23. Oktober 2011
BERLINDE DE BRUYCKERE: «MYSTERIUM LEIB»
Ausstellung im Kunstmuseum Bern, noch bis am 12. Februar 2012: «Mysterium Leib. Berlinde De Bruyckere im Dialog mit Lucas Cranach und Pier Paolo Pasolini»
Bild: Plakat Kunstmuseum Bern (zur
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Im Zentrum der Ausstellung stehen die Werke der flämischen Bildhauerin Berlinde De Bruyckere (geb. 1964 in Gent). Gemeinsam mit der Künstlerin wurde das Konzept eines epochen- und medienübergreifenden Dialoges ihrer Arbeiten mit ausgewählten Gemälden von Lukas Cranach und Sequenzen aus Filmen von Pier Paolo Pasolini entwickelt.
De Bruyckere gewinnt dem Figurativen mit ihrem transformierten Realismus der
Körperdarstellung völlig neue Möglichkeiten und emotional tief berührende
Gestalten ab. Besonders De Bruyckeres Werke der letzten Jahre zum Thema
Schmerzensmann und Pietá von Lucas Cranach sind von der Intensität und
Schönheit seiner Gestalten inspiriert. Vor dem Hintergrund der Theologie Martin
Luthers reflektiert Cranach das Bild vom Menschen, der «im Fleisch»
lebt und im Bild vom Schmerzensmann. Seine Wundmale bezeugen Gottes Liebe zu
den Menschen und seine Gnade in der Menschwerdung seines Sohnes.
Die Plastiken von De Bruyckere transformieren die religiösen Motive und den selbst im Schmerz erotischen, hoch kultivierten sinnlichen Ausdruck Cranachscher Darstellungen in Figuren, deren Realismus künstlerisch überhöht und verdichtet wird.
Angesichts der von den Wissenschaften entwickelten
modernen Möglichkeiten, Natur zu generieren, fordern sie ethische Fragen
heraus und werden in ihrer emotionalen und ästhetischen Distanz zum Voyeurismus
der Medien, zu den Mechanismen der Werbebilder und vor dem Hintergrund von
Massenvernichtungen provozierend politisch.
Zu diesem Aspekt von De Bruyckeres Werk treten ausgewählte Filme von Pier Paolo
Pasolini in einen künstlerischen Diskurs über die archaische Dimension der
Sprache des Leibes und den Leib als Projektionsfeld von Macht- und Konsuminteressen.
Dies ist die erste monografische Ausstellung des Werkes von Berlinde De Bruyckere in einem Schweizer Museum, in der speziell dafür geschaffene neue Werke präsentiert werden.
Realisiert wurde die Ausstellung in Zusammenarbeit mit Dr. Cornelia Wieg, Stiftung Moritzburg Halle – Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt.
kmb
Kuratorin: Kathleen Bühler
Kontakt:
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Bern
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Kommentare von Daniel Leutenegger