14. März 2012
Von Jägern, Rebellen und Orientierungslosen
SF 1, «Kulturplatz» vom heutigen Mittwoch, 22.20 Uhr
Bild: srf
Mit Eva Wannenmacher
aus dem Museum Tinguely Basel
Eva Wannenmacher erkundet im Museum Tinguely «Die Zeichen der Zeit», die spektakuläre Retrospektive des amerikanischen Kunstpioniers Edward Kienholz, dessen provokatives Werk den verlogenen Umgang der Gesellschaft mit Sex, Religion, Krieg und Tod anprangert.
Kony 2012 – Wie die Internetgemeinde einen Massenmörder jagt
Seit
2005 wird er vom internationalen Strafgerichtshof gesucht: Joseph Kony, Massenmörder
und Kriegsverbrecher. Über 30’000 Kinder haben er und seine Rebellenarmee LRA
allein in Norduganda für ihre Plünderungszüge zwangsrekrutiert, nun wüten die
Schlächter in der ganzen Region Zentralafrika. In all den Jahren schaffte es
niemand, Kony dingfest zu machen. Das will die kalifornische Hilfsorganisation
«Invisible Children» ändern: Mittels einer globalen Aufklärungs- und
Sammelkampagne über Internet will sie Kony in die Enge treiben und festnehmen.
Das weltweite Echo ist überwältigend, rund 100 Millionen Menschen wurden bisher
erreicht – doch die Meinungen über Sinn und Unsinn dieser Initiative gehen weit
auseinander. «Kulturplatz» berichtet über eine der grössten politischen
Internetkampagnen.
Autoren: Julia Bendlin, Richard Herold
Kabinett der Provokationen – Warum die rebellische Kunst von Edward Kienholz noch heute bewegt
Die
Verlogenheit und Selbstgerechtigkeit der US-Nachkriegsgesellschaft – dagegen
hat Edward Kienholz mit seiner spektakulären Kunst zeitlebens protestiert. Als
erster hat er für seine Installationen konsequent auf Abfall und Ramsch
zurückgegriffen, als Statement gegen Konsumwahn und Wegwerfmentalität. Sei es
die sexuelle Ausbeutung der Frau, die Korruptheit von Politik und Medien oder
die Brutalität sozialer Ausmarchungen: stets verweisen die plakativen Szenerien
von Kienholz auf tief verwurzelte Ungerechtigkeiten in der westlichen Gesellschaft
– und wirken dadurch heute noch so aktuell wie schon vor 60 Jahren.
Autorin: Ulrike Haak
«Kienholz: Die Zeichen der Zeit», Museum Tinguely, Basel, bis 13. Mai 2012
Lockruf der Gewalt – Im Spielfilm «Silberwald» geraten orientierungslose Jugendliche auf die schiefe Bahn
Lethargie
und Frustration, Wut und vor allem Isolation – diese explosive Mischung treibt
den 15jährigen Sascha in eine Neonazi-Gruppe im Emmental. Im Spielfilm
«Silberwald» zeichnet Christine Repond das eindringliche Psychogramm eines
orientierungslosen Jugendlichen, der in eine Welt abdriftet, die Zusammenhalt
simuliert, indem sie Gewalt und Fremdenhass zelebriert. «Kulturplatz» hat die
engagierte Jung-Regisseurin getroffen.
Autorinnen: Wasiliki Goutziomitros, Lisa Röösli
«Silberwald», Regie: Christine Repond, jetzt im Kino
Kostümball der Identitäten – Was hinter den 1’000 Maskeraden der Fotokünstlerin Cindy Sherman steckt
Keine
verkleidet sich öfter und schlüpft in mehr Rollen als Cindy Sherman. Mit
Schminke, Perücken, Kostümen und Prothesen inszeniert sich die US-Künstlerin in
fotografischen Porträts immer wieder selber, posiert als Schlampe oder als
Schauspielerin, als Clown oder als Lady, immer auf der Spur der
gesellschaftlichen Stereotypen und Zerrbildern von Weiblichkeit. Nun widmet das
New Yorker «Museum of Modern Art» der Künstlerin eine umfassende Retrospektive
– ein Highlight der internationalen Kunstagenda.
Autor: Stefan Zucker
«Cindy Sherman», Museum of Modern Art, New York, bis 11. Juni 2012
—
Kontakt:
http://www.sendungen.sf.tv/kulturplatz/Sendungen/Kulturplatz
Kommentare von Daniel Leutenegger