18. Juli 2012
Urgrossmutters Helfer und Ochsners Patent
SF 1, «Kulturplatz»-Sommerserie «Die Schweiz in 100 Dingen», Sendung vom heutigen Mittwoch, 22.20 Uhr, mit Nina Mavis Brunner auf dem Flohmarkt in Murten

Bild: Gabriel
Vetter mit seinem Patent Ochsner Kübel -Foto: srf
Was erzählt ein Flohmarkt über die Menschen in der Schweiz? Was fasziniert uns an gebrauchten Dingen? Wann werden sie zu Abfall, zu etwas Neuem oder gar zu Kunst? In der dritten Folge des Fünfteilers «Die Schweiz in 100 Dingen» durchstreift Nina Mavis Brunner den Flohmarkt in Murten und präsentiert ein weiteres Schweizer Lieblingsding aus der Publikumsumfrage.
Urgrossmutters Helfer – Vom Balgstaubsauger und anderen merkwürdigen Dingen
Als
der Alltag noch ohne Elektrizität funktionierte, war Haushalten harte Arbeit.
Um den Hausfrauen Linderung zu verschaffen, entwickelten Erfinder teils skurrile
mechanische Helfer: Balg- und Kurbelstaubsauger, Kohle-Bügeleisen und
Tret-Nähmaschinen. Als Vertreter der Schweizer Nähmaschinenmarke «Bernina» hat
Edouard Wassmer bei Hausbesuchen viele mechanische Geräteraritäten entdeckt.
Hunderte solcher Wunderdinge hat er in seinem Museum in Freiburg
zusammengetragen, darunter die einzige Nähmaschine weltweit, die auch Musik
spielen kann.
Autorin: Sandra Steffan
Das Ding der Zuschauerin – Rita Winterhalter schwärmt für appenzellische Stickereien
Rita
Winterhalter sammelt seit über 30 Jahren filigranste Handarbeiten. Nebst
gestrickten, gehäkelten und geklöppelten Preziosen hat die Pensionärin auch
viele originale, teils antike Appenzeller Handstickereien aufgestöbert:
Taschentücher und Handtäschchen, verzierte Krägen, Bordüren und Deckchen,
welche die Ostschweizerinnen mit Engelsgeduld und viel Feingefühl für minimalen
Verdienst gefertigt haben. Rat und Aufklärung holt sich Rita Winterhalter bei
Verena Schiegg, einer der letzten Appenzeller Handstickerinnen. Das erklärte
Ziel der beiden passionierten Frauen: dieses textile Kunsthandwerk vor dem
Aussterben und Vergessen zu bewahren.
Autorin: Nicole Salathé
Ein Ding erzählt – Wie der schnittige «Rex» König der Küchengeräte wurde
1947
liess Alfred Neweczerzal, ein in Davos geborener Nachfahre tschechischer
Immigranten, seine Erfindung mit dem königlichen Namen «Rex» unter Modellschutz
stellen. Seither ist der Schweizer Sparschäler im In- und Ausland nicht mehr
wegzudenken aus Privat- und Gastroküchen. Das einfache Alu-Design, die
ergonomische Form und seine Rasierklingenschärfe machen den kleinen König der
Küchengeräte unschlagbar. Er wurde schon in Museen gezeigt und 2003 auf einer
Briefmarke verewigt. «Rex» ist ein Designklassiker und Kult, er ist sexy – und
er weiss es.
Autorin: Nicole Salathé
Müllpoesie – Wenn Dinge aus dem Abfall als Kunstobjekte zurück finden
Aus
unseren Müllbergen lassen sich Identitäten und Geschichten herauslesen – das
wissen sowohl die Mitarbeiter des Recyclinghofs Hagenholz in Zürich als auch
Europas bekanntester Müllkünstler H.A. Schult. Der Deutsche macht aus
Zivilisationsabfall gesellschaftskritische Kunst. Mit seiner Trashpeople-Armee
bereist er die ganze Welt. Über tausend mannshohe Figuren sind es inzwischen.
Schult schuf sie aus dem Material von Müllhalden. Sie sind weltberühmt und
standen schon auf der chinesischen Mauer, am Fusse des Matterhorns und vor den
Pyramiden von Gizeh. «Kulturplatz» über die Vergänglichkeit der Dinge und die
Poesie des Abfalls.
Autorin: Andrea Meier
Ein patentes Ding – Was Gabriel Vetter mit seinem geliebten Ochsner-Kübel erlebte
Dass
der Slam Poet Gabriel Vetter eine besondere Sichtweise auf Schweizer Dinge hat,
weiss man spätestens seit der letzten Kulturplatz-Sendung. Es war aber nicht
unbedingt zu erwarten, dass er als persönliches Lieblingsding ausgerechnet die
Ikone des Schweizer Abfuhrwesens aussuchen würde: den Patent Ochsner Kübel.
Völlig fantastisch ist schliesslich, was er alles erlebte, als er seinen
Ochsner-Kübel durch die Stadt nachhause trug.
Autor: Eduard Erne
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Kontakt:
http://www.sendungen.sf.tv/kulturplatz/Sendungen/Kulturplatz
Kommentare von Daniel Leutenegger