8. September 2023
ZUM TOD DER SCHWEIZER RADIOFRAU UND KULTURVERMITTLERIN EDITH BUSSMANN
Die am 8. Mai 1935 in St.Gallen geborene legendäre Radiofrau, Schauspielerin, Autorin und Produzentin Edith Bussmann (Bild) ist am 3. September 2023 gestorben. Sie hatte mehr als 50 Jahre in der Berner Altstadt gelebt und für die ganze Deutschschweiz bis heute verbliebene Zeichen in der radiophonischen «Wort-Unterhaltung» gesetzt, sie hat unzähligen Kleinkünstlerinnen, Satirikern, Kabarettistinnen und Autoren die Bühnen und Mikrofone erschlossen und z.B. mit dem «Salzburger Stier» und Hanns Dieter Hüschs «Treffpunkt Studio Bern» für immer wieder anregenden Austausch mit den entsprechenden Szenen Deutschlands und Österreichs gesorgt.

Bild oben: Edith Bussmann, 2019 – Foto: © https://nachbarschaft-bern.ch/images/Medienberichte/BrunneZytig_2019_2_Bussmann-Pelzer.pdf
Sie erfand legendäre Radiosendungen wie das «Schreckmümpfeli» oder die «Zytlupe»
Die langjährige Radiofrau Edith Bussmann, die über ein halbes Jahrhundert in der Berner Altstadt lebte, ist im Alter von 88 Jahren gestorben. 1935 in St.Gallen geboren, absolvierte sie zunächst in Zürich die Schauspielschule und war anschliessend mehrere Jahre auf Bühnen in Deutschland und Österreich beschäftigt. Ende der 1960er-Jahre wechselte sie zum Radio, wurde 1978 Chefin des Ressorts «Wort-Unterhaltung» – und war damit die erste Frau, die beim Schweizer Radio eine solche Position einnahm.
(lex)
https://www.derbund.ch/news-ticker-kultur-bern-2-849213224652

Bild: Edith Bussmann, Ressortleiterin Unterhaltung Schweizer Radio, 1975 – Foto: © SRF / F.M. David

Bild: Das erste «Schreckmümpfeli» entstand 1975 – mit von der gruseligen Partie waren damals die Radiogrössen (v.l.) Edith Bussmann, Paul Roland, Jürg Bingler und Rainer Zur Linde. Produziert wurde in Bern – Foto: © Archiv SRF, https://www.srf.ch/radio-srf-1/schreckmuempfeli/schreckmuempfeli-schreckmuempfeli-krimi-kurzhoerspiel-mit-kultstatus
Ihre Sendungen wurden Kult – unterhaltsam und anspruchsvoll zugleich und zudem erfolgreich
Zu den erfolgreichsten Radiosendungen gehörte ab 1975 das «Schreckmümpfeli» – sanfte Mord-, Gespenster- und Gruselgeschichten, noch heute jeden Montag um 23.04 Uhr zu hören. Edith Bussmann ist die «Erfinderin». Sie war auch Mitinitiantin des «Salzburger Stier», des renommiertesten Kleinkunstpreises im deutschen Sprachraum.
Andere Kultsendungen sind ebenfalls ihren Ideen zu verdanken: u.a. «Achtung Stufe» – eine Sendung für und mit Kleintheatern, «Zytlupe», eine Sendung mit zeitkritischen, politischen Kommentaren, «Treffpunkt Studio Bern» …
Es gelang ihr, für alle ihre Sendungen «ernsthafte und seriöse Autoren» zu gewinnen, wie Edith Bussmann betont: Konstantin Wecker, Dieter Hildebrandt, Walter Vogt, Peter Bichsel, Franz Hohler, Wolf Biermann, Hanns Dieter Hüsch und viele mehr.
Mit 55 stand für Edith Bussmann die nächste Neuorientierung an. Die neue Herausforderung hiess Personalführung beim Schweizer Radio.
Das Leben nach Edith Bussmanns Pensionierung war (…) geprägt von Autoren und Autorinnen, Kunst und Literatur, «und das Theater hat mich nie losgelassen».
Sie war u.a. Jurymitglied für den Radio- und Fernsehpreis, Mitglied in einer Filmkommission, half in Stosszeiten in der Buchhandlung am Kronenplatz von Elisabeth Zäch in Burgdorf und in der Galerie Christine Brügger (in Bern).
ab, 2017 (redigiert von dlb am 08.09.2023

Bild: Edith Bussmann, 2017 – Foto: © Adrian Moser, https://www.domicilbern.ch/_Resources/Persistent/12d203bbe8eb3ec3bf3df2296d190acb75c7816e/Domicil_Zeitung_2017_August.pdf
Ach, Dithli
Was für ein neugieriger, begeisterungsfähiger, jugendlich hellwacher Mensch Du warst und geblieben bist, treu und abenteuerlustig, gutgelaunt lasterhaft, witzig und weise, spontan und nachdenklich, grosszügig und dankbar. Du warst eine aufmerksame Zuhörerin und eine grandiose Unterhalterin, ein wunderbarer Gast und eine begnadete Gastgeberin, ein listig zwinkerndes quicklebendiges Monument mit umwerfendem Charme. Merci für Dein Dasein! (Eigentlich ging ich ja fest davon aus, dass Du uns alle überlebst.)
Daniel Leutenegger
Mehr:
https://www.todesanzeigenportal.ch/todesanzeige/Edith/Bussmann/
https://www.bern-altstadt.ch/2015-1/, Hans-Rudolf Matscher, «Brunne Zytig» 1/2015, Seite 13
https://nachbarschaft-bern.ch/images/Medienberichte/BrunneZytig_2019_2_Bussmann-Pelzer.pdf
https://www.mattegucker.ch/mattegucker-16-jun-21/interviews-portraets/581-nachbarschaftshilfe
https://www.imdb.com/name/nm4160664/
https://www.zytglogge.ch/mani-matter-mani-matter-und-die-anfaenge-des-berner-chansons-zyt4324
https://ruefferundrub.ch/buecher/kunst-kultur-musik/item/2-grosse-schweizer-kleinkunst-2
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Bild: Edith Bussmann 1996 in Bulliard-Cordast, rechts Endo Anaconda – Foto: © Daniel Leutenegger, www.ch-cultura.ch
Kommentare von Daniel Leutenegger