8. Oktober 2025
ZÜRCHER FILMPREIS 2025: «AIR HORSE ONE» IST BESTER KURZFILM, «VRACHT» BESTER DOKUMENTARFILM UND «HELDIN» BESTER SPIELFILM
Der Zürcher Filmpreis 2025 wird in drei Kategorien verliehen: Kurzfilm, langer Dokumentarfilm und langer Spielfilm. Eine Fachjury hat entschieden, welche der eingereichten Werke eine Auszeichnung erhalten. Pro Kategorie werden der beste Film sowie je zwei herausragende Leistungen ausgezeichnet. Die Übergabe der «Lupe» findet am Dienstag, 21. Oktober 2025, statt.

Bild: Aus «Heldin» von © Petra Volpe, https://www.filmcoopi.ch/movie/heldin
Preise für die besten Filme
Zürcher Filmpreis 2025 für den besten Kurzfilm: «Air Horse One», Regie: Lasse Linder
, Produktion: Dynamic Frame, Zürich
Begründung der Jury:
«Scharf beobachtet und auf den Punkt erzählt ‹Air Horse One› von einer kaum bekannten Parallelwelt, die als Parabel für den Zustand elitärer Gesellschaften gelesen werden kann. Unaufdringlich, mit klarer Stringenz folgt der Film Legacy, einem der besten und wertvollsten Springpferde der Welt, in die Business-Class und offenbart die Freuden und Hürden des professionellen Reitsports. Ein herausfordernder Blick in den Stall einer exklusiven Welt, die sonst verborgen bleibt.»
Zürcher Filmpreis 2025 für den besten Dokumentarfilm: «Vracht»
, Regie: Max Carlo Kohal
, Produktion: Dynamic Frame, Zürich
Begründung der Jury:
«Ein beeindruckendes Debut, das als Gesamtkunstwerk hervorsticht und ein vielversprechendes Talent offenbart. Die Langzeitbeobachtung folgt einer stringenten und organischen Dramaturgie, es gelingt, eine respektvolle Intimität zu erzählen, wie sie nur durch eine besonders sorgfältige und präzise Detailarbeit über Jahre hinweg entstehen kann. Eine scheinbar einfache Binnenschiffsreise erzählt von einem vergessenen Handwerk, das aber essenziell für das Funktionieren unserer Wirtschaft ist, und transportiert die Träume und Hoffnungen der angehenden Fracht-Skipper.»
Zürcher Filmpreis 2025 für den besten Spielfilm: «Heldin»
, Regie: Petra Volpe,
Produktion: Zodiac Pictures, Zürich
Begründung der Jury:
«Ein Film von durchdringender Sogwirkung und atemberaubender Intimität. Die Filmidee besticht durch eine geniale Kombination aus gesellschaftlicher Relevanz und einer schlichten dramaturgischen Kraft. Seine eigentliche Wirkung entfaltet der Film aber erst durch das Zusammenspiel verschiedener Gewerke, deren Arbeit sich durch höchsten Anspruch und Professionalität auszeichnet. Eine präzise fliessende Kameraarbeit, ein scheinbar atemloser, aber doch perfekt orchestrierter Schnitt, eine bis ins kleinste Detail durchleuchtete Ausstattung und kunstfertig eingesetzte Musik bilden den Rahmen für eine Hauptdarstellerin, die sich ihrer Rolle mit voller Intensität hingibt und als Heldin die Zuschauer in ihren Bann zieht.»
Auszeichnungen für herausragende Leistungen
Kategorie Kurzfilm
Konstantin Rosshoff
Auszeichnung mit dem Zürcher Filmpreis 2025 für das Production Design in «Double or Nothing»
Begründung der Jury:
«‹Double or Nothing› entfaltet seine Kraft nicht zuletzt durch ein aussergewöhnliches Production Design. Konstantin Rosshoff kombiniert akribisch gestaltete Miniaturen, detailverliebte Stop‑Motion und gezielte 2D‑Animationen, sodass die Welt haptisch spürbar und symbolisch geladen wirkt. Das Design wird zur Erzählerin: Räume, Objekte und Oberflächen tragen Bedeutung, jede Textur atmet Story. Besonders stark ist die Symbolik – der Hai und die sorgfältig konstruierte Umgebung stehen für Gier, Jagd und die gnadenlose Logik einer Gesellschaft. So verleiht Rosshoff dem 80er‑Crime‑Genre neue visuelle Kraft, dichte Atmosphäre und stilistische Intensität.»
Tokay Sirin
Auszeichnung mit dem Zürcher Filmpreis 2025 für die Regie in «Double or Nothing»
Begründung der Jury:
«Hard-Boiled Tokio goes Animation: Eine klassische Crime-Story im Stop-Motion und 2D-Gewand. Der Abspann zeigt, welchen Aufwand diese Kunstform benötigt. Regisseur Tokay bringt alles zusammen und erschafft mit seinen Departments eine Welt der Korruption, des Glückspiels und der Gewalt, die Leidenschaft und Hingabe zum Genre zeigt, wie wir sie lange nicht gesehen und erlebt haben.»
Kategorie Dokumentarfilm
Lukas Gut
Auszeichnung mit dem Zürcher Filmpreis 2025 für die Kamera in «Vracht»
Begründung der Jury:
«Die Kameraführung von Lukas Gut macht das Frachtschiff zur Bühne des Spiels zwischen Mensch und Maschine. Vor dem endlosen Blau leuchten Hafenlichter wie farbige Markierungen, die Stimmung schaffen. Die Kamera fokussiert Gesten, Blicke und Geschichten der Menschen, die im Schatten der Maschinen bestehen. Dabei wird die physische Arbeit spürbar und zugleich poetisch: Jeder Kran, jedes Licht und jeder Körper bilden eine Choreografie, in der Alltägliches Symbolkraft gewinnt. So erscheint der Hafen nicht nur als Ort, sondern als intensives, atmosphärisch dichtes Bühnenbild des Lebens.»
Mirjam Skal
Auszeichnung mit dem Zürcher Filmpreis 2025 für die Musikkomposition in «Vracht»
Begründung der Jury:
«Was darf Filmmusik? Im Gegensatz den vielen Komponist:innen, die ihre Filme erschlagen, schafft es Mirjam Skal, eine Musik zu kreieren, die Stimmungen und Bilder subtil stützt und erweitert. Und das in einem Film an Bord eines Containerschiffs, der schon per se eine sehr eigene Welt aus Bildern und Geräuschen entstehen lässt. Die Musik greift den Sound des Schiffes auf und verbindet sich mit dem Gesehenen, ohne sich dabei in den Vordergrund zu drängen.»
Kategorie Spielfilm
Ophélia Kolb
Auszeichnung mit dem Zürcher Filmpreis 2025 für die darstellerische Leistung in «Les Courageux»
Begründung der Jury:
«Eine alleinziehende Mutter versucht mit allen Mitteln, ihren drei Kindern eine Welt vorzuspielen, in der alles wieder in Ordnung ist. Trotz Konflikt mit den Behörden, fehlendem Geld und Glück stürmt sie durch diesen Film mit krimineller Energie und einer unaufhaltsamen Liebe. Ophélia Kolbs Spiel der gehetzten Figur nimmt eine atemlose Dynamik auf. Es entsteht ein Sog, dem sich die Zuschauenden nicht entziehen können und der den Film trägt. Zusammen mit den Kinderdarstellerinnen entsteht ein sehr fragiles Bild einer Familie, der wir alles Glück wünschen möchten, trotz aller offensichtlichen Widerstände.»
Nikolai von Graevenitz
Auszeichnung mit dem Zürcher Filmpreis 2025 für die Kamera in «Don’t Let the Sun»
Begründung der Jury:
«Die Kamera des Films verwandelt die dystopische Grundgeschichte in einprägsame Bilder. In nächtlichen Aufnahmen verschmelzen Neonlicht, orange und gelbe Töne zu einem vibrierenden Spiel aus Licht und Schatten. Die Figuren erscheinen als Silhouetten, gefangen in ihrer eigenen Metropole. Bei Tageslicht flimmert die Hitze über dem Beton, die Strassen erstarren, als hielte die Stadt den Atem an. So entsteht kein städtisches Orchester, sondern ein Chor einzelner Stimmen. Der architektonische Moloch wirkt fast skulptural – ein Monument, das gleichzeitig Schönheit und Bedrohung ausstrahlt. Nikolai von Graevenitz schafft eine Bildsprache, die sowohl präzise als auch poetisch ist.»
Spezialerwähnung
Die Jury vergibt eine Spezialerwähnung an das kulturelle Gut des Walliserdeutschen in «Tschugger – Der lätscht Fall»
Begründung der Jury: «‹Tschugger – Der lätscht Fall› überzeugt durch die Kraft seiner Sprache. Der Mut, Walliserdeutsch zu sprechen, ist mehr als ein Stilmittel – es ist ein Bekenntnis zur Herkunft und zum Klang der Region. Die Mundart erzeugt rohe, unverfälschte Energie, die zugleich archaisch und modern wirkt. Sie verleiht den Figuren Gewicht, Präsenz und eine unverkennbare Authentizität. Jeder Laut inszeniert Identität und lässt die Welt nur in dieser Sprache voll zur Geltung kommen. Durch die Laiendarsteller:innen entsteht ein Werk, das Mut, Ausdrucksstärke und sprachliche Schönheit vereint und dafür besondere Anerkennung verdient.»
Quelle / Mehr / Kontakt:
https://filmstiftung.ch/zuercher-filmpreis-2025
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Kommentare von Daniel Leutenegger