8. Februar 2016
ZUM TOD DES DEUTSCHEN AUTORS, TV-MODERATORS UND KULTURVERMITTLERS ROGER WILLEMSEN
Der am 15. August 1955 in Bonn geborene deutsche Publizist, Fernsehmoderator und Kulturvermittler Roger Willemsen (Bild) ist am 7. Februar 2016 in Wentorf bei Hamburg gestorben.
Foto: blu-news.org, 2014 – https://www.flickr.com/photos/95213174@N08/15304234070/ – CC-Lizenz: Attribution-Share Alike 2.0 Generic – Zur Datei: https://commons.wikimedia.org
Er war einer der großen Intellektuellen des Landes: Der Autor und Moderator Roger Willemsen verstand es, im Fernsehen auf höchstem Niveau zu diskutieren. Nun ist er im Alter von 60 Jahren gestorben.
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/roger-willemsen-ist-tot-a-1076272.html
Der Anti-Spießer
Roger Willemsen – dieses lästernde, lüsterne, kiffende, krähende Genie. Ohne ihn werden wir kämpfen müssen, um nicht in einer Republik von Langweilern zu enden.
Nils Minkmar
http://www.spiegel.de/kultur/literatur/roger-willemsen-der-anti-spiesser-a-1076328.html
Schwebender mit Bodenhaftung
(…) er hinterlässt eine Lücke. Denn er gehörte auf sehr eigene Weise einer Spezies an, mit der Deutschland nicht im Übermaß gesegnet ist. Er war ein public intellectual, ein öffentlicher Intellektueller, der viel reiste und in vielen Medien herumkam, im Radio Dauergast war, das Fernsehen nicht scheute und Bücher schrieb, auf Podien saß, Gala-Moderationen und Schirmherrschaften übernahm, eine hohe, große Gestalt, die manchmal zu schweben schien, aber nie die Bodenhaftung verlor.
Lothar Müller
Die Maximen, nach denen er erzogen worden ist, hat er einmal im Rückblick als «Erzeugung von schlechtem Gewissen» bezeichnet und hinzugefügt: «Es braucht ein Leben, das abzuwerfen.» Willemsens Eifer, künstlerische, intellektuelle und nicht zuletzt karitative Herausforderungen anzunehmen, mag man als Nachwirkungen dieser Erziehung betrachten; die Freiheit aber, die ihm zugleich auch daraus erwachsen ist, als die Überwindung jener Pädagogik.
Tilman Spreckelsen
Der Mann des Bildungsfernsehens
Seine Gäste waren durch die Bank keine unterschichtskompatiblen Zeitgenoss*innen, sondern Leute, die auch den abituriellen Zirkeln der Republik mundeten. Willemsen war ein Idol der bildungsbürgerlichen Kreise, er schaffte es, diesen das Gefühl zu geben, Fernsehen könne ein Medium des gehobenen Anspruchs und des guten Geschmacks sein.
Jan Feddersen
http://www.taz.de/Publizist-Roger-Willemsen-ist-tot/!5275694/
Der Mann, der die Menschen liebte
Roger Willemsen war leidenschaftlicher Autor, notorischer Fragensteller und einer der unterhaltsamsten Intellektuellen Deutschlands. Vor allem aber wollte er verstehen, wie die Menschen ticken.
Sophie Albers Ben Chamo
http://www.stern.de/kultur/buecher/roger-willemsen–der-mann–der-die-menschen-liebte-6688338.html
Der Mann mit dem Grips ist fort
An verstorbenen Prominenten ist das Jahr 2016 jetzt schon reich. Aber Roger Willemsen wird Deutschland besonders fehlen: Ein leidenschaftlicher Intellektueller, der nicht nur gesprochen hat – sondern auch noch Zuhörer fand.
Der klügste Mann vom Fernsehen ist tot
Er war der erste Intellektuelle im Privatfernsehen. Er war verliebt in die Idee des Scheiterns – und auf den Erfolg abonniert.
Marc Reichwein
Einen Namen machte er sich vor allem mit essayistischen Reisebüchern und der ZDF-Talksendung Willemsens Woche. In den vergangenen Jahren war er vor allem als Publizist aktiv, veröffentlichte zahlreiche Bücher und Interviews und schrieb auch für das «ZEITmagazin». Zuletzt landete er mit seinem Buch Das Hohe Haus einen Bestseller. Dafür hatte er ein Jahr lang das Geschehen im Bundestag von der Tribüne als Zuhörer verfolgt.
http://www.zeit.de/kultur/literatur/2016-02/schriftsteller-und-tv-moderator-roger-willemsen-ist-tot
Er arbeitete als Autor, Moderator, Übersetzer, Produzent und Regisseur. Der breiten Öffentlichkeit wurde er vor allem durch seine mehr als 2’000 Interviews bekannt, die er im Laufe seiner Karriere für verschiedene Medien führte. Viele davon wurden im Fernsehen ausgestrahlt – einige auch in Buchform veröffentlicht.
https://www.tagesschau.de/kultur/willemsen-113.html
Ein gebildeter Weltbürger
Er zog Menschen in seinen Bann, ohne sich mit ihnen gemein zu machen.
Rainer Moritz
Wollte man zusammenfassen, was er in seinem viel zu kurzen Leben alles gemacht hat, schriebe man die Biografie eines 120-jährigen, mindestens. Rastlos wirkte er, immer auf Hochtouren, immer unglaublich schnell, klug, interessant und überaschend. Wenn man, wie ich das Glück hatte, gelegentlich einmal zwei Stunden mit ihm zusammen sass, war man hinterher gleichzeitig erschöpft (vom hohen Tempo) und aufgedreht – von all den guten Ideen, die aus dem Gespräch entsprungen waren. Wer ihm begegnete, hatte den Eindruck, Intelligenz könnte anstecken.
Martin Ebel
http://www.tagesanzeiger.ch/panorama/vermischtes/roger-willemsen-ist-tot/story/12916153
Roger Willemsen war rastlos, mühelos – und immer brillant
Neugier und Rastlosigkeit, das waren seine ganz persönlichen Kennzeichen. Wer ihn einmal bei seinen zahlreichen öffentlichen Auftritten erlebt hat, erkannte noch etwas Anderes: Er war ein Menschenfänger. Einer, dem Andere zuhörten, der Interesse und Zuspruch erntete, bei allen, denen er begegnete.
Rainer Schaper
Audio:
Radio SRF 3, «Focus», 1.11.2010:
http://www.srf.ch/play/radio/popupaudioplayer?id=68a2c2ac-7664-444a-a748-4116b948a368
Videos:
Die erste Sendung mit Roger Willemsen als Moderator des «Literaturclubs», Schweizer Fernsehen, 3.2.2004:
Fernsehen SRF 1, «Sternstunde Philosophie», 26.7.2015:
Mehr:
http://www.imdb.com/name/nm0929750/
https://de.wikipedia.org/wiki/Roger_Willemsen
Kommentare von Daniel Leutenegger