19. April 2014
INTERLAKEN: «THEY ARE HERE – Stadt Einrichten | Stadt Berichten | Stadt Ausrichten» – Urbane Interventionen zwischen den Seen
Ein Projekt von Simone Zaugg und Pfelder im öffentlichen Raum und im Kunsthaus Interlaken, bis am 18. Mai 2014
Bilder: «Souvenirs» © www.lartpourlaar.ch
Hansueli Urwyler, Unterseen / Adolf Urweider, Hasliberg Hohfluh / Peter Stähli, Gsteigwiler / Heinz St.hli, Willigen / Christoph Flück, Spiez / Anna Schmid, Spiez / Nick Röllin, Bern
Die Arbeit «Souvenirs» der KünstlerInnengruppe l’art pour l’aar verbindet die zwei prägenden Wirtschaftszweige des Berner Oberlandes und Interlakens: Landwirtschaft und Tourismus. Die Heuheinzen erinnern an eine früher verbreitete, heute nicht mehr zeitgemässe Kulturform in der Landwirtschaft. Das beim Kunsthaus zum Trocknen aufgehängte Heu wirkt vergessen und verlassen. Die Heinzen mit aufgehängten Kleidern überführen dieses Motiv in einen aktuellen Kontext: Reisende lassen in Interlaken haufenweise Kleider in ihren Unterkünften zurück – stumme Souvenirs eines ultraschnellen, anonymen Tourismus.
Bilder: «Souvenirs», l’art pour l’aar; Heuheinzen mit Heu und gefundener Kleidung, 2014
Zur Ausstellung
THEY ARE HERE. Wer ist da? Und warum sind sie da?
Weil Interlaken als urbanes Phänomen zur künstlerischen Auseinandersetzung herausfordert. Die Künstler greifen Themen auf, die für die Historie und für die aktuelle kulturelle, soziale, architektonische, ökonomische und tourismusorientierte Entwicklung der Stadt Interlaken relevant sind. Ihre künstlerischen Prozesse präsentieren sie als erlebbare Interventionen und Installationen im öffentlichen Raum und im Kunsthaus von Interlaken.
Die heterogen gewachsene Stadt Interlaken, eingebettet in eine überwältigende Landschaft, wurde von den eingeladenen Künstlerinnen und Künstlern erforscht, untersucht, neu definiert, künstlerisch apostrophiert und in Zeichnungen, Fotografien, Videoarbeiten, Installationen und Performances neu und anders wahrnehmbar gemacht.
Ziel des Projektes ist die temporäre Zurückgewinnung des öffentlichen Raumes von Interlaken und Umgebung als Bühne, als Experimentierraum und als Spiegelbild einer kontextuellen und gesellschaftsrelevanten Auseinandersetzung, die sich in künstlerischen Projekten manifestiert.
Die Künstlerinnen und Künstler recherchieren Spuren der Vergangenheit, formulieren unbequeme Fragen zu den aktuellen Strukturen, transformieren diese zu Projektionsflächen ihrer Kunst und öffnen sie nun mit dem Ausstellungsprojekt THEY ARE HERE dem Dialog.
Interlaken hat als Stadt zwischen den Seen schon lange eine Ausnahmestellung. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Einzug des Alpinismus› war diese Kleinstadt mit einschneidenden städtebaulichen Fragen konfrontiert. Interlaken als besonderes rural-urbanes Phänomen, das sozusagen den Begriff der Metropolregion in den Alpen vorweg genommen hat und heute mit 4,2 Millionen Übernachtungen pro Jahr die mit Abstand beliebteste Tourismusdestination der Schweiz ist, hat die InitiantInnen inspiriert, den Diskurs zwischen Kunst und Stadt, zwischen Architektur und Natur, zwischen Einwohner und Besucher, zwischen Werk und Ort hier mit folgenden Fragen neu zu entfachen:
Was bedeutet öffentlicher Raum in der alpinen Landschaft und in der Stadt Interlaken heute?
Wie wird der öffentliche Raum hier definiert?
Wie verändert er sich?
Wie kann Kunst die kontinuierliche Rückeroberung des öffentlichen Raumes an der Schnittstelle von urban und rural zusammen mit der Bevölkerung vorantreiben?
Wie fügt der Künstler seine persönlichen Strategien in den vorgefundenen Raum, damit sie Reibung erzeugen, Übergänge/ Passagen schaffen und Gewohnheiten brechen?
Wie entstehen Bezugssysteme, die den Ort und seine Vielschichtigkeit gezielt unterwandern, infizieren, widerspiegeln, potenzieren?
Wie können die ortsansässigen Energien in ein Kunstprojekt eingebunden werden?
khi
Kontakt:
http://www.kunsthausinterlaken.ch/ausstellungen.html
Kommentare von Daniel Leutenegger