7. April 2025
«DER MÜNZSCHATZ VON MERISHAUSEN: GOLD- UND SILBERMÜNZEN AUS DEM 16. JAHRHUNDERT»
Ausstellung im Museum zu Allerheiligen Schaffhausen, bis am 19. Oktober 2025

Bild: Eine der vier «Schlussmünzen» aus dem Fund. Erzherzogtum Österreich ob der Enns, Ferdinand I., Groschen, 1554, Linz. Museum zu Allerheiligen Schaffhausen, Depositum des Kantons Schaffhausen, NF14513 – Foto: Adrian Bringolf
Vor über hundert Jahre gelangte bei Bauarbeiten in einer Scheune in Merishausen ein spektakulärer Fund ans Tageslicht: rund 1’100 Münzen aus Gold- und Silber in einem Tongefäss. Die Münzen aus der Zeit vom Ende des Mittelalters bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts kamen anschliessend als Depositum des Kantons Schaffhausen in das neue Museum zu Allerheiligen.

Bild: Das Fundgefäss zusammen mit einem Teil der darin gefundenen Münzen. Museum zu Allerheiligen Schaffhausen, Depositum des Kantons Schaffhausen – Foto: Julius Hatt
Im September 1922 war der Merishauser Landwirt Georg Meister damit beschäftigt, den Boden in seiner Scheune abzutiefen, um einen Betonboden einzuziehen. Dabei stiess er auf ein Gefäss, in dem sich zahlreiche Silbermünzen und auch einige Goldmünzen befanden. Die Nachricht vom Fund verbreitete sich schnell und es wurde gemutmasst, dass er vielleicht im Dreissigjährigen Krieg vergraben worden sei. Aufmerksam wurden auch die kantonalen Behörden, denn herrenlose Altertümer von wissenschaftlichem Wert gehören gemäss Zivilgesetzbuch dem Kanton.
Nach einem längeren Hin und Her kamen schliesslich 1’087 Münzen als Depositum des Kantons ins Museum zu Allerheiligen. Der Fund wurde zwar immer ganz oder teilweise im Museum gezeigt, aber nie in seiner Gesamtheit ausgewertet. Eine neue wissenschaftliche Auswertung gab nun Anlass dazu, den Schatz in seiner Gesamtheit der Öffentlichkeit zu präsentieren.
In einer Kabinettausstellung auf 70 m2 werden der Schatz, sein zeitlicher Kontext und die Geschichte seiner Entdeckung genauer beleuchtet. In Kombination mit weiteren Münzen aus der Sammlung der Sturzenegger-Stiftung wird der Fund in die Geldgeschichte seiner Zeit eingebettet und die verschiedenen Aspekte werden beleuchtet, die für die Gesamtinterpretation des Schatzes von Bedeutung sind.
Der gesamte Fund umfasste ursprünglich mindestens 1’089 Münzen, davon 47 Goldmünzen, 20 Taler und über tausend kleinere Silbermünzen. Die meisten Münzen stammen aus dem süddeutschen Raum von Schaffhausern bis Salzburg, von Konstanz bis über München hinaus. Aber auch aus Italien haben es rund 30 Münzen in den Fund geschafft. Die Goldmünzen stammen mit wenigen Ausnahmen alle vom Königreich Frankreich. Den weitesten Weg nach Merishausen hatten eine Münze aus Sevilla in Spanien und eine aus York in England.
Aussergewöhnlich ist diese grosse Vielfalt für die damalige Zeit nicht. Bei der grossen Menge kann ein einzelnes fremdes Stück schnell übersehen worden sein. Viele Münzen kamen ausserdem aus Regionen, wo auch die notwendigen Rohstoffe vorhanden waren, wie beispielsweise aus Hall in Tirol oder dem Erzgebirge.

Bild: Verzeichnis der ersten 915 Münzen des Schatzes, verfasst von Eugen Tatarinoff und eine Auswahl von beschrifteten Umschlägen, in denen die Münzen früher aufbewahrt wurden. Staatsarchiv Schaffhausen, RRA 5/6 und Museum zu Allerheiligen Schaffhausen – Foto: Julius Hatt
Doch wem gehörte das Geld und weshalb wurde es vergraben? Der gesamte Wert beläuft sich auf ungefähr 115 Taler, womit man sich anfangs des 16. Jahrhunderts ein kleines Haus oder ein Stück Land kaufen konnte. Die jüngsten datierten Münzen im Fund wurden 1554 geprägt. Die gesamte
Zusammensetzung des Schatzes lässt vermuten, dass er in der Zeit kurz danach vergraben wurde. Er stammt also nicht wie anfangs vermutet aus dem Dreissigjährigen Krieg. Weshalb er vergraben wurde, kann wohl nie mit Sicherheit beantwortet werden. Der Schwerpunkt an Münzen aus Süddeutschland lässt vermuten, dass es sich beim Eigentümer um einen Händler gehandelt haben könnte, der sich in diesem Raum bewegte, den Hort aber zu Lebzeiten nicht mehr bergen konnte. Der Hort wurde dadurch zu einem wertvollen Zeugnis des Geldumlaufs in Schaffhausen und Süddeutschland in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Die Ausstellung wird von zahlreichen Veranstaltungen begleitet. Für Familien mit Kindern begleitet eine Münzwerkstatt die Ausstellung. Hier können Kinder ab 5 Jahren während der ganzen Ausstellungsdauer selber Gold- und Silbermünzen gestalten. Das Bastelset ist an der Museumskasse erhältlich.
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Kontakt:
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Kommentare von Daniel Leutenegger