16. Februar 2025
«BILD & WORT. KÜNSTLERISCH-LITERARISCHE BEZÜGE IN DER SAMMLUNG»
Ausstellung im Kunsthaus Zug, bis am 8. Juni 2025

Bild: Egon Schiele , Kahle Bäume, 1912 – Foto: Ottiger Fotografie Zug / © Kunsthaus Zug, Stiftung Sammlung Kamm
Das Kunsthaus Zug widmet sich mit der Ausstellung «Bild & Wort – Künstlerisch-literarische Bezüge in der Sammlung» dem faszinierenden Dialog zwischen Bild und Wort anhand ausgewählter Werke aus der eigenen Sammlung.
Besondere Höhepunkte sind erstmals präsentierte Neuzugänge aus Ankäufen und Schenkungen, darunter Werke aus dem Nachlass von Peter und Christine Kamm, der Max von Moos Stiftung sowie einer Schenkung von Dieter Schwarz.
«Ich glaube, dass jeder Künstler Dichter sein muss», schrieb Egon Schiele 1918 in einem Brief. Soweit braucht man nicht zu gehen, um die fruchtbaren Beziehungen zwischen Wort und Bild seit der Moderne anzuerkennen. Die Ausstellung «Bild & Wort» zeichnet dieses vielfältige und offene Spannungsfeld anhand der reichen Sammlungsbestände nach.
Die Ausstellung untersucht das Wechselverhältnis von Bild und Wort seit Beginn der Klassischen Moderne. Ende des 19. Jahrhunderts fanden Kunstschaffende und Literat:innen auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen und dem Wunsch, Konventionen zu brechen, Inspiration in der je benachbarten Disziplin. Schiele schrieb eigene Gedichte, angeregt durch die moderne französische Lyrik, die im Wien der Jahrhundertwende hochaktuell war. Alfred Kubin illustrierte Bücher, unter anderem von Edgar Allan Poe, Hermann Hesse und Elias Canetti. 1908 schrieb er selbst einen Roman, der im darauffolgenden Jahr unter dem Titel «Die andere Seite» mit 52 eigenen Illustrationen erschien. Kubin beeinflusste Schriftsteller wie Gustav Meyrink und Franz Kafka sowie die deutschsprachigen Surrealisten, als deren Wegbereiter er gilt.
Marcel Duchamp spielte mit Worten, um Konventionen der Kunstwelt humorvoll zu hinterfragen. Seine teils irritierenden Titel werden zum Kopfkino, sein konzeptionelles Werk zur Inspirationsquelle vieler nachfolgender Künstler:innen – bis heute. Für die Dadaist:innen war Sprache ein zentrales Kunstelement: Sie zerstückelten sie, schufen Lautgedichte, experimentierten mit Rhythmen und Klängen. Auch die Surrealist:innen verbanden nicht zusammengehörige bildnerische und sprachliche Elemente. Durch Methoden wie der Écriture automatique erkundeten sie ihr Unterbewusstsein, indem sie assoziativ Wörter, Bilder und Gefühle zu Papier brachten. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der Dialog zwischen Bild und Wort in verschiedenen Formen weitergeführt. Die Mitglieder der Wiener Gruppe (u.a. Gerhard Rühm, Oswald Wiener, Friederike Mayröcker), denen Dieter Roth sehr nahestand, beschäftigten sich ausgehend von Dada und Surrealismus intensiv mit der Entwicklung von Lautpoesie und visueller Lyrik.
Die fruchtbaren Beziehungen zwischen Bild und Wort wirken bis in die jüngste Gegenwart fort. Für die zeitgenössische Künstlerin Bethan Huws etwa bilden Linguistik und Sprache eine wichtige Grundlage für ihr Schaffen. Sie bezieht sich dabei oftmals auf die Vergangenheit, insbesondere auf Duchamp. An den Kunsthausmauern leuchtet seit 2020 die Neon-Arbeit «I’ve forgotten to feed the cat, I haven’t got a cat».
Die vielgestaltigen Inhalte der Sammlungsausstellung werden chronologisch-thematisch geordnet. Mal spielerisch, mal poetisch, beunruhigend und humorvoll wird das Verhältnis von bildnerischer Kunst und Sprache erkundet und für das Publikum zugänglich gemacht.
Mit Werken von
Herbert Bayer, Georges Braque, Giorgio De Chirico, Trudi Demut, Friedrich Dürrenmatt, Max Ernst, Juan Gris, George Grosz, Bethan Huws, Wassily Kandinsky, Friedrich Kiesler, Ernst Ludwig Kirchner, Paul Klee, Gustav Klimt, Oskar Kokoschka, Alfred Kubin, Brigitte Kowanz, Meret Oppenheim, Dieter Roth, Egon Schiele, Kurt Schwitters, Kurt Seligmann und vielen mehr.
Kuratiert von Jana Bruggmann
Kontakt:
https://kunsthauszug.ch/de/exhibitions

Bild: Ausstellungsansicht «Bild & Wort – Künstlerisch-literarische Bezüge in der Sammlung», Foto: Jorit Aust Photography, Kunsthaus Zug, 2025 © Kunsthaus Zug
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Kommentare von Daniel Leutenegger