12. Juni 2018
«MAX FRISCHS NOTIZHEFTE»
Ausstellung im Max-Frisch-Archiv an der ETH-Bibliothek Zürich, bis am 28. September 2018
Bild: © http://www.mfa.ethz.ch/news-und-veranstaltungen/ausstellungen.html
«Tagebuchblätter», schreibt Max Frisch 1949, «sind Erzeugnisse in den Pausen, Notizen unterwegs, Einfälle in einem Wartezimmer, im Kaffeehaus, in der Bahn oder am Feierabend, bevor man das Licht löscht; es sind, ihrer Adresse nach, immer Notizen an den Schreiber selbst, Briefe ohne Empfänger; ihr Reiz, ihr wesentlicher Reiz ist das Selbstgespräch, die Aussage ohne Stimme, der Umgang eines Geistes mit sich selbst».
Im Max Frisch-Archiv haben sich über 100 Notizhefte und zahlreiche lose Blätter mit tagebuchartigen Bemerkungen, politischen Kommentaren und literarischen Skizzen erhalten. Diese grösstenteils unveröffentlichten Dokumente versprechen unmittelbare Nähe zur skizzierten Gegenwart und einen direkten Zugang zu Frischs Zeitgenossenschaft.
Als Entwürfe gehen sie den gedruckten Werken voran, bilden gleichzeitig aber einen ganz eigenen und vielbezüglichen Komplex, der sich nicht in Gattungsbezeichnungen wie «Roman» oder «Drama» einengen lässt.
Für Max Frisch war die scheinbar nebensächliche Notiz von zentraler Bedeutung. Immer wieder betont er den Entwurfscharakter seines Denkens und Schreibens: «alles Fertige hört auf, Behausung unsres Geistes zu sein; aber das Werden ist köstlich, was es auch sei -»
Die Ausstellung präsentiert originale Notizhefte von Max Frisch. Sie gewährt einen Einblick in die Werkstatt des Schriftstellers und zeigt die thematische Breite seiner Aufzeichnungen. Von innen lassen sich die Hefte als Unikate betrachten; von aussen bilden sie hingegen eine Serie.
Auf diesen Aspekt macht Alan Maag aufmerksam, der die Notizhefte in der Ausstellung fotografisch inszeniert. Maag ordnet die Hefte nach Farben, zeigt ihren opaken Glanz und ihre alltäglichen Gebrauchsspuren.
mfa
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Kommentare von Daniel Leutenegger