28. Juni 2014
«Ich beginne zu vergessen – Ilya Kabakov und Schweizer Sammlungen»
Ausstellung im Kunsthaus Zug, bis am 17. August 2014

Bild:
Ilya Kabakov
The Collage of Spaces # 4, 2010
Öl auf Leinwand
Collection Valentin Bukthoyarov
© 2014, ProLitteris, Zurich
1985
stand Ilya Kabakov mit Freunden in einem Wald bei Moskau und durchschnitt
feierlich ein Band. So eröffnete er symbolisch die Ausstellung in der Berner
Kunsthalle, seine erste im Westen. Auch wenn er selbst nicht hatte anreisen
dürfen: Jetzt galt er ‹offiziell› als Künstler. Die Schweiz blieb in der Folge
ein wichtiger Bezugspunkt für Ilya Kabakov, wo er Förderer fand und
Freundschaften wuchsen.
Diese Entwicklung spiegelt sich in hiesigen Sammlungen, aus denen die
Ausstellung «Ich beginne zu vergessen» schöpft. Sie ist bestückt mit Gemälden von
1965 bis 2010, darunter grossformatige Hauptwerke aus den Siebzigern und die
neue 14-teilige Serie Collage of Spaces, die in Zug erstmals vorgestellt wird.
Auf diesen Ölgemälden tauchen vermeintliche Fetzen sowjetischer
Propagandamalerei in schwarze Abgründe, als ob unliebsame Erinnerungen endlich
entsorgt werden könnten.
«Ich beginne zu vergessen» erlaubt zudem eine Gegenüberstellung von Kabakovs Arbeiten während der Zeit in der Sowjetunion mit jenen, die später im Westen entstanden sind. Hinzu kommen unter anderem seine stilbildenden Alben, Leporellos und die erste im Westen gezeigte Installation «Konzert für eine Fliege» (Kammermusik).
Aus Zuger Privatbesitz zu sehen ist ferner eine Reihe von
Papierarbeiten der russischen Avantgarde, mit denen sich Kabakov alias Charles
Rosenthal malerisch seit Längerem humorvoll auseinandersetzt.
Heute ist die Wahrnehmung von Ilya Kabakov paradox. Einerseits gilt er als einer der wichtigsten Künstler der Gegenwart. Dies nicht zuletzt, weil die inoffizielle Kunst der Sowjetunion durch ihn nachträglich den Anschluss an die Kunstgeschichte des Westens gefunden hat.
Andererseits wagt das Kunsthaus Zug zu behaupten:
Trotzdem wird Ilya Kabakov unterschätzt. In seinen fantasievollen Arbeiten
betrachtet er die moderne Zivilisation ohne ideologische Schranken. In ihrer
erzählenden Haltung sind die Bilder zugänglich, obwohl sie stets die Frage in
sich tragen: Wer hat hier für wen gemalt und weshalb?
«Mit Ilya und Emilia Kabakov arbeiten wir seit über einem Dutzend Jahre eng zusammen. Wir sind stolz und geehrt, dass sie uns diese Werkschau anvertraut haben und wir Ilya Kabakov einmal mehr ganz ‹offiziell› bei uns begrüssen dürfen.», schreibt der Kurator Matthias Haldemann.
khz
Kontakt:
http://www.kunsthauszug.ch/index2.html
Kommentare von Daniel Leutenegger