27. Februar 2011
«Schneeberge, Wolkenschönheit, Wettertannen: Emil Nolde in der Schweiz»
Ausstellung im Kirchner Museum Davos, bis zum 3. April 2011

Bilder: © 2010 Nolde Stiftung Seebüll

Emil Nolde (1867-1956) war einer der führenden Vertreter des Deutschen Expressionismus. Berühmt wurde er mit seinen Bildern von weiten Marschlandschaften, bewegten Meeren und glühenden Südsee-Stränden.
In der
Ausstellung «Schneeberge, Wolkenschönheit, Wettertannen: Emil Nolde in der Schweiz» beleuchtet das Kirchner Museum Davos nun eine eher unbekannte Seite
des Künstlers: Über 100 Werke und Dokumente aus der Zeit von 1892 bis 1948 zeugen
von seiner anhaltenden Begeisterung für die Schweiz und ihre Landschaften.
Die Ausstellung wurde mit der Nolde Stiftung Seebüll realisiert und steht
unter der Schirmherrschaft des Deutschen Botschafters in der Schweiz.
Bereits 1892, als junger Zeichenlehrer in St. Gallen, war Emil Nolde fasziniert von den Bergen und wollte sie unmittelbar erleben; er wurde Mitglied des Schweizer Alpen-Clubs SAC, unternahm zahlreiche Klettertouren und erklomm dabei auch Jungfrau, Monte Rosa und Matterhorn.
Ab 1894 schuf Nolde die bekannten «Bergpostkarten»: 30 kleine Werke, in denen er den Steinkolossen
märchenhaft-menschliche Züge verlieh. In den 1920er und -30er Jahren folgten
immer wieder Aufenthalte in der Schweiz, und noch 1948 unternahm der hoch
betagte Nolde eine Hochzeitsreise hierhin. Auch zu den «Ungemalten Bildern» –
heimlich zwischen 1938 und 1945 während des nationalsozialistischen Malverbots
entstanden – gehören Bergmotive, nun als freie Erfindungen, als Traum- und
Sehnsuchtsbilder.
Die Alpenwelt hielt Nolde fast ausschliesslich in der Technik des Aquarells
fest. Die rasch und souverän ausgeführten Werke, in denen leuchtende Farbtöne
in reines Schneeweiss fliessen, veranschaulichen Noldes Erleben und die
Schaffensfreude angesichts der imposanten und unberührten Natur. Seine Bilder
führen uns ins Zentrum der Naturerscheinung, zeigen aber auch den Menschen als
Teil von ihr: Abendhimmel leuchten über schwarzen Gebirgen, rote Gipfel
erglühen über stillen Bergseen, Sportler ziehen ihre Spuren durch Schnee und
Eis, Wanderer betrachten versonnen die Landschaft. Wie seine Bilder vom Meer
erreichen auch Noldes Berg-Aquarelle einen hohen Grad an Abstraktion und wirken
in ihrer Farbintensität und offenen Form erstaunlich frisch und aktuell.
Den Bergbildern Noldes stellt das Kirchner Museum Davos einige Schweizer Landschaften
von Ernst Ludwig Kirchner gegenüber: Ab 1906 war Emil Nolde über ein Jahr lang
Mitglied der von Kirchner mitbegründeten Künstlergemeinschaft «Brücke», und
auch in den folgenden Jahrzehnten hatte Nolde immer wieder Kontakt zu Kirchner
– wenngleich er ihn auf seinen Reisen doch nie in Davos besuchte.
Zur Ausstellung erscheint ein Lesebuch mit autobiografischen Schriften Emil Noldes zur Schweiz, zahlreichen Farbabbildungen und einem Text von Peter Stamm (Verlag DuMont, CHF 39.-). Das Begleitprogramm beinhaltet neben öffentlichen Führungen auch Workshops für Erwachsene und Kinder sowie szenische Lesungen mit Texten Noldes.
kmd
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Kommentare von Daniel Leutenegger