21. November 2024
ZHAW-STUDIE ZUM THEMA «JOURNALIST:INNEN IN DER SCHWEIZ»
Schweizer JournalistInnen leiden unter zunehmender Prekarisierung und psychischer Belastung. Auch mangelnde Diversität ist im Journalismus eine dringende Herausforderung: Dies zeigt eine Studie des Instituts für angewandte Medienwissenschaft der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), die am Donnerstag vorgestellt wurde. Die repräsentative Studie erfolgte im Rahmen der international vergleichenden Befragung «Worlds of Journalism».
Bild: © ZAHW, Frank Brüderli, https://www.zhaw.ch/de/medien/media-corner/#c171449 (Ausschnitt)
Wer sind die Journalist:innen in der Schweiz, wie arbeiten sie und was besorgt sie? Diese Fragen beantwortet die 2023 durchgeführte ZHAW-Umfrage mit 1’179 Medienschaffenden aus allen drei Sprachregionen.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Diversität unter den Medienschaffenden geringer ist als angestrebt. Es besteht erheblicher Nachholbedarf: Frauen sind, vor allem in Führungspositionen, unterrepräsentiert.
Journalist:innen sind im Durchschnitt 43 Jahre alt, ihre männlichen Kollegen sogar 45. Die voranschreitende Akademisierung sowie die verstärkte politische Linksorientierung hindern die Diversität bei den Medienschaffenden zusätzlich. Auch in Bezug auf Herkunft und Religionszugehörigkeit zeigt sich die Berufsgruppe eher homogen.
Drohende Prekarisierung
Die Daten zu den Arbeitsbedingungen lassen einen Trend zur Prekarisierung erkennen. Indizien dafür sind die Zunahme befristeter Anstellungen und Nebentätigkeiten. 40 Prozent der Journalist:innen müssen mit einem monatlichen Lohn von weniger als 5’601 Schweizer Franken auskommen, während 32 Prozent zwischen 5’601 und 7’200 Schweizer Franken verdienen. Der Leistungsdruck wird zusätzlich erhöht durch das Zusammenlegen von Redaktionen und die Produktion für verschiedene Distributionskanäle. Die unter Zeitdruck stehenden Journalist:innen nehmen ihre redaktionelle Freiheit als rückläufig wahr.
«Unter diesen Arbeitsbedingungen schwinden die Chancen, dass Journalist:innen vermehrt Desinformation entgegenwirken und konstruktiven, lösungsorientierten Journalismus realisieren können», sagt Studienleiter Vinzenz Wyss.
Belastungen, Bedrohungen und Sorgen
Zwölf Prozent der Journalist:innen werden von der Sorge geplagt, dass sie innerhalb der nächsten zwölf Monate ihren Job verlieren. Der bei Kolleg:innen beobachtete Jobverlust sowie ein drohender sozialer Abstieg können eine ernste psychische Belastung darstellen. Tatsächlich machen sich 39 Prozent der Journalist:innen Sorgen um ihr psychisches Wohlbefinden. 73 Prozent der Medienschaffenden erleben ausserdem auf sie zielende, erniedrigende oder hasserfüllte Äusserungen und 67 Prozent nehmen öffentliche Diskreditierungen ihrer Arbeit wahr.
Downloads
In der vom SNF geförderten Studie werden Herausforderungen für die Medienorganisationen deutlich. Die komplette Studie kann unter diesem Link heruntergeladen werden:
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Kommentare von Daniel Leutenegger