11. September 2014
Biennale Bern: «Zwischen Räumen»
Festival für zeitgenössische Künste, vom 11. bis 20. September 2014

Vom 11. bis 20. September präsentiert die Biennale Bern unter dem Titel «Zwischen Räumen» rund 70 Künstlerinnen und Künstler und 7 Ensembles, die sich in ihren Arbeiten mit Fragen nach dem Raum, seiner Funktion und seiner Wahrnehmung auseinandersetzen.
Neben den bereits angekündigten Höhepunkten «Everyday» von Christian Marclay, dem spielerisch-sinnverwirrenden Museumsrundgang «Symphony of a Missing Room» des schwedisch-britischen Künstlerduos Lundahl & Seitl und «Vortex Temporum» mit der Kompanie Rosas und dem Ictus Ensemble aus Belgien sind weitere Programmpunkte ebenfalls besonders zu erwähnen:
Tim Zulauf leuchtet in «Striche durch Rechnungen» gesellschaftliche Winkel aus, die sonst eher im Dunkeln bleiben, und fragt nach den Moralvorstellungen, die hinter den aktuellen Diskussionen rund um Sexarbeit und Freierbestrafung stehen – zu sehen ist die Arbeit passenderweise im Off-Space «Milieu».
Derweil wird die Dampfzentrale während drei Tagen zu einer künstlerischen Allmend, wo Fragen nach der Vermarktbarkeit von Kultur und möglichen kollektiven Alternativen nicht einfach diskutiert, sondern konkret ausprobiert werden können. «Namen sind irrelevant. Abgestimmt wird nicht», steht u.a. im Regelwerk der Kunstallmend.
Sarah Vanhee geht den umgekehrten Weg – nicht die Versammlung von Künstlern in einem Kulturzentrum, sondern die künstlerische Okkupation von Versammlungen fernab von Kultur. Ihre «Lectures For Every One» finden hinter üblicherweise verschlossenen Türen statt und befragen an Teammeetings, Stadtratssitzungen oder Vereinstreffen den Zustand unseres Gemeinwesens und die Kräfte, die in unserer fragmentierten Gesellschaft wirken. An zwei Abenden teilt Sarah Vanhee ihre Berner Lecture-Erfahrungen mit dem Publikum.
Das Konzert Theater Bern nutzt die Biennale zur Lancierung der «Internationalen Plattform Neues Musiktheater Bern/München», auf der ausgewählte Nachwuchskünstler einen Zwischenstand ihrer aktuellen Bühnenarbeiten präsentieren. Der Anlass wird von hochkarätigen Gastspielen aus dem Bereich Musiktheater umrahmt.
Die Hochschule der Künste Bern präsentiert im Rahmen der Biennale drei Arbeiten, die sich explizit der Neuerkundung von Räumen – äusseren wie inneren – verschrieben haben. In der Soundinstallation «Unterland» formen Séverine Urwyler und Lukas Sander mit Klängen von Christian Berkes einen noch geheim gehaltenen Ort in der Peripherie von Bern um. Nicht mit Aug und Ohr, sondern der Nase nach wird man die Berner Altstadt neu erleben können: Wie riecht Bern? Welche Geschichten erzählen die mehr und die weniger angenehmen Gerüche der Stadt? Der «Urban Scent Walk», ein geführter, von Claus Noppeney konzipierter Spaziergang, erschliesst ungewohnte Facetten in Räumen des Alltäglichen. Und Luzia Hürzeler geht in einer Videoinstallation ihrem Wunsch nach, unter Wölfen zu schlafen. Als Modell für eine schlafende Figur träumt sie die Realisierung ihrer eigenen Arbeit und wird beim Erwachen von ihren unterschiedlichen Rollen eingeholt. Wie die Wölfe im Zoo wird sie zum Ausstellungsobjekt.
Schliesslich das Festivalzentrum: Das Schlachthaus Theater wird für die Dauer der Biennale vom Kollektiv Bern, einer Vereinigung unabhängiger Kunsträume, zum «Hotel zur fröhlichen Stunde» umfunktioniert. Hier werden immer Räume frei sein, für Interventionen, spontanen Gedankenaustausch oder einfach ein Verweilen vor oder nach den Vorstellungen. Zudem sind eine von Tim Zulauf kuratierte Gesprächsreihe rund um Zonenordnungen und ökonomisch dominierte Raumpolitik und das von Raphael Urweider zusammengestellte Late-Night-Programm im Schlachthaus zu Gast. Zu später (und umso fröhlicherer Stunde) checken unter anderem Noti Wümié, der Spoken Word-Poet Jurczok 1001, Reverend Beat-Man oder Simon Ho und der am diesjährigen Bachmannpreis geehrte Michael Fehr ein.
cp
Programm:
http://www.biennale-bern.ch/2014/Programm
Kontakt:
http://www.biennale-bern.ch/2014/Das+Festival
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Kommentare von Daniel Leutenegger