18. April 2014
KULTURAMA ZÜRICH ZEIGT «WUNDERBARE OBJEKTGESCHICHTEN»
Eine Ausstellung über Fantasie, im KULTURAMA, Museum des Menschen, Zürich, bis am 19. Oktober 2014

Hinter vielen Sammlungsstücken stecken wunderbare Objektgeschichten. Obwohl erforscht und gedeutet, werden Objekte im Lauf der Zeit nicht einfach entzaubert – sie sind und bleiben mehrdeutig. Was gilt, bestimmt der Denkstil der Zeit.
Die Ausstellung erzählt Objektgeschichten wunderbar unkonventionell: Hintergrundinformationen zu menschenförmigen Kalkknollen, kopflosen Erdrandsiedlern oder vermeintlichen Yetispuren sind mit Hilfe von Tablets abrufbar. Besucherinnen und Besucher stellen auf dem Bildschirm ihre eigenen Erdrandsiedler zusammen und speisen diese direkt in die Monstergalerie ein.
Unerklärliches verstehen wollen
Die Beurteilung eines Objektes erfolgt immer subjektiv. Was gilt, bestimmen der aktuelle Wissenstand, der Denkstil der Zeit sowie das eigene Weltbild. Einige Sammlungsstücke verlieren, andere gewinnen im Lauf der Jahre an Bedeutung. Manche werden als Fälschung entlarvt, oder aber ihr wahrer Ursprung wird erst nach vielen Jahren erkannt. Und so kann es kommen, dass aus dem Horn des sagenhaften Einhorns allmählich der Zahn eines Narwals und aus den Überresten eines Bergriesen das Schulterblatt eines Mammuts wird.
Von Erdrandsiedlern und anderen Mischwesen
Am fernen Erdrand, in der heissen Wüste oder im eisigen Hochgebirge, sollen sie gemäss Aufzeichnungen von Plinius dem Älteren (23 – 79 n. Chr.) gelebt haben – die sagenhaften Halbmenschen und Mischwesen. Nun sind sie, nach antiken und mittelalterlichen Berichten modelliert, in der Ausstellung präsentiert.
Plinius der Ältere hat die Deutung von Objekten von der Antike bis in die Neuzeit entscheidend beeinflusst. Sein Wissen zu den Mischwesen hat er in einer umfassenden Enzyklopädie «Naturalis historia» zusammengefasst. Reisende, Forscher und Entdecker mussten also damit rechnen, in den lebensfeindlichen Gebieten auf solche Erdrandsiedler und Bergriesen zu treffen. Wer glaubt, dass solche Geschichten nur ins Mittelalter gehören, liegt falsch: Noch heute wird gelegentlich zur Jagd auf Yeti und andere Bergriesen geblasen.
Wunderbare moderne Wesen
Auch heute werden moderne Wesen konstruiert, die an frühere Fabelwesen erinnern. So hilft uns der Homunkulus mit seinen übergrossen Händen, einer Riesenzunge und einem schmächtigen Körper, komplizierte Zusammenhänge ganz einfach darzustellen. Als Hilfskonstrukt soll er uns begreifbar machen, welcher Körperteil wie viel Platz im Hirn beansprucht, damit er funktioniert. Kaum übersehbar, kann der Homunkulus in der Ausstellung bestaunt werden und gehört heute in jedes Lehrbuch.
Ein spannendes Museumserlebnis
Kinder- und Familiennachmittage «MONSTER, MYTHEN UND MAMMUTKNOCHEN» oder Themenführungen für Seniorinnen und Senioren warten auf GeschichtensucherInnen jeglichen Alters. Ebenfalls findet jeden ersten Sonntag um 14.30 Uhr und jeden ersten Donnerstag um 18.00 Uhr des Monats eine öffentliche Führung zur Sonderausstellung statt.
Die Sonderausstellung «Wunderbare Objektgeschichten», welche vom Naturmuseum Winterthur realisiert wurde, erzählt so manche wunderbare Geschichte und lässt gleichzeitig Platz für eigene Interpretationen.
Das KULTURAMA versteht sich als interdisziplinäres Lernmuseum und ist seit 1978 spezialisiert in Museumspädagogik. Zu sämtlichen Themen des Museums und zur Sonderausstellung werden Führungen und Workshops für alle Generationen angeboten. In seiner permanenten Ausstellung präsentiert das KULTURAMA die Evolution des Lebens und Themen aus der Anatomie und Kulturgeschichte des Menschen.
cp
Kontakt:
http://www.kulturama.ch/420634/index.html
Kommentare von Daniel Leutenegger