28. April 2009
Robert Walser kehrt nach Bern zurück
Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen wurde gestern das Robert Walser-Archiv in zwei eskortierten Spezialfahrzeugen der Securitas nach Bern transportiert. Die Robert Walser-Stiftung verlegt ihren Sitz von Zürich nach Bern, wo sie in der Altstadt das Robert Walser-Zentrum eröffnet.
Die Robert Walser-Stiftung (RWS) hat gestern Zürich verlassen und ist in das neue Robert Walser-Zentrum an der Marktgasse 45 in Bern umgezogen. Die Bestände – darunter auch die berühmten «Mikrogramme» – wurden in den frühen Morgenstunden unter strikter Geheimhaltung durch die Securitas überführt. Dazu wurden zwei Spezialfahrzeuge und eine Motorradeskorte eingesetzt. Ein Teil der wertvollen Fracht ist künftig im Robert Walser-Zentrum zugänglich; die besonders kostbaren Manuskripte werden im Schweizerischen Literaturarchiv (SLA) der Nationalbibliothek (NB) deponiert.
Das an bester Lage in der Berner Altstadt gelegene Robert Walser-Zentrum wird im Laufe der nächsten Monate eingerichtet und am 18./19. September feierlich eingeweiht. Es beherbergt das Robert Walser-Archiv, eine öffentliche Ausstellung sowie die weltweit umfassendste Fachbibliothek zu Robert Walser und Carl Seelig, zu der auch eine umfassende Sammlung von Erstausgaben, Zeitschriften und Druckbelegen gehört. Walser-Liebhaber und -Forscher können hier unter anderem sämtliche Manuskripte aus Robert Walsers und Carl Seeligs Nachlässen konsultieren – in digitaler Form.
Die Originale werden in Zukunft als Leihgabe im SLA konserviert und erschlossen, zusammen mit den anderen Kernbeständen der RWS: dem Doppelnachlass von Hugo Ball und Emmy Ball-Hennings, einem Teilbestand Friedrich Glauser/Max Müller, den Nachlässen von Josef Halperin und von Ossip Kalenter sowie dem Archiv des Steinberg-Verlags.
Die enge Zusammenarbeit zwischen der RWS als privater Stiftung und der Bundesinstitution SLA verbessert die Sicherung, Konservierung, Erschliessung und Vermittlung der kostbaren Materialien. Beabsichtigt sind gemeinsame Veranstaltungen, Publikationen und Forschungsprojekte. Die Kooperation, die Pilotcharakter hat, erlaubt die Vernetzung mit den Beständen des SLA, wie den Nachlässen von Friedrich Glauser, Hermann Hesse, Carl Spitteler, Heinrich Federer oder Cécile Lauber. Die Forschung kann dadurch neue Einsichten in das literarische Leben der 1920er bis 1950er Jahre gewinnen.
Den Umzug der RWS nach Bern machte das wegweisende «Berner Modell» möglich, eine Partnerschaft verschiedener öffentlicher und privater Institutionen. Die Eidgenossenschaft ist im «Berner Modell» mit der Nationalbibliothek, dem SLA und dem Bundesamt für Kultur vertreten. Die weiteren Partner sind die RWS, die Stadt und der Kanton Bern, die Burgergemeinde Bern, die Berner Kantonalbank sowie die Stadt Biel.
Hans Dieter Amstutz
Bilder:
http://ead.nb.admin.ch/web/mm/walser/index.htm
Kontakt:
Reto Sorg, Geschäftsführer der Robert Walser-Stiftung
Tel.: +41 79 409 85 25, E-Mail: reto.sorg@robertwalser.ch
Irmgard Wirtz Eybl, Leiterin des Schweizerischen Literaturarchivs
Tel.: +41 31 322 89 72, E-Mail: irmgard.wirtz@nb.admin.ch
Kommentare von Daniel Leutenegger