12. November 2010
«Die leuchten in der Nacht» von Gerhard Meister
Hörspiel Radio DRS 1 von heute Freitag, 20.03 Uhr
Im nächsten Frühling jährt er sich zum 25. Mal: der atomare Super-GAU von Tschernobyl. Heute jedoch, glaubt man der Politik, scheint die Atomkraft wieder eine Zukunft zu haben. Noch eine Katastrophe will man sich nicht vorstellen.
«Atomkraftwerke, das sind die 80er, die 70er, das ist tiefstes letztes Jahrtausend mit diesen Nein-Danke-Klebern von besseren Menschen. Das hat doch mit heute nichts zu tun», heisst es im neuesten Stück des Schweizer Dramatikers Gerhard Meister (Bild).
Darin imaginiert er, nüchtern im Ton, doch beklemmend realistisch, die Zukunft des Landes, nachdem ein Reaktor geplatzt ist. Die Deutschschweiz ist ein verstrahltes Sperrgebiet, das von einer Schutzmauer umgeben ist und von der EU als Endlager genutzt wird.
Die Wirtschaftselite hat sich abgesetzt und von der einstmalig blühenden Zivilisation sind nur noch Reste vorhanden. Warlords bekriegen sich und verrohte Menschen hausen in Ruinen wie in Höhlen. In vier ineinander verzahnten Monologen beschreibt der Autor die Apokalypse als Normalfall. Das ist beklemmend, aber auch grotesk. Und manchmal sogar ein klein wenig magisch.
DRS 1 sendet «Die leuchten in der Nacht» in der Reihe «Die Zukunft im Hörspiel». Das Hörspiel basiert auf einer Inszenierung des Aargauer «Theater Marie» (Regie: Nils Torpus).
Gerhard Meister, geboren 1967, ist gegenwärtig einer der produktivsten Dramatiker der Schweiz. Neben zahlreichen Theaterstücken schreibt er regelmässig Hörspiele und steht auch selber auf der Bühne, als Protagonist der erfolgreichen Spoken-Word-Gruppe «Bern ist überall». Gerhard Meister stammt aus dem Emmental und lebt mit seiner Familie in Zürich.
Mit:
Miriam Japp (Journalistin), Philippe Graber (Mann in der Wohnung),
Francesca Tappa (Frau aus dem Hubschrauber), Herwig Ursin (Sascha)
Hörspielfassung:
Gerhard Meister
Musik: Martin Bezzola
Dramaturgie und Regie: Reto Ott
Produktion: SR DRS 2010
Dauer: 51′
rpd
Link zum Hörspiel:
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Kommentare von Daniel Leutenegger