27. November 2024
GENÈVE: GEMMA USHENGEWE GEWINNT DEN SHIZUKO-YOSHIKAWA-FÖRDERPREIS 2024
Gemma Ushengewe (Bild) aus Genève-Genf erhält den mit 25'000 Franken dotierten Shizuko-Yoshikawa-Förderpreis 2024. Ushengewe arbeitet interdisziplinär in den Bereichen Dokumentar- und Experimentalfilm, Schreiben und Performance.
Bild: Gemma Ushengewe – Foto: zVg
Ushengewe (*1995) ist eine in Genf ansässige kunstschaffende Person, die in den Bereichen Dokumentar- und Experimentalfilm, Schreiben und Performance arbeitet. Ushengewes Werk setzt sich intensiv mit der Wiederaneignung von Narrativen auseinander, wobei der Fokus auf der kritischen Auseinandersetzung mit Themen wie Überwachung, strukturellem Rassismus und Neokolonialismus liegt. Zentral ist die Suche nach neuen Ausdrucksformen, die über das herkömmliche Erzählen hinausgehen und Wege zur Befreiung aufzeigen. Ushengewe hat 2020 den Bachelor in Film und 2023 den Master in Bildender Kunst an der HEAD (Haute école d’art et de design, Genève) abgeschlossen.
Bericht der Jury:
«Gemma Ushengewes Fragestellungen sind komplex und zeitgemäss, äusserst politisch, aber nicht den flüchtigen Strömungen des Zeitgeists unterworfen. Mit den zeitgebundenen Medien Film, Video und Performance beleuchtet Ushengewe die Problematik des ‹Othering› – des Andersmachens von Menschen – sowie den strukturellen Rassismus, basierend auf persönlichen Erfahrungen. Dies gelingt, ohne in eine autobiografische Erzählung zu entgleiten. Gemma Ushengewes räumliche Installationen offerieren den Betrachtenden persönliche Zugänge und damit starke Konnektivität. Wie kann ein Mensch im Spannungsfeld zwischen Überwachung und Transparenz unsichtbar werden? Wer kontrolliert, was oder wer sichtbar gemacht wird? Gemma Ushengewes Arbeit verweigert sich bewusst der Verwendung dominanter Codes und stellt der Transparenz, symbolisiert durch Plexiglas, die Undurchsichtigkeit des Schattens gegenüber. Wobei ein Silhouetten-Spiel aus Schattenwurf und Projektionen mit den Körpern des Publikums in Dialog tritt.
Die Jury ist beeindruckt von der Dringlichkeit, mit der Gemma Ushengewe persönliche Erfahrungen thematisiert. Anstatt sich an theoretischen Begriffen abzuarbeiten, nutzt Gemma Ushengewe diese als kreativen Raum für das eigene Schaffen. Die Jury würdigt den mutigen Umgang mit Unsichtbarkeit in einer Welt, in der Sichtbarkeit als Schlüssel zum Erfolg gilt. Gemma Ushengewe schafft so eine eigenständige Position, die den Konventionen des traditionellen Kunstbetriebs tendenziell entflieht. Die Jury ermutigt Gemma Ushengewe, diese Praxis weiterhin so experimentiertfreudig und konsequent zu verfolgen.»
Jury 2024
– Kathrin Bentele, Direktorin Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf (Gast-Expertin)
– Andrea Wolfensberger, Künstlerin, CH (Gast-Expertin)
– Elisabeth Grossmann (Kunsthistorikerin, Stiftungsrätin)
– Sibylle Loyrette (Kunstrechts-Anwältin, Stiftungsrätin)
– Gabrielle Schaad (Kunsthistorikerin, Stiftungsrätin mit Jurypräsidium)
Die Shizuko Yoshikawa- und Josef Müller-Brockmann Stiftung
2016 hat die japanisch-schweizerische Künstlerin Shizuko Yoshikawa (1934–2019) die Shizuko Yoshikawa und Josef Müller-Brockmann Stiftung ins Leben gerufen. Sie war ab 1967 mit dem weltberühmten Zürcher Gestalter Josef Müller-Brockmann (1914–1996) verheiratet, der die Schweizer Grafik der 1950er- und 1960er-Jahre wesentlich geprägt hat und dessen Werknachlass sie 2014 dem Museum für Gestaltung Zürich überlassen hat.
Die Stiftung hat zum Ziel, das Wissen um das Werk der Konkreten Künstlerin Shizuko Yoshikawa und ihres Mannes durch Recherchen und Präsentationen zu erweitern. Die Stiftung offeriert mit dem «Shizuko Yoshikawa Award» für Master Fine Arts Absolventinnen* und dem «Josef Müller-Brockmann Award» ausserdem jährlich alternierend Fördergelder an Nachwuchstalente. Die Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, dadurch unter anderem einen Echoraum für die Debatten zur künstlerischen und gestalterischen Bildung zu eröffnen. Mit der Organisation und Unterstützung von Tagungen und Summer Schools wirkt die Stiftung impulsgebend.
Der Shizuko-Yoshikawa-Förderpreis wird seit 2018 vergeben. Er richtet sich an junge Künstlerinnen – wobei die weibliche Form ausdrücklich non-binäre und trans-Personen einschliesst. Ihnen soll mit dem Preis der Einstieg in eine künstlerische Laufbahn erleichtert werden und sie sollen ermutigt werden, sich in der Kunstwelt zu behaupten.
syp
Kontakt:
https://syjmb.foundation/preistraegerin-sy-award-iv/
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Kommentare von Daniel Leutenegger