31. Oktober 2025
«YANN STÉPHANE BISSO. MOSAÏQUE, PRÉSENCE, ABSENCE» – Kiefer Hablitzel | Göhner Kunstpreis 2024
Ausstellung im Kunstmuseum Luzern, vom 1. November 2025 bis am 8. Februar 2026

Bild: Yann Stéphane Bisso, Can I see another’s woe, And not be in sorrow too?, 2023, Öl auf Leinwand, 50 × 70 cm, Courtesy of the artist

Bild: Yann Stéphane Bisso, N’importe quel jour maintenant, 2023, Öl auf Leinwand, 70 × 50 cm, Courtesy of the artist
Die Zeit vergeht, aber was bleibt und was verschwindet? Die Ausstellung «Mosaïque, présence, absence» zeigt die neusten Arbeiten von Yann Stéphane Bisso (*1998), die sich mit der Wahrnehmung von Zeit und ihren Spuren befassen. Eine 27-teilige Werkserie überträgt die zweidimensionale Malerei nicht nur auf die dreidimensionale Skulptur, vielmehr kommt auch eine zeitliche Komponente hinzu, die in der Kunsttheorie als vierte Dimension bezeichnet wird: Indem ein Bild auf dem vorangehenden basiert, schafft Yann Stéphane Bisso einen Bewegungsablauf. Mit Kopie, Wiederholung und Rhythmus setzt er der eurozentrischen Sichtweise des ständigen Fortschritts und der linearen Zeitabfolge eine zyklische Form des Erinnerns und der Zeitwahrnehmung entgegen.

Bild: Yann Stéphane Bisso, Cycle, 2023, Öl auf Leinwand, 100 × 130 cm, Courtesy of the artist

Bild: Yann Stéphane Bisso, Le bouclier, 2024, Öl auf Leinwand, 30 × 45 cm, Courtesy of the artist
Die Zeit und noch mehr ihr Verrinnen und Entgleiten ist auch im Gemälde Sablier, vapeur flottante… (Sanduhr, schwebender Nebel…) präsent, in dem die Spiegelung eines Bootes auf der Wasseroberfläche zur Sanduhr wird. Die vergehende Lebenszeit und die Überfahrt durch dunkles Gewässer in die Unterwelt sind mögliche Assoziationen. Der Nebel und die schemenhaften Formen am Horizont verstärken diese ungewisse und düstere Vorahnung. In seinen Landschaftsgemälden macht Yann Stéphane Bisso geheimnisvolle Zwischenwelten sichtbar, indem er ähnlich wie im magischen Realismus surreale Elemente durchscheinen lässt.

Bild: Yann Stéphane Bisso, En second lieu …, 2025, 100 × 450 cm, 2025, Courtesy of the artist
Das Triptychon En second lieu… (An zweiter Stelle… ) zeigt eine Szenerie aus Wolken. Dabei erscheinen drei Kreise wie fremde Himmelskörper und verwandeln die Traumlandschaft in ein visuelles Rätsel.
Erinnerungen an sein Herkunftsland Kamerun prägen Yann Stéphane Bissos Werk. Themen wie Migration und Kolonialismus verwebt er mit persönlichen Fragestellungen um Heimat und Identität. Dabei bilden für ihn gesellschaftskritische Schriften insbesondere zu den Folgen des Kolonialismus einen wichtigen Bezugspunkt. In der Werkserie Figures S/O (Figuren S/O) untersucht Yann Stéphane Bisso die Bedeutung von Schwarzer Skulptur und fertigt 27 Objekte an, die Skulptur und Malerei verbinden. Er setzt sich mit den Statuen der Bulu und Bamileke aus Kamerun und zeitgenössischen Werken von Hervé Youmbi, Ousmane Sow und Ronald Moody auseinander.

Bild: Ausstellungsansicht «Yann Stéphane Bisso. Mosaïque, présence, absence», Kiefer Hablitzel | Göhner Kunstpreis 2024, Kunstmuseum Luzern, 2025 – Foto: Marc Latzel
Für die 27 Skulpturen geht Yann Stéphane Bisso von Objekten aus Kunst, Kultur und Kunsthandwerk aus. Von jedem malt er vier Gemälde und montiert sie als Kubus auf recyclierte Stuhlbeine. Dabei basiert ein Bild immer auf dem vorangehenden, so dass eine vielschichtige Zeitlichkeit von Original und Kopie entsteht. Im Gegensatz zur westlichen Anschauung ist dieses Verhältnis nicht negativ besetzt, sondern das Original erlangt durch seine Kopie eine neue Präsenz («présence»). Die Serie thematisiert kulturelles Erbe, seine Zirkulation, Wiederkehr und Reinterpretation.
Den Künstler interessiert, wie Motive und Symbole über Generationen und Geografien wandern, sich verändern und immer wieder neue Aktualität erlangen. Als Gegensatz dazu steht «absence» für die Skulpturen, die nicht zu sehen sind, wie als Echoraum unauslöschlicher Erinnerungen.
Yann Stéphane Bisso ist von Kiefer Hablitzel | Göhner mit dem Sonderpreis ausgezeichnet worden, der nebst einer Einzelausstellung eine erste Publikation ermöglicht.
Kuratiert von Eveline Suter
kml
Kontakt:
https://www.kunstmuseumluzern.ch/ausstellungen/yann-stephane-bisso/

Bild: Ausstellungsansicht «Yann Stéphane Bisso. Mosaïque, présence, absence», Kiefer Hablitzel | Göhner Kunstpreis 2024, Kunstmuseum Luzern, 2025 – Foto: Marc Latzel
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Kommentare von Daniel Leutenegger