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19. Februar 2011

über die hälfte aller wirtschaftswissenschaftler/innen fühlt sich bei der recherche überfordert

Ob Plagiatsvorwürfe oder Datenschummelei – der hohe Erfolgsdruck im Wissenschaftsbetrieb treibt so manchen Wissenschaftler zu unehrenhaften Entscheidungen. Doch wie arbeiten Wissenschaftler eigentlich? Wo sind Hürden? Wo sind sie schlicht überfordert? Die «ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft» hat den wissenschaftlichen Alltag von Wirtschaftswissenschaftlern in Deutschland einmal unter die Lupe genommen.

Grafiken: © ZBW

Über die Hälfte aller Wirtschaftswissenschaftler/innen in Deutschland fühlen sich bei der wissenschaftlichen Literaturrecherche überfordert. Sei es die Beurteilung der wissenschaftlichen Qualität oder das Finden der richtigen Suchbegriffe – selbst arrivierte Forscher/innen sind auf der Suche nach Unterstützung. Auch beim Publizieren von Forschungsarbeiten kennen Wissenschaftler/innen nicht alle ihre Möglichkeiten. Die ZBW-Studie gibt Einblicke ins Informationsmanagement an deutschen Universitäten.

Von der Idee bis zur Publikation müssen Wissenschaftler/innen nicht nur analysieren, diskutieren und denken. Der Weg zu Reputation und Anerkennung ist überdies gepflastert durch viele Fleiss- und Verwaltungsaufgaben: Literatur muss recherchiert, Forschungsdaten müssen mühsam beschafft und Verlagsverträge geprüft werden. Bei den meisten dieser administrativen Arbeiten fühlen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland schlicht überfordert. Dies zeigt die Untersuchung der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft zum Informationsmanagement von Wirtschaftswissenschaftler/inne/n in Deutschland.

über die hälfte aller wirtschaftswissenschaftler/innen fühlt sich bei der recherche überfordert

Ein erhebliches Problem stellt für Forschende die Beurteilung von Recherchetreffern dar. 53 Prozent der befragten Wirtschaftsforschenden geben an, dass ihnen die Beurteilung der wissenschaftlichen Qualität eines Suchtreffers häufig schwer fällt.

Immerhin 40 Prozent der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus BWL und VWL finden es schwierig zu beurteilen, ob ein Treffer für ihr Forschungsvorhaben relevant ist. Zudem finden 35 Prozent aller befragten Forscher/innen bei der Recherche die Suche nach einem passenden Schlagwort schwierig.   

Ein weiteres Problem stellt die fehlende Publikationsinfrastruktur dar. Doktorand/inn/en und Post Docs fühlen sich oft allein gelassen, wenn es darum geht, einen renommierten Verlag für ihre Dissertation zu finden (45 Prozent) oder das richtige Journal für ihren Aufsatz (27 Prozent). Die Gestaltung von Autorenverträgen mit Verlagen werden von einem Viertel der Befragten (24 Prozent) als besonders belastend empfunden, insbesondere aufgrund des fehlenden juristisches Wissens zu urheberrechtlichen Regelungen. Hinzu kommt der hohe Aufwand für Formatierungen, Quellenverwaltung und Übersetzungen nach Verlagsvorgaben, die 48 Prozent der Forschenden als beschwerlich empfinden.

Die vielfältigen Möglichkeiten des elektronischen Publizierens via Open Access sind der Mehrzahl der Wissenschaftler/innen unbekannt. Open Access wird in der Regel irrtümlicherweise assoziiert mit Wildwuchs und schlechter Qualität. Dass es renommierte Open-Access-Zeitschriften mit einem strengen Peer-Review-Prozess gibt, ist den wenigsten Wissenschaftler/inne/n überhaupt bekannt. Nur 16 Prozent der befragten Wirtschaftsforschenden nutzen die Vorteile sowie erhöhte Zitierhäufigkeit und Sichtbarkeit im Netz, die Open-Access-Journals bieten.

Zur ZBW-Studie

In einer kürzlich fertig gestellten empirischen Studie mit quantitativen und qualitativen Untersuchungsanteilen wurden knapp 200 Forschende und Studierende der Fächer VWL und BWL zu ihrem Informationsmanagement befragt.

Infografiken zur Studie finden sich -> hier.

Die Studienergebnisse können bei der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft bestellt werden bei

Dr. Doreen Siegfried

d.siegfried@zbw.eu

Über die ZBW

Die «ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft» ist das weltweit grösste Informationszentrum für wirtschaftswissenschaftliche Literatur mit einem überregionalen Auftrag – online wie offline.

Heute beherbergt die Einrichtung rund 4,5 Millionen Bände und 32’000 laufend gehaltene Zeitschriften. Daneben stellt die ZBW die wohl am schnellsten wachsende Sammlung von Open-Access-Dokumenten im Internet zur Verfügung: EconStor, das digitale Archiv, verfügt heute über 25’000 frei zugängliche Aufsätze und Working Papers. Mit EconBiz, der Suchmaschine für internationale wirtschaftswissenschaftliche Fachinformationen, können Studierende oder Wissenschaftler/innen in über 5 Millionen Datensätzen recherchieren.

Zusammen mit dem Institut für Weltwirtschaft (IfW) betreibt die ZBW das Peer-Review-Journal Economics, das nach dem Prinzip des Open Access konzipiert ist. Die ZBW ist Teil der Leibniz-Gemeinschaft und seit 2007 Stiftung des öffentlichen Rechts.

liw

über die hälfte aller wirtschaftswissenschaftler/innen fühlt sich bei der recherche überfordert
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  • Author
  • Daniel Leutenegger
  • 19. Februar 2011
  • Information und Dokumentation

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