert und zu einem Schloss umgebaut hat.
Das «Luftschloss auf Erden» wurde für Katharina von Arx zum Kraftort und Zentrum der literarischen Inspiration. Neben ihrer Arbeit am Schloss führte von Arx ein graphisches Zentrum mit Schreibwerkstatt, Druckerei, Buchbinderei und Papierwerkstatt.
Werke:
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Nehmt mich bitte mit! Eine Weltreise per Anhalter. München: Süddeutscher Verlag, 1956
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Nichts hat mich die Welt gekostet. Jugendbuch. Zürich: Benziger, 1957
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Inselabenteuer. Streifzüge durch die Inselwelt Australiens. Jugendbuch. Zürich: Benziger, 1960
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Meine Inselabenteuer. Bern: Scherz, 1961
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Mein Luftschloss auf Erden. Biographischer Roman. Bern: Scherz, 1975, Erweiterte Neuausgabe: Bern: Edition Erpf, 1981
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Ich bin gern schuld an meinem Glück. Erzählungen. Frauenfeld: Huber, 1977
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Engel aus der Schreibmaschine. Erinnerungen einer Luftschlossbesitzerin. Frauenfeld: Huber, 1979
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Mein Tagebuch zum «Luftschloss auf Erden». Auszüge. Bern: Erpf, 1982
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Als er noch da war. Roman. Bern: Erpf, 1983
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Mein Luftschloss in Wolken. Die Fortsetzung von «Mein Luftschloss auf Erden». Kreuzlingen: Edition Erpf bei Neptun, 1988
Quelle:
http://www.bibliomedia.ch/de/autoren/arx_katharina_von/45.html
Textausschnitt aus «Mein Luftschloss auf Erden» [S. 91-92]
Unser Schloss ist überhaupt kein Schloss; es
war von Anfang an das Haus des Priors. Wir nennen es jedoch noch immer Schloss,
weil es uns als Schlossbesitzer zwingt, in jeder Situation Haltung zu bewahren.
Wer in Romainmôtier das Schloss besitzt, ist
mit einem Feuermal behaftet. «Die Baracke gehört angezündet statt verkauft»,
hat der Armand im Café verkündet. Der Pfarrer machte dem Kirchwart schwere
Vorwürfe wegen der Verkaufsförderung des Schlosses mit Museum: «Du hättest den
Mund halten sollen im November.» Und der Sattler schimpfte: «Warum hast du dir
nicht an jenem Tag das Bein gebrochen, statt das Schloss zu verschachern,
hättest dich ein paar Wochen in St. Loup ausgeruht, gehegt, gepflegt und
ausgehalten von der Versicherung.»
«Pardon, punkto Geschäft kann ich dir
verraten, dass mir die von Juriens ein Scherflein für die Vermittlung gegeben
haben, und von den neuen Schlossherren bekam ich erst noch eine Flasche
Champagner, und etwa nicht den letzten.» Wie wohlfeil wir das gelbliche Getränk
erstanden haben, ahnt der gute Kirchwart nicht, es ist auch nicht die erste
Marke. Immerhin sprang der Zapfen bis zur Decke, und der Kirchwart war
zufrieden. Wenn er erst wüsste, dass uns der Champagner am Tag der
Aktvollziehung unser halbes Barvermögen gekostet hat, nämlich fünfzehn von
unseren letzten dreissig Franken.
Aber das alles sind geheimzuhaltende
Familienangelegenheiten. Der Nationalrat hat uns zum Abschied einen guten Rat
auf den Weg nach Romainmôtier mitgegeben: «Sich nicht in Lokalgeschichten
einlassen. Freundlich sein, doch unnahbar.»
Distanz wahren? Mit Distanz den Installateur
um Stundung von 76 Franken bitten. Distanz fällt mir überhaupt äusserst schwer.
Ich erzähle furchtbar gern mein Leben. Die Zuhörer sollen auch gleich wissen,
wo ich hinaus will, damit sie auch da hinaus wollen; denn es ist doch
selbstverständlich, dass ich das Rechte will und die anderen dies auch wollen
sollen.
Ich befürchte jedoch, dass ich damit im
Waadtland nicht durchkomme, und doch versuche ich geflissentlich den Rat des
Nationalrats zu befolgen. Freundlich, aber mit Distanz schreiben wir der
Bäuerin, sie möchte doch gefälligst das Gemüsebeet räumen, das sie seit Jahren
auf unserem Landstrich anbaut, weil wir an dieser Stelle Bäume pflanzen
wollten. «Hat man schon so etwas gehört», heisst es im Café., «Baume auf dem
Boden, den der Herrgott für die Nahrung schenkte, schon die Mönche pflanzten
hier Gemüse, und erst recht die alten Berner. Dass man Städtern Land verkauft,
die nichts davon verstehen …»
In Wirklichkeit glaubt kein Mensch an Bäume,
wo noch nie Bäume gestanden haben, und schon gar nicht an Bäume ohne Früchte.

Bild: Priorhaus (Schloss) von Romainmôtier – Foto: Adrian Sulc (Hinterkappelen at de.wikipedia) – CC-Lizenz: Attribution-Share Alike 3.0 Unported – Zur Originaldatei: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Schloss_Romainmotier.jpg
Katharina von Arx: «Mit der Welt, wie sie ist, war ich von Anfang an nicht einverstanden»
Mit der Welt, wie sie ist, war ich von Anfang an nicht einverstanden, als Selbsterzieherin, – Vater weg, Mutter krank. Also war ich gegen die Schule, weil man anders als man wollte musste, und der Lehrer schimpfte, drohte, und man von Haus aus besser sein sollte als Andere. Ich war gegen Noten, und Regen in den Ferien. Ich war gegen Tiere fressen, gegen Streit und Brüllen, wie der am Radio (Hitler). Und ich war gegen Sterben. Ich war gegen das schöne Händli, ich wollte mit dem wüsten schreiben. Folglich hatte ich, um zu bestehen, meine Gegenwelt aufzubauen, in der ich seither lebe, und nur ganz am Rand in der realen Wirklichkeit. Ich begab mich auf eine Weltreise mit sozusagen nichts anderem als meiner Welt. Wo immer ich war, baute ich mir aus Luftschlössern Fluchtburgen auf – offene, alles verwirklichte Utopien, die schliesslich – als Materie immer mächtigere Begehrlichkeiten weckten. Ich schreibe in grossen Abständen und erst nach abgeschlossenen Lebensphasen. Dazwischen erzähle ich, wie die nächste sein wird, d.h. wie Unmögliches möglich werden kann, was mir kaum jemand abnimmt. In dieser Einsamkeit schwebe ich als tragische Figur durch die Jahre von totalem Kraftaufwand. Sobald der Schlussstein auf der neuen Fluchtburg sitzt, drängt sich unbändiges Mitteilungsbedürfnis auf; Verfassen von Gebrauchsanweisung. – In der Rückschau wird gelebtes Melodrama allmählich tragikomisch, bis zu einer Art von abgeklärter Heiterkeit. (ca. 1994)
Quelle: http://www.literapedia-bern.ch/Arx,_Katharina_von
Videos:
Madame TV – 29.10.1966 – Journaliste: Yette Perrin, Réalisateur: Jean Bovon – 14’05»
http://www.rts.ch/archives/tv/information/madame-tv/3452129-a-romainmotier.html
Katharina conquers the world
Documentary, 90′
The documentary «Katharina conquers the world» tells the life journey of extraordinary personality Katharina von Arx, first Swiss travel reporter in the Fifties of the last Century.
Director: Wilfried Meichtry
Production: DokLab GmbH
Idea and Camera: Pierre Reischer
http://www.doklab.com/projects/detail.php?lang=en&id=46
Conoce a Katharina Von Arx …
http://www.youtube.com/watch?v=Llx8insq_tw
Mehr:
http://www.neptunart.ch/editionerpfbeineptun/katharinavonarx/index.php
http://www.hommages.ch/Defunt/80427/von_Arx_Katharina
http://www.kath.ch/index.php?na=11,10,0,0,d,34636
http://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Romainmôtier
http://www.sokultur.ch/html/kulturschaffende/detail.html?q=&qs=all&qs2=2&artist_id=1330
http://www.literapedia-bern.ch/Arx,_Katharina_von
Literatur von und über Katharina von Arx
Kommentare von Daniel Leutenegger