2. Februar 2010
MOMENT (1): WARNER MUSIC VS. Ukulele-Sebi
Von Andreas Von Gunten
Warner Music vs. Ukulele-Sebi
Von Andreas Von Gunten
Sebastiano Mereu (@sebinomics http://twitter.com/sebinomics) ist ein passionierter Freizeitmusiker, der sich mit seinen Ukulele-Cover-Versionen bekannter und weniger bekannter Songs auf YouTube im Verlaufe der letzten Monate eine beachtliche Fangemeinde erspielt hat. Viele der Interpretationen entstehen auch in Zusammenarbeit mit Musikerkollegen und Kolleginnen aus jeder Ecke dieser Welt. Ganz so, wie es Thomas Friedman
(http://www.thomaslfriedman.com/)
in «Die Welt ist flach»
(http://www.amazon.de/gp/product/3518459643) beschreibt.
Kürzlich hat die Red Hot Chili Peppers-Fansite Stadium-Arcadium.com (http://www.stadium-arcadium.com/) zusammen mit der Bassfirma des Red Hot Chili Peppers-Bassisten, Fleabass.com (http://www.fleabass.com/), einen Wettbewerb auf Youtube (http://www.youtube.com/group/FleabassCompetition) lanciert, zu welchem sie die Fans aufrufen, Songs der Band zu covern, um einen signierten Bass von Flea zu gewinnen.
Sebi, der neben der Ukulele auch den Bass zu spielen weiss, hat natürlich nicht lange gezögert und ist dem Aufruf gefolgt. Das ist sein Video für den Wettbewerb:
http://vids.myspace.com/index.cfm?fuseaction=vids.individual&videoid=102357415
Red Hot Chili Peppers – Soul To Squeeze (ukulele cover):
http://vids.myspace.com/index.cfm?fuseaction=vids.individual&videoid=102357415
SEBI:
http://profile.myspace.com/index.cfm?fuseaction=user.viewprofile&friendid=394756187
MySpace Music Videos:
http://music.myspace.com/index.cfm?fuseaction=videos
Als Sebastiano allerdings nach ein paar Tagen in einer E-Mail von Google gebeten wird, zwei seiner Videos sofort zu entfernen, weil Warner Music sich bei YouTube gemeldet habe und seine, Sebis Red Hot Chili Peppers-Cover-Versionen als Verstoss gegen die Copyright-Bestimmungen deklariert habe, dachte er zuerst an ein Missverständnis.
Sein Video entspricht genau den Bestimmungen, die im Wettbewerb
http://www.youtube.com/group/FleabassCompetition
des Red Hot Chili Peppers-Bassisten definiert wurden; die Plattenfirma der Band hingegen geht hin und meldet Verstoss gegen die Copyright-Bestimmungen.
Das sieht dann so aus: (Anm: WMG=Warner Music Group):
«We have disabled the following material as a result of a third-party notification from WMG claiming that this material is infringing:
Soul To Squeeze – Red Hot Chili Peppers (bass & ukulele cover)
http://www.youtube.com/watch?v=slH5_PHYb90
Sebi konnte zwar nicht verstehen, warum ausgerechnet sein Video ein Problem darstellen würde, sind doch auch jetzt noch hunderte ähnliche in der FleabassCompetition-Gruppe auf YouTube
http://www.youtube.com/group/FleabassCompetition
zu finden.
Trotzdem wollte Sebi «es» sicherheitshalber von seinem Account löschen. Nur konnte er das gar nicht mehr tun. Die YouTube-Administratoren haben ihm kurzerhand den Account gesperrt. Ohne Vorwarnung, ohne die zwei Tage abzuwarten, die sie in der ersten E-Mail als Deadline für das Sperren des Accounts angegeben hatten.
Viele Monate Aufbau einer Community rund um seinen Youtube-Account sind einfach mir nichts, dir nichts gesperrt worden. Bei Google ist niemand dafür zuständig, bzw. eine Möglichkeit, wenigstens zu kommunizieren und die Sache aufzuklären, gibt es nicht. Die Chancen, dass sich Sebi jemals wieder in seinen monsterbazz-Account einloggen kann, sind wahrscheinlich minimal.
Natürlich könnte man hier als erstes auf die Idee kommen, die «böse Datenkrake Google» (http://www.heise.de/ct/artikel/Der-Datenkrake-290454.html) dafür an den Pranger zu stellen. Das wäre aber zu kurz gegriffen. Es ist zwar ziemlich mühsam, dass Google hier einfach auf Geheiss der Medienindustrie Accounts deaktiviert, nur müssen sie das aufgrund der aktuellen Gesetzgebung wohl tun, bzw. das Risiko ist zu hoch, es nicht zu tun.
Nein, nicht Google bzw. YouTube sind das Problem, sondern das weltweite Urheberrechtesystem auf der einen Seite und die Medienkonzerne wie die Warner Music Group auf der anderen Seite, die offenbar einfach nicht begreifen, dass sie mit ihrem Verhalten so ziemlich genau das Gegenteil von dem erreichen, was sie eigentlich für ihre Künstler wollen sollten.
Nun, deren Zeit ist abgelaufen; es wird zwar noch lange dauern, bis wir von einer wirklich freien Welt sprechen können, aber die Chancen, dass es für das «Big Content Business» langfristig vorbei ist, sind sehr gross.
Sebi hat bereits einen neuen Account auf YouTube (http://www.youtube.com/user/thesebinextdoor) eröffnet, auch auf anderen Plattformen wie MyScpae und Vimeo, und er wird weiter auf seiner Ukulele Covers spielen und sich dabei auch nicht fragen, ob ein Song, der ihm gefällt, urheberrechtlich eventuell bei der Warner Music Group liegen könnte.
Als Dankeschön hat Sebi zwei Warner Love Songs aufgenommen und auf YouTube gestellt. Hier die Links zur Nr. 1:
http://www.youtube.com/watch?v=SU0aXjew5rk
und zur Nr. 2:
http://www.youtube.com/watch?v=E3Wij9HhyvU
Play it again Sebi!
Andreas Von Gunten
Andreas Von Gunten (1968) wohnt und arbeitet in Zürich und im Zug, ist leidenschaftlich verzettelter Blogger, Unternehmer und Sammler von Menschenzeugs aller Art.
Kontakt:
http://www.andreasvongunten.com/blog/
Kommentare von Daniel Leutenegger