10. August 2011
Museum vorübergehend geschlossen – Seele bleibt
Das Museum Casa Anatta (mit der Ausstellung «Le mammelle della verità» {«Brüste der Wahrheit»} von Harald Szeemann), die Casa Selma und das Elisarion (mit dem runden Werk «Chiaro mondo dei beati» {«Helle Welt der Seligen»}) am Monte Verità (TI) werden restauriert und sind deshalb drei Jahre für die Öffentlichkeit nicht zugänglich (voraussichtlich bis 2013).

Foto oben: zVg

Die Casa Anatta auf dem Monte Verità bei Ascona (Bild: Wikipedia)
Die Stiftung Monte Verità hat unter der Federführung des kantonalen Amts für Denkmalschutz ein Restaurierungs- und Umgestaltungsprojekt für das Museumsangebot in Angriff genommen. Das Projekt wird von dem Historiker Andreas Schwab und den Architekten Bruno Reichlin und Gabriele Geronzi durchgeführt.
Das Haus Casa Anatta ist Mittelpunkt des Museumsrundgangs durch die historischen Gebäude; es stammt aus dem Jahr 1904 und stellt wortwörtlich die Seele (Anatta ist das Sanskrit-Wort für Seele) der spirituellen, philosophischen und künstlerischen Erfahrung der Vegetarier, insbesondere von Henri Oedenkoven und Ida Hofmann dar.
Die architektonischen Besonderheiten der Casa Anatta sind sowohl aussen als auch innen sichtbar: Die Holzverkleidung, die spezielle Geometrie der steinernen Basis und das Flachdach ergeben von aussen eine heterogene horizontale Einheit; das Innere dagegen ist in der Vertikale aufgebaut und beherbergt seit über 20 Jahren die jetzige Ausstellung.
Seit 1981 ist dort die Dauerausstellung «Le mammelle della verità» zu sehen, die von Harald Szeemann entwickelt und angelegt wurde; er hat dort nach dem Leitbild der Göttin mit den vielen Brüsten eine üppige Vielfalt an Persönlichkeiten, Themen, Visionen und Utopien interpretiert und zusammengefasst.
Die Ausstellung, die auch in Zürich, Berlin, Wien und München gezeigt wurde, umfasst die Gegenstände und die Zeugnisse einer Lebensreform, die begonnen, aber nie völlig abgeschlossen wurde, einer Utopie unter Utopien, und dehnt den Forschungsbereich auf jene Weltgeschichte aus, die sich eine gewisse Zeit lang um den Magnetismus des Monte Verità herum zu konzentrieren schien.
Die Besichtigung der Casa Anatta ist eine unverzichtbare Gelegenheit, die historischen Anfänge des Monte Verità zu begreifen und sich in die Welt zu versetzen, die sich dessen Gäste vor einem Jahrhundert vorstellten und die sie – zumindest einige Jahre lang – auch lebten.
Das Museum soll auch in Zukunft die Geschichte der Vegetarierkolonie beleben und gestalten: dazu wird in den kommenden Jahren eine Renovierung durchgeführt, während der jedoch die Tore und die Seele des Monte Verità offen bleiben.
Quelle / Kontakt:
http://www.monteverita.org/museo/content.cfm
Mehr:
http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/schweiz/renaissance_auf_dem_monte_verita_1.7095302.html
http://www.derbund.ch/kultur/diverses/Der-Huegel-der-Utopien-wird-wiederbelebt-/story/13170592
Kommentare von Daniel Leutenegger