8. Juli 2021
«ALBERTO VENZAGO: TAKING PICTURES – MAKING PICTURES»
Ausstellung im Museum für Gestaltung Zürich, vom 9. Juli 2021 bis am 2. Januar 2022
Bild: Alberto Venzago, Zuger Kolinplatz, Melide, Schweiz, 1985 © Alberto Venzago
Der Zürcher Fotograf und Filmemacher Alberto Venzago ist ein Grenzgänger: Unter seinen Arbeiten aus über 50 Jahren finden sich eindrückliche Kriegsbilder genauso wie glamouröse Erotik; mystische Kulthandlungen stehen im Dialog mit sehr persönlichen Portraits internationaler Stars. Das Museum für Gestaltung Zürich würdigt sein umfangreiches Werk erstmals in einer facettenreichen Retrospektive.
Alberto Venzagos internationale Reportagen wurden weltweit publiziert und ausgezeichnet, seine Studioaufnahmen und Werbekampagnen sind einprägsam und ästhetisch zugleich. Venzago pendelte stets zwischen Dokumentation und Inszenierung, zwischen «genommenen» und «gemachten» Bildern. So ist seine Arbeit ebenso geprägt von klassischer Reportagefotografie und freien Arbeiten wie von hochgradig inszenierten Bildwelten für Werbung und Portrait.
Concerned Photography– Dokumentarfotografie mit sozialem Anliegen
«Ein wahres Bild ist wichtiger als ein schönes Bild», so fasst der Fotograf und Filmer Venzago seine Philosophie zusammen. Er wirft einen kritischen Blick auf das Weltgeschehen und hat meist den Menschen im Fokus seiner Arbeit. Dabei trifft er auf unterschiedlichste Lebenswelten und dokumentiert bewegende Geschichten, von der Kinderprostitution in Manila oder der faszinierenden Voodoo-Religion Benins zum hedonistischen Partyrausch im Zürcher Club Kaufleuten.
In seiner Arbeit als concerned photographer scheut Venzago keinen Schauplatz – weder das organisierte Verbrechen der Yakuza in Japan, Bruno Mansers Kampf gegen die Abholzung des Urwaldes auf Borneo, noch den Iran und dessen langjähriger Krieg mit dem Irak. Viele von Venzagos fotojournalistischen Essays erregten in Magazinen wie «Life», «The Sunday Times», «Stern» oder «Geo Aufsehen». Seine engagierte Arbeit, davon vier Jahre als Nominee bei Magnum Photos, wurde mehrfach ausgezeichnet, etwa mit dem Infinity Award des International Center of Photography.
Die Schweiz als wiederkehrendes Thema
Die Mehrheit seiner Reportagen realisierte Venzago im Ausland; zeitgleich waren die Schweiz und seine Heimatstadt Zürich ein wiederkehrendes Thema in seiner fotografischen Arbeit. «Ohne Kamera fühle ich mich beinahe nackt, sie ist immer mit dabei», sagt der Fotograf und schiesst witzige, bedrückende und aufwühlende Bilder an den unterschiedlichsten Orten: Mitten in den Demonstrationen für ein Autonomes Jugendzentrum (AJZ) oder in der offenen Drogenszene am Platzspitz, an folkloristischen Festen, im Militär, in einem Banksafe unter dem Paradeplatz oder im Sexgewerbe im Niederdorf.
Werbung, Studio und Stars – inszenierte Bildwelten
Die langjährige Erfahrung als Reportagefotograf weiss Venzago jedoch auch in weniger riskanten Situationen einzusetzen. So springt Venzago in inszenierten Welten mühelos zwischen Film und Fotografie, Kunst und Kommerz hin und her und kennt dabei keine Berührungsängste. Er setzt etwa die Anti-Rassismus-Kampagne der Schweiz um, dokumentiert Schweizer Grosskonzerne rund um die Welt oder realisiert gross angelegte Werbekampagnen, beispielsweise für die Swissair.
Immer wieder fotografiert Venzago auch Persönlichkeiten aus Kunst, Film oder Showbusiness. Tina Turner, Sting, Mick Jagger, Andy Wahrhol, Penelope Cruz, H.R. Giger und viele mehr sind mit teils unerwarteten Portraits in der Ausstellung vertreten.
Für sein jüngstes Projekt verschmelzen Venzago und seine Partnerin Julia Fokina als Künstlerduo ONE Malerei, Erotik, Film und Pathos in opulente Bildgeschichten.
Eine Ausstellung wie eine Oper
Die Ausstellung «Alberto Venzago: Taking Pictures – Making Pictures» nimmt das Publikum mit auf eine abwechslungsreiche Reise durch 14 Kapitel aus dem Gesamtwerk des Fotografen. Die einzelnen Bereiche werden eigens inszeniert und mit der Hängung, mit Farbe und teilweise mit Ton zu einer spezifischen Atmosphäre verdichtet. Im Kino der Ausstellung sind Ausschnitte aus den vielen Filmen zu sehen, in denen Venzago die Kamera und teilweise auch die Regie führte.
Vermittlung
Das Vermittlungsprogramm mit Gesprächen, Führungen und Workshops ist auf der Website zu finden: museum-gestaltung.ch/agenda.
Im Vestibül präsentiert die Vermittlungsabteilung des Museum für Gestaltung Zürich ab Oktober junge Perspektiven auf die Sammlungen und aktuelle Ausstellungen. Die erste Ausgabe ist der Ausstellung «Alberto Venzago» gewidmet. In Fotoprojekten nehmen Kinder und Jugendliche das Zürich des Fotografen und Filmemachers in den Blick. Sie reflektieren ihre eigene Sicht auf die Stadt und erforschen, wie aus einzelnen Bildern Stories werden können.
mfg
Kontakt:
https://museum-gestaltung.ch/de/ausstellung/alberto-venzago-taking-pictures-making-pictures/
#AlbertoVenzago #TakingPicturesMakingPictures #MuseumfürGestaltung #CHcultura @CHculturaCH ∆cultura cultura+
Bild: Alberto Venzago, Penelope und Monica Cruz, Madrid, Spanien, 2010 © Alberto Venzago
Kommentare von Daniel Leutenegger