24. August 2013
Stefan Steiner: «Efach Einfach»
Ausstellung in der Kunsthalle Ziegelhütte Appenzell, bis am 1. September 2013
Bild: Stefan Steiner, Moskitos nach William Faulkner, 1997, Schwarze Stempelfarbe auf Papier, Buch, 18 x 12 x 3,2 cm
Stefan Steiner (*1963 in Steinhausen/Schweiz; lebt in Köln) ist einer der Vertreter der zeitgenössischen gestischen Farb-Malerei. Neben der Acrylmalerei, dem Aquarell und den Bildobjekten fertigt er seit 1991 auch «gemalte» Bücher (Künstlerbücher).
Die Kunst Stefan Steiners, die im ersten Augenblick expressiv aufgeladen erscheint, beruht auf einem stringenten konzeptuellen, auf wenige Grundbedingungen reduzierten Raster, dessen Umsetzung dennoch eine sinnliche und sinnenhafte Vielfältigkeit erlaubt.
In der Ausstellung wird neben einer Auswahl von grossformatigen Aquarellen und Malereien das gesamte Konvolut der von Steiner hergestellten Bücher gezeigt (über 30 gebundene, geheftete oder gebündelte Papierarbeiten), die meist Unikate sind, wenige erschienen in kleinen Auflagen. Das Buch als künstlerisches Objekt steht somit im Zentrum der Präsentation – wie ähnlich und doch ganz verschieden in der Ausstellung Jim Dine – 52 Books, die 2008 im Museum Liner eingerichtet war.
In den Buchobjekten, Buchbildern, Worteinfärbungen wird aufgrund der Kontinuität nicht nur die gesamte künstlerische Entwicklung Steiners sichtbar, darüber hinaus wird auch deutlich, welche Fragestellungen heute mit jeglicher malerischer Bild- und Sinnproduktion einhergehen.
Seine Bücher sind Konkretionen jener künstlerischen Denk- und Handlungsmuster, die in malerische Prozesse münden können – aber nicht zwingend müssen, da «Malerei» heute nicht mehr an einen spezifischen Träger, noch nicht einmal mehr an ein spezifisches Material gebunden ist. Gleichzeitig bieten die Bücher aber auch einen Einblick in die hoch reflektierte Imaginationswelt eines Künstlers, der die Probleme der heutigen Malerei und des jetzigen Malereiverständnisses mit Ernst und mit Humor in einer eigenständigen Kunst «löst» oder «auflöst».
Das buchkünstlerische Werk Stefan Steiners lässt sich in drei Gruppen unterteilen. Die erste ist jene der unter dem Titel Moskitos zusammengefassten Bücher, die sich alle auf den gleichnamigen Roman William Faulkners beziehen. Die zweite besteht aus gestempelten Büchern. Die dritte Gruppe beinhaltet höchst unterschiedliche Buchwerke; dazu gehören jene Arbeiten, die sich mit dem Buch als Gegenstand beschäftigen (Buch mit runden Ecken); ebenso solche, in denen Restfarben aus dem Atelier zum Einsatz kommen oder ein allmählich sich durch Gebrauchsspuren beim Blättern gewissermassen selbst gestaltendes Buch. Aber auch mit Erwartungen des Lesers und Betrachters spielende, überraschend mit dem Zeit-Raum des Buches verfahrende Werke oder Überarbeitungen eigener gedruckter Zeichnungsfolgen gehören in diesen Zusammenhang: so auch sein neuestes Buch mit dem Titel zählen von eins bis sechsundneunzig (Systematik von Jens Peter Koerver).
Die Bücher werden im grossen Skulpturensaal der Kunsthalle Ziegelhütte in einer zusammen mit dem Künstler entwickelten Ausstellungsarchitektur gezeigt, da die Arbeiten keineswegs als «Archivdokumente», eingebettet in Vitrinen, präsentiert werden sollen, sondern als vielgestaltige Bildwesen in Erscheinung treten sollen – die man zwar nicht «anfassen» kann, deren Präsentation aber dennoch vermittelt, dass Malerei «berührt» werden kann.
Die Wandarbeiten entfalten im Dialog mit den Künstlerbüchern ihre Kraft als «farbige Augenblicke», die sowohl Resultate einer kontinuierlichen und konsequenten Arbeit am Malobjekt sind, aber vor allem als autonome Gestaltungen einer ganz besonderen Farbpoesie erkannt oder gelesen werden können.
Zur Ausstellung erscheint eine Publikation, in der alle Künstlerbücher Stefan Steiners in Wort und Bild vorgestellt werden. Das offene Werkverzeichnis wird begleitet von Texten von Annemarie Bonnet und Gabriele Wix, die das «Künstlerbuch» in die Tradition der modernen Kunst einordnen. Ein Essay wird das gesamte malerische Werk Stefan Steiners skizzierend darstellen.
khz
Kontakt:
http://www.kunsthalleziegelhuette.ch/index.php?id=49
Kommentare von Daniel Leutenegger