11. September 2010
STEPHAN BUNDI – GESTALTER VISUELLER ERFOLGSSTORIES
Internationaler PKHR-Preis für Grafik-Design 2010

Eine Kindheit im beschaulichen Graubünden scheint keine schlechte Ausgangsbasis für eine international beachtete Künstlerkarriere zu sein. Denken wir nur an den Chef des «Vienna Art Orchestra», Mathias Rüegg. Oder eben an den Gestalter Stephan Bundi, der nach einer eidgenössischen Graphik-Ausbildung samt Diplom und einem Studium für Illustration und Buchgestaltung an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart sich ein äusserst erfolgreiches Atelier bei Bern aufgebaut hat.
Illustrierte Schulbücher, Bahn- und Touristikplakate faszinierten ihn bereits im Vorschulalter und regten zum Zeichnen an. Für Bundi ist die Zeichnung eine zeitlose und vielseitige Ausdrucksform der visuellen Sprache. Er vermeidet den Begriff Illustration und spricht von visueller Interpretation. «Das trifft den Sachverhalt besser: Ein Text soll nicht nur bildlich begleitet, sondern ergänzt und interpretiert werden.»
Ein schönes Beispiel ist sein Konzertplakat für Joe Zawinul, dessen markantes Gesicht Bundi schlicht als graue Zeichnung zeigt, während alle Informationen dem bunten Häkelkäppchen des legendären Jazzers eingeschrieben sind. Gelungenes Spiel mit Fern- und Nahwirkung von bestechender Aussagekraft.
«Ich habe meinen Beruf immer wieder neu erlernt. Was von Lehrern, Professoren und Kollegen gültig blieb, ist die Haltung zum Beruf – und das ist viel: Ein Gestalter übernimmt Verantwortung gegenüber Auftraggebenden, Gesellschaft und Umwelt; dies erfordert eine engagierte, kontinuierliche Auseinandersetzung mit dem Inhalt und der Form einer visuellen Botschaft. Es gibt keine guten und schlechten Aufträge, es gibt nur richtige und falsche Lösungen.»
Vielleicht zeichnet ein Ur-Schweizer Sujet, sein Plakat für Schillers «Wilhelm Tell» 1999 in Bern, am besten Stephan Bundis Haltung zu seinen Themen. Klarheit und Prägnanz plus ein gehöriges Überraschungsmoment für jene, die sich verblüffen lassen wollen. Ein Spiel auf mehreren Ebenen: Dass im Supermarkt-Six-Pack Äpfel einer fehlt – geschenkt. Das augenscheinliche Foto aber als penible Malerei zu inszenieren, ist einerseits historische Verortung und andererseits hübsche Ironie. Abgerundet von reduzierter Typographie: wen wunderts, in Helvetica selbstredend.
«Ob Zeichnung, Malerei, Grafik oder Fotografie, ich wähle jeweils die Technik, die eine Bildidee am besten vermittelt – das ist eine Frage der gestalterischen Redlichkeit: Ich will einem Produkt, einem Anlass oder einer Idee zum Erfolg verhelfen.»
Die Einflüsse des Swiss Graphic Designs mag er nicht leugnen, in seiner visuellen Neugier freilich sprengt Stephan Bundi längst alle nationalen Grenzen und hat seinen eigenen Stil entwickelt, für den er nun den «Internationalen Plakat Kunst Hof Rüttenscheid (PKHR)-Preis für Grafik-Design 2010» erhält.
Sven Thielmann
Kontakt:
http://www.atelierbundi.ch/dt/news-d.html
Kommentare von Daniel Leutenegger