18. Dezember 2021
«EUROPA AUF KUR. ERNST LUDWIG KIRCHNER, THOMAS MANN UND DER MYTHOS DAVOS»
Ausstellung im Kirchner Museum Davos, bis am 30. Oktober 2022
Bild oben: Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938), Tinzenhorn – Zügenschlucht bei Monstein, 1919, Öl auf Leinwand, 119×119 cm, Kirchner Museum Davos
Bild: Ausstellungsansicht «Europa auf Kur. Ernst Ludwig Kirchner, Thomas Mann und der Mythos Davos» im Kirchner Museum Davos
Seit mehr als 150 Jahren ist Davos ein symbolischer Ort, ein Kristallisationspunkt europäischer Kulturgeschichte und politischer Entwicklungen. Nirgendwo sonst verdichten sich die Hoffnungen und Sehnsüchte, die Ängste und Bedrohungen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts in vergleichbarer Form.
Die Allgegenwart gesundheitlicher Gefahren schaffte damals wie heute ein Gefühl der Dauerkrise. Gleichzeitig nährt der medizinisch-technologische Fortschritt den Wunsch nach einem langen, gesunden Leben. Die Hochgebirgsluft versprach Heilung von der Infektionskrankheit Tuberkulose, die Jahr für Jahr zigtausend Menschen dahinraffte. Davos erkannte seine Chance und wandelte sich seit 1870 in kürzester Zeit vom abgelegenen Bergdorf zum international renommierten Lungenkurort.
Bild: Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938), Balkonszene, 1935, Öl auf Leinwand, 135×177 cm, Kirchner Museum Davos
Gleichzeitig begriff man das neue Potential des Sports und baute systematisch das bis heute gültige Image einer Wintersport-Destination auf. Davos gelang es immer wieder, sich neu zu erfinden.
In Davos traf sich, was Rang und Namen hatte: Ernst Ludwig Kirchner, Katia und Thomas Mann, Arthur Conan Doyle aber auch Robert Louis Stevenson, Albert Einstein oder Sonja Henie, die erfolgreichste Eiskunstläuferin aller Zeiten.
Die Ausstellung erzählt ihre Geschichten – die tragischen wie die erfolgreichen. Ernst Ludwig Kirchner kehrte der Metropole Berlin den Rücken, um für immer in Davos zu bleiben. Seine Bilder feiern die Alpenwelt als paradiesischen Ort des friedlichen Miteinanders. Thomas Manns Roman «Der Zauberberg» begreift Davos als Sinnbild für die Träume und die Katastrophen Europas.
Bild: Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938), Brücke bei Wiesen, 1926, Öl auf Leinwand, 120×120 cm, Kirchner Museum Davos
Erstmalig ist Davos Thema einer so umfangreichen Ausstellung. Der Ort steht exemplarisch für die Komplexität und Zerrissenheit der Moderne und macht europäische Kulturgeschichte sichtbar. Die Ausstellung zieht Verbindungslinien zwischen Medizin- und Kurgeschichte, Architektur, Wintersport, Kunst und Literatur, Philosophie und Politik. Sämtliche Schwerpunkte und Einzelaspekte werden in einem reich bebilderten Katalog vertieft und erweitert.
Die in der Ausstellung gezeigten Meisterwerke Ernst Ludwig Kirchners eröffnen einen neuen Blick auf das kulturelle Leben Europas zur Zeit der Jahrhundertwende. Weitere, zum Teil erstmals ausgestellte Leihgaben stammen aus dem Germanischen Nationalmuseum, dem Heimatmuseum Davos, dem Sportmuseum Davos, der Medizinhistorischen Sammlung Davos und der Dokumentationsbibliothek Davos. Die Original-Tagebücher, Notizen und Fotografien aus dem Thomas-Mann-Archiv der ETH Zürich dokumentieren eindrucksvoll die Geschichte von Thomas Manns Roman «Der Zauberberg».
Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt vom Kirchner Museum Davos und dem Germanischen National Museum Nürnberg und entstand in Zusammenarbeit mit dem Germanischen Nationalmuseum, dem Heimatmuseum Davos, dem Sportmuseum Davos, dem Medizinmuseum Davos, der Dokumentationsbibliothek Davos und dem Thomas-Mann-Archiv Zürich.
kmd
Digital Story zum Thema:
https://europa-auf-kur.gnm.de/
Kontakt:
https://www.kirchnermuseum.ch/de/aktuell/
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Bild: Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938), Rathaus, Davos Platz, 1931, Öl auf Leinwand, 120×120 cm, Kirchner Museum Davos
Kommentare von Daniel Leutenegger