14. März 2025
ZUM TOD DER DEUTSCHEN SCHAUSPIELERIN, SÄNGERIN, AUTORIN UND AKTIVISTIN PEGGY PARNASS
Die am 11. Oktober 1927 in Hamburg geborene deutsch-schwedische Schauspielerin, Sängerin, Journalistin, Autorin und Aktivistin Peggy Parnass (Bild) ist am 12. März 2025 ebenda gestorben. Ihre Eltern wurden 1942 im Vernichtungslager Treblinka von den Nationalsozialisten ermordet. Bereits 1939 wurde Parnass als Kind mit ihrem vierjährigen Bruder Gady mit einem Kindertransport nach Stockholm gebracht. In den folgenden sechs Jahren lebte sie in zwölf verschiedenen Pflegefamilien. Parnass studierte in Stockholm, London, Hamburg und Paris. Seit ihrem 14. Lebensjahr erarbeitete sie sich ihren Lebensunterhalt durch ihre Sprachkenntnisse als Sprachlehrerin, Filmkritikerin, Kolumnistin und Dolmetscherin für die Kriminalpolizei. Sie arbeitete als Schauspielerin in Film und Fernsehen und übersetzte Märchen. Parnass war eine engagierte Antifaschistin, die sich stets kompromisslos für die Schwachen und gegen jede Form von Ungerechtigkeit einsetzte. Peggy Parnass galt auch als Ikone der Schwulenbewegung. (*)

Bild: Peggy Parnass, 2009 – Foto: Udo Grimberg, https://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:Chester100 (Ausschnitt) – Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/legalcode – Datei: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Peggy_Parnas.JPG
Eine herzensgrantige Botschafterin des anderen Hamburg
Kompromisslose Antifaschistin und Ikone der linken Szenen: Die Publizistin und Schauspielerin Peggy Parnass ist mit 97 Jahren gestorben. Sie war buchstäblich eine Ikone der linken und antifaschistischen Szenen in Hamburg, eine Künstlerin, auch in eigener Sache, Schauspielerin in vielen NDR-Produktionen schon in den frühen Sechzigern, eine Bekannte Hubert Fichtes noch, als der sich in der „Palette“ herumtrieb und seine kiezigen Geschichten zu Literatur montierte. Sie war Journalistin, die mit ihren Gerichtsreportagen für die Zeitschrift Konkret bekannt wurde, eine Schreibende wider Ungerechtigkeit, die immer auf Seiten der Schwächeren sich positionierte, ausnahmslos.
Jan Feddersen
https://taz.de/Nachruf-auf-Peggy-Parnass/!6075424
Schreiben über das Unsagbare: Peggy Parnass ist tot
Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher hat auf die Todesnachricht mit lobenden Worten für Peggy Parnass reagiert: «Wir trauern um eine außergewöhnliche Bürgerin unserer Stadt». Sie habe ihr Leben dem Kampf gegen Rechtsextremismus und Diskriminierung gewidmet und sei bis ins hohe Alter für Toleranz und Vielfalt eingetreten. Als Reporterin und Autorin habe sie zur konsequenten Aufarbeitung der Nazi-Verbrechen beigetragen und habe das moralische Rechtsempfinden der deutschen Nachkriegsgesellschaft mitgeprägt. «Ihr unermüdlicher Einsatz für Demokratie, Toleranz und Mitmenschlichkeit sollte uns auch in Zukunft ein Vorbild sein», so Tschentscher.
Auf sie war Verlass
Wenn Peggy spät bei unserem Hamburger Journalistenstammtisch auftauchte, wurde die Nacht lang. Sie liebte es, zu provozieren. Nicht, um Streit zu suchen, sondern um den Finger in Wunden zu legen, Duckmäusertum und Doppelmoral zu entlarven. Geeignete Anlässe gab es in dieser Zeit genug.
Volker Hermsdorf
https://www.jungewelt.de/artikel/495947.nachruf-die-ganze-welt-ist-krieg.html
Trauer um Peggy Parnass: Eine Frau voller Liebe, Wut und Leidenschaft
Sie war Schauspielerin, Gerichtsreporterin, Schriftstellerin und Mahnerin. TV-Talkmaster Alfred Biolek nannte sie einmal das „fleischgewordene schlechte Gewissen der Bundesrepublik“. Mittwoch früh um 7 Uhr ist Peggy Parnass gestorben. Als Jüdin überlebte sie nur deshalb die NS-Zeit, weil ihre Eltern sie gerade noch rechtzeitig mit einem Kindertransport nach Schweden in Sicherheit brachten. Peggy Parnass wurde 97 Jahre alt. MOPO-Chefreporter Olaf Wunder hat sie gut gekannt, häufig über sie geschrieben und sie noch vor wenigen Monaten in dem Pflegeheim in St.Georg besucht, wo sie seit einem Sturz lebte.
https://www.mopo.de/hamburg/peggy-parnass-eine-frau-voller-liebe-wut-und-leidenschaft/
„Einerseits nie Kind, andererseits nie erwachsen“, sagte sie über sich selbst. Mit Peggy verliert Hamburg eine herzenswarme, mutige Weltbürgerin.
Maike Schiller
Sie warf mit Liebe um sich
Sie überlebte den Holocaust und kehrte in das Land der Täter zurück: Nun ist die Aktivistin und Schauspielerin Peggy Parnass im Alter von 97 Jahren gestorben. Erinnerungen an eine Frau, mit der man reden konnte wie mit der besten Freundin.
Ein persönlicher Nachruf von Alana Tongers
Die Persönliche
Die Menschen, die angeklagt wurden, waren ihre Leute. Sie verurteilte nicht, sie versuchte zu verstehen. Zum Tod der Gerichtsreporterin Peggy Parnass.
Willi Winkler
Mit Leidenschaft gegen das Vergessen
Parnass hatte sich vor allem mit ihren Gerichtsreportagen einen Namen gemacht, die zwischen 1970 und 1978 in der Zeitschrift „Konkret“ erschienen und für die sie zahlreiche Auszeichnungen erhielt. Außerdem galt sie als Kämpferin gegen Ungerechtigkeit, Intoleranz und das Vergessen, die sich bis zuletzt politisch engagierte, weil „es der Selbstrespekt verlangt, den Versuch zu machen, etwas zu bewegen.“
DPA
Video / Audio:
Autorin und NS-Zeitzeugin Peggy Parnass ist tot
12.03.2025 ∙ Hamburg Journal ∙ NDR
WDR 11. Oktober 1934 – Geburtstag von Peggy Parnass
Mehr:
https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=118912658
(*) https://de.wikipedia.org/wiki/Peggy_Parnass
#PeggyParnass #CHcultura @CHculturaCH ∆cultura cultura+
Kommentare von Daniel Leutenegger