3. Januar 2023
DER SYRISCHE AUTOR KHALED KHALIFA IST DER 25. WRITER IN RESIDENCE IN ZÜRICH
Mit Khaled Khalifa (Bild) weilt ab Januar 2023 als 25. Writer in Residence einer der bedeutendsten syrischen Autoren in der Schweiz. Die Stiftung PWG und das Literaturhaus Zürich ermöglichen diesen sechsmonatigen Aufenthalt. Finanziell wird das Projekt von Kanton und Stadt Zürich unterstützt.
Bild: Khaled Khalifa – Foto: © Rabie Mouhamadand
Die Stiftung PWG und das Literaturhaus Zürich heissen mit Khaled Khalifa den 25. Writer in Residence willkommen. Der syrische Autor wurde 1964 in Aleppo geboren und lebt und arbeitet in Damaskus. Er zählt zu den bedeutendsten Autoren arabischer Sprache und schreibt aus seiner Heimat, nicht aus dem Exil, obwohl sein Werk in Syrien verboten ist. Er studierte Jura an der Universität Aleppo, war Mitbegründer und -herausgeber der Literaturzeitschrift «Alif» und ist Autor von sechs Romanen sowie Drehbüchern für Kinofilme und Fernsehserien. Seine Werke wurden in über 20 Sprachen übersetzt.
Sein dritter Roman, «Lob des Hasses» (auf Arabisch 2006, noch nicht auf Deutsch übersetzt), an dem er 13 Jahre gearbeitet hatte, verhalf ihm zum internationalen Durchbruch. In diesem vielschichtigen Roman erzählt Khaled Khalifa die zutiefst berührende Geschichte eines Mädchens, das im Syrien der 1980er-Jahre seine eigene Loyalität hinterfragt und darum kämpft, diese sowohl anderen als auch sich selbst gegenüber zu beweisen. Zugleich schildert der Roman die Kämpfe des Regimes mit der Muslimbruderschaft. Durch dieses Buch geriet er in Konflikt mit den Autoritäten. Khalifa verliess daraufhin Aleppo und siedelte nach Damaskus über.
Sieben Jahre später erschien sein vierter Roman «Keine Messer in den Küchen
dieser Stadt» (auf Arabisch 2013, dt. Übersetzung bei Rowohlt 2020), der sehr positiv rezipiert wurde.
Für diesen Roman mit seiner Heimatstadt Aleppo als Hauptschauplatz erhielt Khaled Khalifa 2013 den renommierten Preis Naguib Mahfouz Medal for Literature.
Sein meistübersetzter Roman – der unterdessen fünfte – «Der Tod ist ein mühseliges Geschäft» erschien 2015 im arabischen Original und wurde als erster seiner Texte auch ins Deutsche übersetzt (Rowohlt 2018, aus dem Arabischen von Hartmut Fähndrich). Der Roman ist das literarische Pendant eines Roadmovies. Drei Geschwister fahren mit der Leiche ihres Vaters von Damaskus nach Aleppo, was mitten im Krieg ein unmögliches und gefährliches Unterfangen ist. Islamisten, Regierungstruppen, Rebellen und Kriminelle haben auf der Strecke unzählige Strassensperren errichtet. Im Land herrschen Chaos und Willkür. Wie die Menschen damit umgehen – mal mit Galgenhumor, mal mit Wut oder Verzweiflung –, schildert Khalifa auf meisterhafte Art und Weise und schafft es, die Heimsuchung der Gegenwart durch die Vergangenheit zu beschwören.
Sein neuester Roman «Keiner betete an ihren Gräbern» (Rowohlt 2022, aus dem Arabischen von Larissa Bender) beschreibt die Entwicklung Syriens im letzten Jahrhundert durch die Geschichte des Christen Hanna und seines muslimischen besten Freundes Zakaria. Immer verbindet Khaled Khalifa den Bilderreichtum der arabischen Sprache gekonnt mit Reflexionen über Leben und Tod und erinnert an die bedeutende kulturelle Vergangenheit Syriens, die heute so weit weg scheint.
Khalifa war sowohl mit «Der Tod ist ein mühseliges Geschäft» als auch mit «Keiner betete an ihren Gräbern» im Literaturhaus Zürich zu Gast.
Khaled Khalifa wird im Frühjahr 2023 im Literaturhaus Zürich auftreten. Er wird über sein Schreiben sprechen und sich über seinen Aufenthalt in Zürich austauschen.
cp
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Kommentare von Daniel Leutenegger