29. Juli 2010
Der nicht mehr gebrauchte Stall
Eine Ausstellung unter dem Patronat des Bündner Heimatschutzes in Flims, Dornbirn, Meran und Samedan.

Das Gelbe Haus Flims
3.Juli 2010 bis 17. Oktober 2010
vai – Vorarlberger Architektur Institut, Dornbirn
20. Januar 2011 bis 31. März 2011
Fundaziun La Tuor, Samedan
7. Juni 2011 bis 25. September 2011
kunst Meran I Merano arte, Meran
7. Oktober 2011 bis 8. Januar 2012
Die Entwicklung des Stalls ist ein Paradebeispiel dafür, dass Baukunde Menschen-, Volks- und Gesellschaftskunde in einem ist. Wir werden sie in der Ausstellung auf einer Zeitreise durchwandern und jeweils einige markante Einsichten festhalten.
Gerade in jüngster Zeit ist die Diskussion um die Zukunft der Entwicklung im Berg- und Alpengebiet mit der Frage verbunden, wie Berggemeinden und -regionen ihre Vitalität erhalten können oder ob die Trends in die Richtung des zunehmenden Einflusses der Freizeit- und Tourismuslandschaft und der Zentren weiter gehen.
Dieser Einfluss bedeutet insbesondere den Verlust der Selbststeuerung und zunehmend Nutzungen, die in der Freizeit- und Tourismuslandschaft entstehen und in die alpinen Peripherien «einwandern»: Zunahme von Tourismus-, Zweitwohnungs-, Freizeit- und Bodennutzungen. Folge davon ist, dass die alpinen Gebiete zu Komplementärräumen der Metropolen werden – und somit die historisch gewachsene Identität als Landwirtschafts- und Stallraum verlieren.
Stall kommt von «stabulum», Standort, Platz, und man erkennt das Tätigkeitswort «stare». Stillstand in der Bewegung. Dem Objekt haftet «Stallgeruch» an, das Alte, Vergangene, Marginale, Abgedrängte und Ausgemusterte. Zugleich ist der «Stall» ein Bild für Grundlegendes: die einfachsten Tätigkeiten der Menschheit, die Bearbeitung und Bewirtschaftung von Boden, «Landwirtschaft» als Gewinnung von Nahrung.
Bis heute sind Wortverbindungen «Stalldrang» oder «Stallwärme» geläufig. Man kann sie auf einen Trend beziehen. In der jüngsten Zeit gewinnt das Einfache an Attraktivität. Die Idee ist bestechend – anhand von Ställen über Gegenwart und Entwicklungen nachzudenken, über dasjenige, was uns durch wachsende Komplexität und Unübersichtlichkeit beunruhigt.
Stallgeruch des Alten im Zeitalter der Hypermobilität – Stalldrang nach dem Einfachen in der Ära des Virtuellen und Tempos: der Spannungsbogen ist ein Versprechen.
Die Ausstellung zielt auf ein Publikum, das angelockt, angeregt und sich im Veranstaltungsbereich äussern soll. Sozial-, Raum- und Architekturwissenschaft haben dabei nicht das letzte Wort, bilden aber den Unterbau, um das Architektonische und Gebaute mit den gesellschaftlichen Entwicklungen verbinden zu können. Dabei wird dies in den drei Regionen (Graubünden, Vorarlberg und Südtirol) jeweils auf die Besonderheiten hin konkret sichtbar gemacht.
Kuratorium der Ausstellung: Susanne Waiz (Bozen) und Hans-Peter Meier (Zürich)
Ausstellungsdauer in Flims:
Von 3. Juli 2010
bis 17. Oktober 2010
Dienstag – Sonntag: 14 – 18 Uhr
(an Feiertagen auch montags)
Kontakt:
TIPPS:
Artikel in der Zeitschrift «Hochparterre» / Katalog zur Ausstellung:
«Was tun mit leerstehenden Ställen?», Radiosendung von Sara Hauschild im «Echo der Zeit» auf Radio DRS 1 am 29. Juli 2010:
Überall im Alpenraum stehen alte Ställe oder Maiensässe. Ihre Besitzer fragen sich: abreissen, umnutzen oder umbauen? Antworten auf solche Fragen gibt die Wanderaustellung «Der nicht mehr gebrauchte Stall». Nicht ganz zufällig beginnt die Ausstellung ihre Tournee in Flims, wo viele alte Ställe umgenutzt oder abgebrochen wurden.
Link zur Radiosendung:
http://www.drs1.ch/www/de/drs1/sendungen/top/de/drs1/sendungen/echo-der-zeit/2646.bt10146677.html
Kommentare von Daniel Leutenegger