13. Oktober 2009
Neue CD und neues Buch von Fritz Widmer
Der 71jährige Berner Troubadour und Schriftsteller Fritz Widmer veröffentlicht dieser Tage zeitgleich neue Texte und Lieder. In letzter Zeit musste sich Fritz Widmer wegen eines schweren Krebsleidens mehreren Operationen unterziehen und deshalb bis auf weiteres alle öffentlichen Auftritte absagen. Stefan Kohler hat heute auf Radio DRS 1 im Regionaljournal Bern-Freiburg-Wallis ein bewegend offenes Gespräch mit Fritz Widmer geführt.

Radio DRS 1, 13. Oktober 2009, Regionaljournal Bern-Freiburg-Wallis, ca. 17.45 Uhr
Link zur Sendung:
Zur neuen CD
Im Frühling 2006 begann ich Mozart-Arien zu studieren, auswendig zu lernen und zu singen. Bald merkte ich, dass ich innert ein paar Minuten ganz anders zwäg war: wach, aufgetankt, durchlüftet, voller Leichtsinn und Vergnügen. Ich begann mich dann auch mit andern Liedern und Gedichten aus vergangenen Jahrhunderten zu beschäftigen: Meist sprang mich ein Text, der sich für eine Übersetzung eignete, sofort an.
In kurzer Zeit entstanden etwa 20 Texte und Lieder. 2007 – 2009 sang ich einige davon im Programm zusammen mit Markus Heiniger, er sang Neues, ich Altes. Natürlich nahm ich mir Freiheiten heraus: das alte irische Gedicht aus einer Bibelhandschrift, habe ich biografisch erweitert. Dem Vierzeiler «I chume, i weis nid wohär / und i bi, i weis nid was / i fahre, i weis nid wohi / s verwunderet mi, dass i so fröhlech bi» habe ich drei Strophen mit Nachgedanken angefügt; die dänische ist im Original um einiges kürzer und weniger konkret. Auf den, den ich bereits 1980 übersetzte, habe ich endlich die Antwort geschrieben. Paul Flemings berühmtes Sonett ist meine einstweilen letzte Bearbeitung. Dass Res Hafner dazu Laute spielt, gibt dem Lied den frühbarocken Sound, den ich mir wünschte.
Die Form
des Sonetts hat mich ohnehin seit langem fasziniert. Die 14 Zeilen zwingen zu
Konzentration und einem überlegten Aufbau: Die vier Sonette auf dieser CD singe
ich besonders gerne.
Es sind aber nicht nur Lieder aus der klassischen und hohen Literatur da: Ich wusste 1966 – 1969, als ich eine Reihe von Witzen und Anekdoten in Strophen umarbeitete, noch nicht, dass es einige Jahrzehnte früher im Kanton bereits zwei Dichter gegeben hatte, die das Gleiche taten: Johann Howald und Jakob Schrag, die beide hier nun mit je einem Lied vertreten sind.
Fritz Widmer
Zum neuen Buch

Fritz Widmer hat schon im ersten Programm der Berner Troubadours 1965/66
Übersetzungen skandinavischer und amerikanischer Lieder gesungen. Die Mischung
von eigenen und nachgedichteten Texten prägt noch heute sein Schaffen. Das neue
Buch enthält poetische und sachliche, besinnliche und spielerische, eigene und
fremde Geschichten, Gedichte, Berichte. Das Rätseln, Fragen, Mutmassen gehört
ebenso zu den Texten wie die überraschende Gedankenspinnerei oder das Schildern
von ungewöhnlichen Situationen.
Was Fritz Widmer bei den Texten längst verstorbener Dichter anregt, ist das, was sich gleich geblieben ist: Freude, Witz, Liebe, Glück, Sehnsucht, das Durchhalten in schwierigen Lagen, das Suchen nach einem festen Platz, nach Geborgenheit im Getriebe der Welt. Eine der wunderschönen Nachdichtungen, das Gedicht eines irischen Mönchs aus dem 8. Jahrhundert, steht am Anfang des Buchs.
cosmos
Kontakt / Links:
Zu Fritz Widmers Homepage:
Zur CD:
http://www.zytglogge.ch/liedermacher/liedermacher2.html
Zum Buch:
Zu Fritz Widmer auf Wikipedia:
Kommentare von Daniel Leutenegger