5. Juli 2011
The Garden of Forking Paths: 2. Teileröffnung mit zusätzlichen Arbeiten von Ida Ekblad, Geoffrey Farmer, Kerstin Kartscher, Ragnar Kjartansson
Das migros museum für gegenwartskunst ist während der Sommermonate mit dem Skulpturenprojekt The Garden of Forking Paths auf dem Hof «Froh Ussicht» der Familie Blum in Samstagern ZH zu Gast.

Foto: www.frohussicht.ch
In Anlehnung an den verwunschenen Renaissancegarten Sacro Bosco in Bomarzo (Italien), in dem sich sagenumwobene Skulpturen und exzentrische, über die Zeit verwucherte Architekturen (so genannte «follies») finden, schaffen die eingeladenen Künstler eigene fantastische Erzählungen.
Der Titel des Projekts greift auf eine Geschichte des argentinischen Literaten Jorge Luis Borges (1899-1986) zurück, der auf die Analogie zwischen Imagination und räumlichen Strukturen verweist, indem er etwa das Labyrinth als menschliche Grunderfahrung beschreibt. Verbunden mit dem verwunschenen Garten Sacro Bosco ergibt sich so ein mythischer Gedankenkosmos, in den sich die Künstler auf ihre je eigene Weise einordnen.
Der Garten als Urform der Auseinandersetzung mit Natur beschäftigt seit jeher die Menschheit. In seiner Gestaltung spiegelt sich die jeweilige gesellschaftliche Ordnung in all ihren politischen, soziologischen und psychologischen Aspekten.
Als Paradies, als hängende Gärten von Babylon, als klösterlicher Nutz- und barocker Lustgarten, als Urlandschaft nach der Aufklärung, als Landschaftspark, Volksgarten und städtische Oase ist er Ort des Ertrages, aber auch der Kontemplation, der Frieden und Glück bringt. Er betört die Sinne und dient dabei der eskapistischen Weltflucht, bleibt aber auch immer konkretes Mittel zum Anbau und damit zur Ernährung.
Prinz Orsini legte im Jahr 1522 den Sacro Bosco in Bomarzo an, der das eine Extrem der Vorstellung von Garten symbolisiert: ohne inhärente Nutzenfunktion bleibt er reiner Ort der Verzauberung.
Der Besucher wird mit den Worten begrüsst: «Der Du hier eintrittst betrachte Stück für Stück und sag mir dann, ob so viele Wunder durch Täuschung bewirkt sind oder allein durch Kunst.»
Hinter jeder Wegbiegung finden sich neue fantastische Götterfiguren, Tiere, Monster und Architekturen, die ein Rätsel aufgeben, das es zu entschlüsseln gilt. Folgt der Besucher dem ureigenen Rhythmus der Pfade, erschliesst sich ihm eine Geschichte menschlicher Leidenschaften und Irrwege. Salvador Dalí bezeichnete den Garten, als er ihn besuchte, als Vorwegnahme der surrealistischen Kunst.
Das Skulpturenprojekt The Garden of Forking Paths, das sich auf die Idee dieses verwunschenen Gartens voller «follies» (engl. «Narreteien») rückbezieht, fügt sich im Gegensatz zum Sacro Bosco in einen landwirtschaftlichen Nutzbetrieb ein. Dieser erfährt – trotz seiner rationalen und ökonomischen Logik – oftmals eine romantische Aufladung. Dabei steht er für eine verklärte Besinnung auf Ursprünge, für Authentizität und Echtheit und bildet den Rahmen für die künstlerische Auseinandersetzung mit Garten und «folly».
Am 10. Juli 2011 eröffnet der zweite Teil des Skulpturenprojektes mit zusätzlich neuen Arbeiten von vier Künstlern.
Ida Ekblad (*1980, Oslo) schafft ein Tor aus Stahl mit abstrakten und figurativen Elementen als möglicher Eingang in eine fantastische Welt.
Verschiedene Phänomene und Persönlichkeiten aus Psychologie und Spiritualität führt Geoffrey Farmer (*1967, Vancouver) in seinem dreiteiligen Werk zusammen.
Kerstin Kartscher (*1966, Nürnberg) baut vier überdimensionale Aluminiumschirme, die von schwarz-weissen Zeichnungen bedeckt sind.
Ragnar Kjartansson (*1976, Reykjavík) wiederum verteilt drei Marmorstelen als Erinnerung an persönliche, vergangene Momente über den Hof.
mkp
Kontakt:
Ausstellungskuratorin Heike Munder
Migros-Genossenschafts-Bund Direktion Kultur und Soziales
Josefstrasse 214 Postfach
CH-8031 Zürich
Zentrale Tel.: +41 (0)44 277 23 35, Fax: +41 (0)44 277 22 19
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Kommentare von Daniel Leutenegger