2. Februar 2025
«FRED WALDVOGEL – PILZ / FOTOGRAFIE»
Ausstellung im Museum im Bellpark, Kriens, bis am 6. Juli 2025

Bild: Ockerbrauner Trichterling – Clitocybe gibba – Foto: © Fred Waldvogel

Bild: Spitzmorchel – Morchell conica var. deliciosa – Foto: © Fred Waldvogel
Fred Waldvogel (1922-1997), Pilzkenner und Fotograf, holte sich vierzig Jahre lang Pilze aller Art vor seine Linse und fotografierte diese in weltweit einmaliger Qualität. Hinterlassen hat er ein Werk von über 1’000 Aufnahmen, die in der Pilzfotografie neue Massstäbe setzten. Das Museum im Bellpark präsentiert eine Auswahl des aussergewöhnlichen Schaffens von Waldvogel in einer Kabinettausstellung im zweiten Obergeschoss des Museums, parallel zur Ausstellung «One Million Bears» der konzeptuellen Malerin Tina Braegger.

Bild: Horngrauer Rübling – Collybia buyracea var. arsema, abnormes Exemplar – Foto: © Fred Waldvogel

Bild: Totentrompete, Herbsttrompete – Craterellus cornucopioides – Foto: © Fred Waldvogel
Waldvogels Darstellungsweise reicht weit über eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Pilze hinaus. Seine Einzel- und Gruppenportraits, mit teils landschaftlichem Charakter, die er als Pilz-Tableaus auf seinem Reprotisch im Studio sorgfältig arrangierte, machen ein erstaunliches und wundersames Paralleluniversum sichtbar. Aus den Bildern spricht nicht nur sein unbändiges Interesse, die Welt der Pilze besser zu verstehen, sondern auch eine sehr respektvolle und wertschätzende Haltung gegenüber dieser Lebensform. Die Komposition und Inszenierung des Fotografen zeugen von beeindruckendem Sachverstand und enormem ästhetischem Bewusstsein. In einem Interview erwähnte Waldvogel einmal, dass ihn vor allem die Vielfalt der Pilze beeindrucke und begeistere. Tatsächlich gelang es ihm wie keinem anderen, den individuellen Charme seiner «Modelle» auf berührende und amüsante Weise herauszuarbeiten.

Bild: Geriefter Weichtäubling – Russula nauseosa – Foto: © Fred Waldvogel

Bild: Riesen-Scheidenstreifling – Amanita inaurata / syn/ Amanita ceciliae – Foto: © Fred Waldvogel
Die Ausstellung gewährt nun erstmals einen repräsentativen Einblick in das Pilzarchiv des Fotografen, das heute an der Universitätsbibliothek Zürich (Bereich Pflanzenwissenschaft) aufbewahrt wird. In Zusammenarbeit mit Martin Stollenwerk, Leiter Fotografie am Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft SIK-ISEA, sowie Andreas Hertach, freier Kurator, hat das Museum im Bellpark den Fotobestand von über tausend Diapositiven gesichtet und daraus eine prägnante Auswahl für eine Inszenierung in den Ausstellungsräumen im 2. Obergeschoss herausgelöst.

Bild: Zitzen-Riesenschirmling – Macrolepiota gracilenta – Foto: © Fred Waldvogel
In Zusammenarbeit mit dem Zeughaus Teufen entsteht parallel ein Fotobuch über Fred Waldvogels Pilzfotografie, das von Bänziger Hug gestaltet und bei Jungle Books erscheinen wird. Die Publikation wird im Rahmen einer Buchvernissage im Verlauf der Ausstellung in einem Waldgebiet, nahe dem ehemaligen Fotostudio von Fred Waldvogel, der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt. Termingerecht zur Herbstsaison werden die Myzelien der Pilzausstellung dann wundersam von Kriens nach Teufen im Appenzellerland ausgreifen: Im Zeughaus Teufen wird ab September 2025 ebenfalls eine Auswahl aus dem Bestand von Fred Waldvogel aufscheinen.

Bild: Rotschuppiger Flämmling – Gymnopilus purpuratus – Foto: © Fred Waldvogel
Bio Fred Waldvogel
*13.06.1922 Zürich – †05.01.1997 Zürich
Alfred Waldvogel machte eine Lehre als Maschinenzeichner und besuchte das Kantonale Technikum in Biel-Bienne (1939-1941). Er arbeitete anschliessend als technischer Zeichner in Grenchen (SO). Von 1950 bis 1953 absolvierte er die Fotoklasse der Kunstgewerbeschule Zürich bei Hans Finsler. Ab 1955 führte er ein eigenes Atelier für Werbefotografie in Zürich. Er hat ausserdem eine Lehre als Grafiker absolviert, was ihn dazu bewegte, sich selbst als «Fotografiker» zu bezeichnen. Fernab seiner breitgefächerten Aufträge in der Werbegrafik machte er sich bald schon einen Namen als begeisterter Pilzkenner und -fotograf und er veröffentlichte seine Bilder in den Publikationen des Silva-Verlags. Obwohl die Silva-Bücher weit verbreitet waren, ist sein erstaunliches fotografisches Erbe bis heute weitgehend unbekannt und in seiner künstlerischen Qualität unterschätzt.
mib
Kontakt:

Bild: Halbkugeliger Träuschling – Stropharia semiglobata – Foto: © Fred Waldvogel
Auf ch-cultura.ch bereits erschienen:
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Kommentare von Daniel Leutenegger