14. Februar 2014
Deutsche Schallplattenkritik: Spektakuläre Debuts, klassische Meister – Die aktuelle Bestenliste ist da
Heute Freitag wird die erste Vierteljahresliste des Preises der deutschen Schallplattenkritik e. V. (PdSK) im Jahr 2014 veröffentlicht. Insgesamt 140 JurorInnen sichteten in 28 Kategorien die Musik- und Hörbuchveröffentlichungen des vergangenen Quartals und wählten aus den besten Neuheiten der Nominierungs-Longlist die Allerbesten aus. Schweizseits sind und bleiben vorderhand dabei: Irène Schweizer, Hans Hassler und Heinz Holliger.

28 Titel schafften den Sprung auf die Bestenliste. Dabei fällt auf, dass sich der spartenübergreifende Trend des Musikmarkts zur Retrospektive stärker in der Liste spiegelt denn je.
In vielen Kategorien setzte sich bewährte Meisterschaft durch. Die Jazz-JurorInnen zum Beispiel wählten frühe Aufnahmen mit Chet Baker auf die Liste und zeichneten erneut die virtuose Pianistin Irène Schweizer aus.
Auch Singer-Songwriter Bill Callahan, hochgelobt für sein Album «Dream River», taucht regelmässig auf den Bestenlisten auf, ebenso Ausnahmepianist Marc-André Hamelin, diesmal vertreten mit seinem neuen Ferruccio-Busoni-Album.
Hörspielregisseur Klaus Buhlert ist mit einem Elias-Canetti-Hörbuch dabei, Tomi Ungerer mit dem Kinderbilderbuch «Tremolo», das mit Musik von Dave Horler in ein höchst vergnügliches Hörstück umgewandelt wurde, und der japanische Bachexperte Masaaki Suzuki mit der finalen Platte seiner fulminanten Gesamt-Edition der Kantaten von Johann Sebastian Bach. Ebenfalls für ein Grossprojekt, nämlich für das Erbe auf 63 CDs, das der Dirigent Fritz Reiner mit dem Chicago Symphony Orchestra hinterliess, entschied sich die Jury Historische Aufnahmen.
Daneben stehen etliche Debuts: Auch Produktionen junger, noch unbekannter Künstler und experimentelle Projekte waren den JurorInnen einen Bestenlisten-Platz wert. So zeichnete die Kammermusik-Jury das Bartók-Kurtág-Ligeti-Album des jungen Berliner Armida Quartetts aus, das kürzlich den ersten Preis beim ARD-Musikwettbewerb gewann.
Die Popmusik-Jury entschied sich für die siebzehnjährige Sängerin Lorde und deren erstes, überraschend erfolgreiches Album «Pure Heroine«, die Black-Music-Jury votierte für Janelle Monáe und «Electric Lady. Suites IV and V», und die Folk-Jury prämiierte die junge kurdisch-britische Sängerin Çiğdem Aslan. Die Organistin Ines Maidre schaffte es auf die Bestenliste mit einer gewagten Mixtur aus Tango und Barockmusik, der Trompeter Marco Blaauw mit seinem artistisch-virtuosen Album «Angels» und Hans Hassler mit phantastischen Ländler-Paraphrasen.
Weitere ausgezeichnete Künstler der neuen Bestenliste: die Produzentin und Komponistin Deeyah mit ihrem Projekt «Iranian Woman», Toscho Todorovic und seine Blues Company, Heinz Ratz und seine Band Strom & Wasser nebst einem Dutzend musikalisch versierter Refugees, Ryan Lott und Son Lux, der Gitarrist Marc Sinan, der Geiger Enrico Gatti und sein Ensemble Aurora, die Dirigenten Marc Minkowski, Christophe Rousset, Heinz Holliger, Arturo Tamayo, die Komponisten Nader Mashayekhi und Jun Miyake, sowie die Mezzosopranistin Julia Lezhneva und der Countertenor Philippe Jaroussky.
Die komplette aktuelle Bestenliste mit den Begründungen der Jury ist online veröffentlicht worden unter
http://www.schallplattenkritik.de
dsk
Kommentare von Daniel Leutenegger