3. Februar 2024
ZUM TOD DES DEUTSCHEN SOZIOLOGEN UND SOZIALPHILOSOPHEN OSKAR NEGT
Der am 1. August 1934 in Ostpreussen geborene deutsche Soziologe und Sozialphilosoph Oskar Negt (Bild) ist am 2. Februar 2024 in Hannover gestorben. Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit wandte sich Negt auch immer wieder tagespolitischen Themen zu. Negt studierte bei Max Horkheimer und promovierte bei Theodor W. Adorno in Philosophie. Zwischen 1962 und 1970 arbeitete er als Assistent von Jürgen Habermas. Während der Studentenbewegung von 1968 war er einflussreicher Mentor der Ausserparlamentarischen Opposition.

Bild: Oskar Negt – Foto: Maoista-bodhisattva, 2016 – Lizenz:
https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.en – Datei:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Oskar_Negt2.jpg
Bundespräsident Steinmeier würdigt verstorbenen Philosophen Negt
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den verstorbenen Sozialphilosophen Oskar Negt als «großen Sozialwissenschaftler und politischen Intellektuellen» gewürdigt. Er habe die öffentlichen Debatten in der Bundesrepublik über Jahrzehnte hinweg geprägt, schrieb Steinmeier heute in einem Kondolenzschreiben an Negts Witwe.
Es gibt immer eine Lösung
Keiner hat die Kreativität und den historischen Optimismus der Neuen Linken so verkörpert wir er.
Er schrieb Dutzende Bücher, über Intellektuelle und Gewerkschaften, Europa und Philosophie, die SPD und die Romantik, und seine Leitsterne Marx und Kant. Ein Kritiker hat ihn als Theoretiker mal ungnädig mit einem Ackergaul verglichen, zuverlässig, aber langsam.
Negt war als Denker immer solide, nie genial. Das war nicht schlimm – an unsoliden Genies war in der Linken kein Mangel. Er war ein Erfahrungswissenschaftler, mehr als ein Theoretiker. Ein Glücksfall war die Zusammenarbeit mit Alexander Kluge, dem Meister des Assoziativen. «Wir arbeiten zusammen, weil wir unvereinbare Gegensätze sind», schrieb Kluge dazu gewohnt paradox. Geistiges Abenteurertum und Bodenständigkeit waren bei dem Duo so klar verteilt wie bei Marx und Engels.
Stefan Reinecke
https://taz.de/Nachruf-auf-Oskar-Negt/!5989935/
Ein Praktiker der kritischen Theorie
Oskar Negt gehörte zu den wichtigen politischen Intellektuellen der Bonner Bundesrepublik. Seine Zeit größter Wirkung lag in den Siebzigerjahren, nachdem sich der «58er» (wie er sich nannte) als Mentor der antiautoritären Protestbewegung bereits um 1968 einen Namen gemacht hatte. Nach dem Zerfall des Sozialistischen Deutschen Studentenbunds (SDS) galt er als Vordenker der Neuen Linken. Dass er ein Soziologieprofessor wurde, überraschte ihn selber. Negt kam aus einfachen Verhältnissen und hätte sich eher in der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit gesehen.
Jörg Später
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/autoren/zum-tod-von-oskar-negt-19492964.html
Mut und Eigensinn
Negt hatte eine Art zu sprechen, die, so einladend sie war, mitzudenken, doch mit ihrer Dringlichkeit Besitz von einem ergriff. Er artikulierte mit einer Härte, bei der man leicht den Eindruck haben konnte, es sei die der Wahrheit. Das faszinierte mich besonders, wenn er auf Demonstrationen in den 60er- und 70er-Jahren auftrat. Irgendwann erfuhr ich dann, dass es nicht nur das, was er sagte, sondern auch das Ostpreußische gewesen war, das mich so beeindruckt hatte.
Arno Widmann
https://www.fr.de/kultur/gesellschaft/philosoph-oskar-negt-gestorben-mut-und-eigensinn-92811886.html
Träumen, denken, kämpfen
Für Ulrike Meinhof war er «das Schwein», für den Rebellen Joschka Fischer ein Mentor: Zum Tode des Philosophen Oskar Negt, der den Glauben an die Demokratie nie aufgab.
Willi Winkler
https://www.sueddeutsche.de/kultur/oskar-negt-nachruf-philosophie-1.6343194?reduced=true
Wortführer der außerparlamentarischen Opposition
Seit 1951 war Negt bis zum Parteiausschluss 1961 SPD-Mitglied. 1956 trat er dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) bei und avancierte zu einem der bekanntesten Wortführer der außerparlamentarischen Opposition (Apo) und «Mentor der 68er». Mit seinen großen öffentlichen Reden erreichte er landesweite Aufmerksamkeit. Als junger Wissenschaftler profilierte er sich als einer der bedeutendsten deutschen Sozialphilosophen.
Audios /Videos:
Österreichische Mediathek, Salzburger Nachtstudio, 1978
https://www.mediathek.at/index.php?id=1161&q[]=oskar+negt
Wörtlich – Oskar Negt, Podcast Radio Orange, cbm.media, März 2015
PLAY SRF, «Sternstunde Philosophie», 04.05.2008
1968, und immer noch: Der unterschätzte Mensch – Ein Gespräch mit Oskar Negt
Oskar Negt: Demokratie muss gelernt werden | Wiener Stadtgespräch
https://www.youtube.com/watch?v=XX7bOEX3arM&t=143s
Oskar Negt: Philosophie des aufrechten Ganges
https://www.youtube.com/watch?v=ZcbbbwZLTIU&t=4s
Mehr:
https://steidl.de/Kuenstler/Oskar-Negt-0915252834.html
https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=11858684X
http://www.trend.infopartisan.net/trd0407/t200407.html
https://culturmag.de/litmag/zum-75-geburtstag-von-oskar-negt
http://web.archive.org/web/20140705224951/http://www.dickinson.edu/glossen/heft3/negt.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Oskar_Negt
#OskarNegt #CHcultura @CHculturaCH ∆cultura cultura+
Kommentare von Daniel Leutenegger