19. Mai 2025
«WIEBKE SIEM. DER TRAUM DER DINGE»
Ausstellung im Kunstmuseum Luzern, bis am 29. Juni 2025

Bild: Ausstellungsansicht «Wiebke Siem. Der Traum der Dinge», In Kooperation mit Fumetto Comic Festival Luzern, Kunstmuseum Luzern, 2025, Courtesy of the artist – Foto: Marc Latzel
Die deutsche Künstlerin Wiebke Siem (*1954) lässt das Fantastisch-Groteske in den häuslichen Alltag einbrechen. Ob Kostüme, die dazu einladen, in eine andere Identität zu schlüpfen, oder Möbel, die die Arme baumeln lassen – Wiebke Siem schafft einen ebenso komischen wie abgründigen Kosmos, der mit Ironie und Witz die Widersprüche und Unzulänglichkeiten unserer Lebenswelt sichtbar macht.
In ihren Werken verbindet die Künstlerin einen feministischen Blick mit der Kritik an problematischen Aneignungsstrategien von aussereuropäischer Kunst in der Moderne. Die Skulpturen eröffnen zahlreiche Assoziationen zur Kunstgeschichte, sei es zu den Puppen von Sophie Taeuber-Arp, Schlemmers Bauhaus-Bühne, dem Theater von Tadeusz Kantor, zu Karikaturen oder surrealistischen Collagen.
Mit der interaktiven Installation «Der Traum der Dinge» lädt Wiebke Siem das Publikum ein, selbst Skulpturen zu gestalten. Dafür hat die Künstlerin über Jahre hölzerne Gegenstände aus Haushalt und Handwerksstätten zusammengetragen, abgeschliffen und so gebeizt, dass sie eine einheitliche Farbe haben. Aus Vasen, Perückenköpfen, Hutformen, Stiefelleisten, Kleiderbügeln, Waschbrettern und vielen weiteren Objekten können Figuren ganz unterschiedlichen Charakters zusammengestellt werden. Ob ein Waschbrett oder eine Brotschüssel den Bauch formt, macht einen Unterschied!

Ausstellungsansicht «Wiebke Siem. Der Traum der Dinge», In Kooperation mit Fumetto Comic Festival Luzern, Kunstmuseum Luzern, 2025, Courtesy of the artist – Foto: Marc Latzel
Die 19 Figuren Ohne Titel sind ursprünglich Teil der raumgreifenden Installation Das Maximale Minimum. Sie bestehen aus Nähutensilien wie Knöpfen, Gürtelschnallen, Stopfeiern oder Knopfdosen. Ihre Präsentation erinnert an die Zurschaustellung von Kulturgütern kolonialer Herkunft in ethnologischen Museen losgelöst von ihrem Entstehungskontext. Die Künstlerin kommentiert mit der bühnenhaften Inszenierung problematische Aneignungsstrategien aussereuropäischer Kultur in westlichen Museen.
Wiebke Siem greift in ihrem Werk immer wieder Stereotypen auf, um gesellschaftliche Konzepte wie Geschlecht oder Ethnie zu thematisieren. Die Künstlerin verwendet in beiden Werken Objekte aus Tätigkeitsbereichen, die traditionell als weiblich gelten, sei das die Küche, der Haushalt oder das Nähatelier. Sie verweist damit aus dezidiert weiblicher Perspektive auf Gender-Klischees und Machtasymmetrien oder reflektiert das Sammeln von ethnologischen Objekten kritisch. Indem sie das Publikum teilhaben lässt und sich in den Hintergrund stellt, ironisiert sie zudem die grosse, schöpferische Geste und den Geniekult.
Die in Kiel geborene, heute in Berlin beheimatete Künstlerin Wiebke Siem ist mit dem renommierten Goslarer Kaiserring Preis als eine der «innovativsten und originellsten Künstler:innen ihrer Zeit» ausgezeichnet worden. Von 1979 bis 1984 studierte sie an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Bekannt wurde sie in den 1990er-Jahren mit ihren raumgreifenden Installationen von verfremdeten Alltagsdingen. Sie hat zahlreiche weitere Auszeichnungen erhalten und ist international mit Ausstellungen vertreten.
Kuratiert von Eveline Suter
In Kooperation mit Fumetto Comic Festival Luzern
kml
Kontakt:
https://www.kunstmuseumluzern.ch/ausstellungen/wiebke-siem/

Bild: Ausstellungsansicht «Wiebke Siem. Der Traum der Dinge», In Kooperation mit Fumetto Comic Festival Luzern, Kunstmuseum Luzern, 2025, Courtesy of the artist – Foto: Marc Latzel
#WiebkeSiem #DerTraumderDinge #KunstmuseumLuzern #FumettoLuzern #Eveline Suter #CHcultura @CHculturaCH ∆cultura cultura+
Kommentare von Daniel Leutenegger