11. Januar 2014
«Grosses Format: Wandbilder von Karl Walser, Léo-Paul und Philippe Robert in der Nachfolge Hodlers»
Ausstellung Neues Museum Biel, bis am 2. Februar 2014

Bild: Karl Walser (1877-1943), Scheherazade erzählend, Szene aus «Tausendundeine Nacht», ehemals Wohnung Hugo Cassirer, Berlin, 1911, Tempera auf Leinwand, 123,5 x 173,5 cm, Kunsthaus Zürich
Das NMB Neues Museum Biel ist Hort zweier umfangreicher Konvolute von Studien und Vorarbeiten für Wandbildaufträge: Die Gottfried Keller-Stiftung, Bundesamt für Kultur, deponierte den Künstlernachlass von Karl Walser (1877 – 1943) im Museum; von der Stiftung Sammlung Robert sind ihm unter anderem Werke von Philippe Robert (1881 – 1930) anvertraut worden.
Neben kleinformatigen Figurenstudien und den ersten
Entwürfen der Bildideen bewahrt das NMB nahezu 60 bis gegen vier Meter lange
Papierrollen, die sowohl Walser wie auch Robert zur Übertragung ihrer
Kompositionen auf die Mauern oder Leinwände dienten. Die Arbeitsgrundlagen
verblieben seit dem Tod der Künstler in deren Ateliers oder Nachlässen. Die
Spuren der künstlerischen Verwertung und die fast 120jährige Lagerung im
gerollten Zustand in einem nicht adäquaten Klima nagten an der Substanz der
Papiere.
Im Frühling 2012 schrieb das Bundesamt für Kultur Projektbeiträge für die Bewahrung von Kulturgütern auf Papier aus, auf die sich das NMB erfolgreich mit einem Konzept zur Restaurierung und wissenschaftlichen Aufarbeitung der Wandbildentwürfe von Karl Walser und Philippe Robert bewarb. Mit dem Beitrag erhielt das NMB die einmalige Möglichkeit, ein heute nur noch Wenigen bekanntes, künstlerisches Werk zu restaurieren, zu erforschen und nun in einer Publikation und einer Ausstellung der Öffentlichkeit vorzustellen.
Die Künstler schufen ihre Werke in einer Epoche, als die malerische Raumgestaltung vermehrt in den Fokus eines öffentlichen Interesses rückte. Vor allem Ferdinand Hodlers Fresko «Rückzug aus Marignano» für das Landesmuseum in Zürich entfachte um die Jahrhundertwende eine breite Diskussion, ob die historisch korrekte Schilderung eines Themas zugunsten einer künstlerischen Bildidee geopfert werden könne. Es waren aber nicht allein politische Inhalte, die Wandgemälde zu vermitteln hatten.
Von Philippe Robert und von Karl Walser – einem der gefragtesten Raumgestalter seiner Zeit – sind darüber hinaus grossformatige Leinwände zu sehen, die sie für verschiedene private und öffentliche Gebäude schufen. Hodlers Kunst standen Karl Walser, Léo-Paul und Philippe Robert kritisch gegenüber. Dennoch setzten sie sich mit dessen künstlerischen Grundgesetzen für Raumgestaltungen auseinander, was anhand von ausgewählten Beispielen Hodlers nachvollzogen werden kann.
Die Ausstellung zeigt mit den vertretenen Künstlern exemplarisch die Entwicklung der Wandbildmalerei in der Schweiz während der Jahre 1895 bis gegen 1940. Sie vereint Werke, die vom Symbolismus her geprägt sind, solche, die dem Jugendstil verpflichtet sind und andere, die eher einer figürlich abstrakten Formensprache gehorchen.
Ebenso beinhaltet die Ausstellung eine Übersicht über die Wandbilder Biels, die nebst Philippe Robert von verschiedensten Künstlerinnen und Künstlern bis zum heutigen Tag geschaffen worden sind. Ziel ist es, alle in Biel vorhandenen Wandbilder bis Ende der Ausstellung kartographiert zu haben.
Alle Besuchenden sind eingeladen, sich an der Ausstellung zu beteiligen und dem Museum Fotografien von Wandbildern zu schicken, die sie in der Stadt Biel entdecken: info@nmbiel.ch
Zur Ausstellung ist eine Publikation in deutscher und französischer Sprache erschienen. Erhältlich an der Museumskasse für 25.- CHF
nmb
Kontakt:
http://www.nmbiel.ch/index.php?id=4&lang=de&eid=16
Kommentare von Daniel Leutenegger